Studie über Bodenerosion weltweit: Eine bodenlose Katastrophe
Die Hälfte der Menschheit ist von der Verschlechterung des Bodens betroffen. Eine Verbesserung ist aber möglich und lohnt sich auch.
Nach dieser Studie, an der ein internationales Team von dreißig Wissenschaftler und Forscherinnen viereinhalb Jahre gearbeitet hat, bahnt sich eine wortwörtlich bodenlose Katastrophe an. Das Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) an der Universität Bonn und das International Food Policy Research Institute (IFPRI) in Washington haben hierfür Satellitenpixel zum Begrünungszustand der Erde mit einer neuartigen Technik ausgewertet und mit zwölf Einzelstudien aus repräsentativen Ländern und Großlebensräumen wie China, Russland, Indien, Argentinien oder Niger ergänzt.
Ergebnis: In den letzten dreißig Jahren sind global 33 Prozent des Weidelands, 25 Prozent der Ackerflächen und 23 Prozent der Wälder signifikant degradiert, haben sich also stark verschlechtert. Das macht rund 30 Prozent der globalen Landfläche aus, von der etwa 3,2 Milliarden Menschen abhängig sind. Wahrscheinlich, führt das Wissenschaftsteam im Buch aus, liege die Zahl der Betroffenen sogar noch höher.
Lohnende Investitionen
Schon jetzt koste die Bodendegradation der Menschheit jährlich etwa 300 Milliarden Euro, so Zentrumsdirektor Joachim von Braun. Das seien pro Kopf der Weltbevölkerung 40 bis 50 Euro. 46 Prozent dieser Kosten müssten die Landnutzer tragen, 54 Prozent die Allgemeinheit. Deshalb brauche es dringend Anreize für bodenschonende Methoden. Und diese Investitionen seien lohnend: Jeder heute in Bodenschutz investierte Euro bringe in Zukunft 5 Euro Gewinn – die Hälfte als Ertrag, die andere Hälfte in Form von besserer Wasserqualität oder anderen Dienstleistungen von Ökosystemen.
Am schlimmsten um die Erde bestellt ist es südlich der Sahara. Der Verlust von Acker- und Weideflächen ist für die Bevölkerung lebensbedrohlich – und eine wenig beachtete Ursache für Flucht. Aber auch in Europa, Amerika und Asien gibt es enorme Schäden – hier vielfach verursacht durch die Agroindustrie, durch Dünger und Pestizide, unbedeckte Monokulturen und schwere Geräte.
Als Ausweg empfahl Exumweltminister Töpfer „Flurbereicherung“ statt Flurbereinigung und kleinere Einheiten, die sich dafür besser vernetzen: „Die höchste Produktivität liegt im Kleinen.“
Dass Boden durch Agroforstsysteme und Ökomethoden aber auch vergleichsweise schnell wieder verbessert werden kann, zeigt unter anderem die Sahelzone, die in Teilen wieder ergrünt. In Niger etwa zeitigt ein Baumpflanz- und Baumschutzprogramm gute Erfolge. Und in Äthiopien und anderen Ländern, so Stefan Schmitz vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, unterstütze die Bundesregierung kleinbäuerliche Projekte des nachhaltigen Landmanagements und der Wiederaufforstung.
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