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Studie über Berufsschüler in SachsenRechtsextremismus weit verbreitet

Jeder zweite Berufsschüler in Sachsen hat einer Studie zufolge eine fremdenfeindliche Grundhaltung. Ein Berufsschullehrer aus Leipzig hält die Zahlen sogar noch für "untertrieben".

Unter Sachsens Berufsschülern tummeln sich offenbar viele Rechtsradikale. Bild: dpa

DRESDEN taz | Jeder fünfte Berufsschüler in Sachsen offenbart rechtsextreme Einstellungen. Weitere 14 Prozent tendieren in diese Richtung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die am Dresdner Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung vorgestellt wurde.

Autor Michael Nattke hat 521 Fragebögen ausgewertet, die er an Berufsschulzentren im Großraum Dresden bei strengstem Vertrauensschutz ausfüllen ließ. Das Programm "entimon" des Bundesfamilienministeriums gegen Gewalt und Rechtsextremismus nennt zwar Haupt- und Berufsschüler als eine besonders gefährdete Gruppe. Dennoch, so Nattke, existierten über sie kaum Erhebungen.

Jeder zweite von allen Befragten räumt eine fremdenfeindliche Grundhaltung ein. Etwa jeder dritte steht dem Nationalsozialismus nahe und lehnt die gegenwärtige Demokratie ab. Diese Einstellungen sind oft mit Antiamerikanismus und einer Verklärung der DDR-Vergangenheit gekoppelt. Besonders anfällig zeigen sich Lehrlinge im Handwerk und Jugendliche im Berufsvorbereitungsjahr. Erwartungsgemäß sind rechtsextreme Neigungen im ländlichen Raum weit stärker als in der Großstadt ausgeprägt.

Bei den Erklärungsmustern dominiert deutlich ein Zusammenhang mit dem formalen Bildungsstand. Unter den Hauptschülern und denen ohne Schulabschluss an der Berufsschule kann jeder dritte als rechtsextrem eingestuft werden, weitere 26,6 Prozent tendieren dahin. Bei denen, die die Hochschulreife erlangen, sinkt dieser Prozentsatz auf 7,5 bzw. 9,5 Prozent. Geschlechterunterschiede treten hinter dem Bildungskriterium zurück. Die besondere Anfälligkeit von Berufsschülern ließe sich so erklären, resümierte Nattke, weil sie gewissermaßen das Erbe der niedrigeren Schulabschlüsse antreten.

Hinzu komme ein Klima an Berufsschulen, das neben den Kontakten im Freundeskreis das Wachsen rechtsextremer Anschauungen begünstige. Unter weiteren Erklärungsmustern spielt die Deprivation, also das Gefühl von Mangel und sozialer Benachteiligung die Hauptrolle, während Orientierungslosigkeit nur zu drei Prozent einfließt. Die als rechtsextrem Eingestuften wählen zur Hälfte NPD, bevorzugen aber statt Parteiveranstaltungen lieber Events wie Fußballturniere. Fast jeder dritte von ihnen hält Gewaltanwendung zur Durchsetzung politischer Ziele für legitim.

Nattkes empirische Untersuchung erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein und kann Berufsschulen nicht direkt mit anderen Schularten vergleichen. Dennoch besitzen einige Aussagen der Studie einen verallgemeinerbaren Wert. Um keine vorschnellen Urteile zu fällen, stufte Nattke Schüler erst dann als rechtsextrem ein, wenn der Durchschnitt ihrer Antworten auf einer vierstufigen Skala oberhalb von 2,75 lag.

Ein bei der Vorstellung anwesender Berufsschullehrer aus Leipzig hielt die Zahlen nach seiner Erfahrung eher noch für "untertrieben". Das sächsische Kultusministerium und die regionalen Bildungsagenturen wurden aufgefordert, solche Erhebungen ernster zu nehmen. Autor Nattke betonte, dass Interventionsmöglichkeiten mit der Berufsschule endeten und die Jugendlichen danach ins autonome Berufsleben entlassen werden.

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45 Kommentare

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  • R
    Rechs=Schlimm

    Rechts ist nichts schlimmes? Das kann wahrscheinlich nur einer sagen, der selbst rechts eingestellt ist. Und rechts hat sehr wenig mit Patriotismus zutun, denn wenn rechts patriotisch wäre, wäre kein linker ein Patriot oder geschweige, dass sich ein linker als Patriot bezeichnen würde.

