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Studie zeigt finanziellen Nutzen von SchutzgebietenNaturschutz als Mega-Industrie

Naturschutzgebiete erbringen eine Wirtschaftsleistung von 5 Billionen Dollar im Jahr, zeigt eine Studie über den Nutzen der Biodiversität. Der Verlust biologischer Vielfalt trifft vor allem die Armen.

Hier versteckt sich ungeahnte Wirtschaftsleistung. Bild: dpa

Die Naturschutzgebiete der Welt erzielen eine höhere Wirtschaftsleistung als als die weltweiten Auto-, Stahl- und Softwarehersteller zusammen. "Die Umwelt erbringt der Menschheit allein auf den geschützten Flächen Leistungen im Wert von 5 Billionen Dollar pro Jahr", sagte der Ökonom Pavan Sukhdev bei einer Veranstaltung" von Econsense, dem "Forum für Nachhaltigkeit" der großen deutschen Konzerne. Die Auto-, Stahl- und Softwarebranchen kämen zusammen nur auf Erlöse von rund 3 Billionen Dollar. Die gesamte biologische Vielfalt - also auch jenseits geschützter Flächen - dürfte für die Menschheit und die globale Wirtschaft noch viel wertvoller sein.

Sukhdev, Leiter der Abteilung "Globale Märkte" der Deutschen Bank, ermittelt im Auftrag der Bundesregierung und der EU-Kommission die Kosten des Nichtstuns: Wie viel kostet uns der Verlust von Biodiversität weltweit?, lautet die Fragestellung. Daran beteiligt sich auch der ehemalige Weltbankökonom Nicholas Stern, der mit seinem Report über die Kosten des Klimawandels international Aufsehen erregt hatte.

In die 5 Billionen Dollar haben Sukhdev und seine Mitarbeiter unter anderem die wirtschaftliche Bedeutung des Trinkwassers eingerechnet, das Schutzgebiete zur Verfügung stellen. Auch der Wert von Küstenwäldern für den Schutz gegen Überschwemmungen, des Ökotourismus und der Nutzung von Pflanzen für die Medikamentenproduktion ist enthalten. "Naturschutz ist eine Mega-Industrie", erklärte Sukhdev.

Doch dieser Reichtum ist bedroht. Der Bankexperte für globale Märkte sieht vor allem drei Gefahren für die biologische Vielfalt: den Ausbau der Infrastruktur, der immer mehr naturnahe Flächen beispielsweise für Straßen verbraucht, der Klimawandel, der etwa vielen Pflanzenarten Lebensräume nimmt, und die Landwirtschaft, die beispielsweise Regenwald für Sojafelder roden lässt.

Um diese Gefahren zu stoppen und dem Verlust biologischer Vielfalt wenigstens in den Schutzgebieten zu Einhalt zu gebieten, sind nach Sukhdevs Forschungen 45 Milliarden Dollar pro Jahr nötig. "Das ist ein hervorragendes Geschäft", freut sich der Experte, "denn der Wert dieser Biodiversität ist über 100-mal so hoch."

Nichts zu unternehmen, kann Sukhdev zufolge dagegen teuer werden. Die weltweite Wirtschaftsleistung (BIP) werde stark belastet, wenn weiter so viel biologische Vielfalt wie bisher verlorengeht. Genaue Zahlen will der Bankmanager erst Ende Mai nennen, wenn sein Team im Rahmen der UN-Konferenz zur Biodiversität in Bonn einen Zwischenbericht veröffentlicht.

Unter dem Rückgang würden vor allem die Armen leiden, sagte Sukhdev aber schon jetzt. "Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen der Schädigung von Ökosystemen und anhaltender Armut", lautet einer seiner vorläufigen Schlüsse. Als Beispiel nennt er Haiti: Das ärmste Land in Amerika habe nur noch 3 Prozent seines ursprünglichen Waldbestandes. "Immer wenn es regnet, gibt es Überschwemmungen. Beim Verlust der Biodiversität geht es um Tod oder Leben." Die Reichen können in nicht gefährdete Gebiete ziehen, die Armen hingegen nicht.

Wer wenig Geld hat, ist oft auch auf möglichst reines Trinkwasser aus der Natur angewiesen. Wohlhabende dagegen können es sich leisten, das Wasser selbst zu reinigen oder sauberes Wasser anderswo einzukaufen.

Um Katastrophen wie in Haiti zu verhindern, ruft Sukhdev dazu auf, den Umweltschutz zu stärken. "Jeder Teil der Wirtschaft muss seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern", sagt der Inder. Und auf die Frage nach konkreten Schritten antwortet er: "Ich glaube an Steuern." Auf jeglichen Energie- und Materialverbrauch müssten wesentlich höhere Abgaben fällig werden.

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