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Studie zu FröschenSelbstbestimmter Sex im See

Menschliche Genderklischees reichen bis ins Tierreich. Zwei Bio­lo­g*in­nen räumen nun beim Grasfroschweibchen damit auf.

Grasfroschpaar zwischen Laicballen Foto: M. Kühn/blickwinkel/imago

Zum Sex gehören mindestens zwei. Jedenfalls bei ziemlich vielen Spezies. Umso merkwürdiger, dass eine der Parteien oft unter dem wissenschaftlichen Radar fliegt. So ging es auch den Grasfroschweibchen – Teil einer Spezies, deren Fortpflanzungsverhalten die Biologie „explosiv“ nennt. In dem weniger als zwei Wochen andauernden Spektakel Tausender sich am See tummelnder Frösche, müssen Weibchen immer wieder vermeiden, unter einem Haufen interessierter Männchen erdrückt zu werden.

Die Wissenschaft ging daher lange davon aus, dass diese das ganze eher stoisch hinnehmen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.Eine neue Studie rüttelt an dieser Vorstellung und deckt auf, wie Weibchen die Selektion in die eigene Hand nehmen.

Die Studie

Carolin Dittrich und Mark-Oliver Rödel, Bio­lo­g*in­nen des Berliner Museums für Naturkunde, haben für ihre Studie Frösche gesammelt und Männchen und unterschiedlich große Weibchen in eine wassergefüllte Plastikkiste gesetzt. Das Setting war offenbar anregend genug, denn die Männchen klammerten sich begehrlich an die Weibchen. Diese reagierten darauf mittel begeistert: 33 Prozent stellten sich umgehend tot. Viele begannen zu grunzen und fast alle initiierten eine Drehbewegung, die das Männchen unter die Wasseroberfläche schickt.

Das, was sich Forschende lange als ziemlich passiv vorgestellt haben, sieht in 83 Prozent der Fälle eher so aus, dass sich das Froschpaar um die eigene Achse dreht und abwechselnd einer von beiden schnappatmend aus dem Wasser guckt. Wobei das Männchen in 46 Prozent der Fälle entnervt aufgibt.

Die Forschenden erklären auch, wie die Männchen mit ihren Hinterbeinen verzweifelt versuchen, sich gegen die Drehbewegung zu stemmen und, dass besonders kleine Weibchen sich gut durchsetzen – erst recht, wenn die Männchen eher grobmotorisch groß sind. Damit rütteln sie gleichzeitig an der häufigen Vermutung, dass Größe im Tierreich gleichbedeutend mit Dominanz ist.

Was bringt’s?

So lange die Biologie verzerrt wird, braucht es akkurate Gegenerzählungen. Denn die Wissenschaft stellte sich speziesübergreifend lange alles weiblich Konnotierte als passiv vor. Angefangen mit der Idee vom Wettrennen der Spermien zu einem indifferenten Ei. Heute erforscht sie endlich, was Eizellen zur Selektion beitragen. Gut, wenn sie auch die Selbstbestimmung der Fröschin entdeckt.

Was man bei der Neuerzählung allerdings vermeiden sollte, ist, die ganze Wunderwelt der Natur in eine heteronormative Zweigeschlechtlichkeit zu zwängen, die schon auf Menschen nicht wirklich passt. Oder auch, auf die – ebenso sexistische – Erzählung zurückzufallen, dass Sex etwas ist, was Männchen wollen und Weibchen per se höchstens mürrisch hinnehmen.

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2 Kommentare

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  • "So lange die Biologie verzerrt wird, ...."

    "Heute erforscht sie endlich,... "

    Was ist heute? Ansonsten ist die Biologie schon längst weiter und feste Klischees sind aufgeweicht. Nicht umsonst ist das Feld des Sexuellen Selektion das Feld der Weibchen. Sie entscheiden bei vielen (größeren) Arten, wer mit wem. Und nicht nur das, sie entscheiden bei vielen Arten, welches Sperma akzeptiert wird, selbst bei Mehrfachbegattungen.

    Männchen sind biologisch nur ein Anhängsel. Sinnvoll für die Durchmischung von Genen, aber sonst?

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