     

    Rechts, war, ist und wird immer schlimm bleiben!

  • B
    bichette

    allen "verharmlosern" eine nazi-nähe zu unterstellen, wäre falsch. aber sie bringen sich durch ihre naive toleranz gegenüber diesen demokratie-feinden selbst in diese unanständige situation. schon vor 33 gab es eine schweigende mehrheit, die ebenso schuldig wurde wie die verbrecher selbst.

  • MB
    Mr. Burns

    @ Lars

    Widerlich und unsachlich ist, wenn man sofort als Rechtsextremist betitelt wird, weil man nicht den linken Mainstream der ungezügelten, bildungsfernen Zuwanderung unterstützt.

  • K
    Kommentar

    Ein Kabarettist brachte es mal vor einiger Zeit sehr schön auf den Punkt, "wer gut ausgebildet ist (meist ja junge Frauen), der geht ins Ausland und macht was aus sich, die anderen beliben in Sachsen und werden rechtsradikal".

    Sicherlich, man soll nicht alle über einem Kamm scheren, nur tun das ja die gesagten Kandidaten aus Sachsen auch, genau deswegen mag ich sie nicht, die Sachsen, schon wenn ich den Dialekt höre...

    ...nicht umsonst haben die in Görlitz bis zum letzten Tag gekämpft, damals...

    Sachen halt.

    Mauer drum rum bauen und ferdsch, dann könn' die sehen wie weit sie damit kommen.

  • R
    rechts=patriotisch

    jetzt mal schön locker bleiben. rechts ist per se nichts schlimmes, weil es patriotisch bedeutet. rechtsextrem sind wohl die wenigsten. genaus wie national was widerrum nur als nationalismus negativ ist. also liebe taz immer schon neutral bleiben.

  • R
    Rainer

    Und wo bleiben die Studien zu den Linksextremen, davon werden nie Studien veröffentlicht, warum nicht?

    Sie sind genauso gefährlich, oder gar gefährlicher als Rechte.

  • S
    Sophie

    Sieht in Sachsen-Anhalt im Raum Halle/Saale, Leuna, Merseburg an Berufsschulen auch nicht viel anders aus (um hier nicht über die Fragestellung der Studie weiter zu diskutieren;)). Vor wenigen Jahren kümmerten sich deshalb auch Vertreter jeder Partei um ein gemeinsames Treffen mit Schülersprechern (u.a. mir) der Berufsschulen um herauszubekommen, was man gegen (Rechts-)Extremismus machen kann.

  • JP
    Jim Plaste

    @ Peter Langheimer

     

    Ich akzeptiere Ihre Interpretation meines Kommentares als "unsachlich", erlaube mir aber rückzuinterpretieren, dass Sie im Grunde "unzulässig" meinen. Ich propagiere lediglich Offenheit und eine nicht nur einseitige Betrachtungsweise politischer Extremheiten. Sie wissen was ich meine. Ihre Beobachtungen (ich nehme an der Presse entnommen) stellen sicher wahrhaftige Begebenheiten dar, jedoch eben sehr einseitg und vor allem mit der Zielsetzung beobachtet und gesammelt, die Aussage zu untermauern, das Rechtsextremismus "böse" ist. Das ist auch allgemein akzeptiert. Jedoch gibt es stets eine der Ihren ähnelnde Reaktion, wenn man etwaige Studien nur leicht hinterfragt, was nicht automatisch bedeutet, die "Boshaftigkeit" des Rechtsextremismus' zu hinterfragen.

     

    Zitierte Studie habe ich gelesen, kann Ihnen aber leider in der Kürze der Zeit keinen Verweis darauf liefern, was nicht bedeuten soll, dass ich mir jene Studie ausgedacht habe. Sie müssen mir also unbekannterweise und diskursgestaltend "vertrauen".

     

    @Lars

     

    Ich scheine für Sie ein Nationalsozialist zu sein, weil ich mir herausnehme, zitierte Studie zu hinterfragen. Das ist nicht sehr nett von Ihnen. Entschuldigen Sie die Unverfrorenheit.

  • MC
    moped city

    Interessant ist die Mischung aus Nähe zum Nationalsozialismus und Verklärung der DDR-Geschichte. Fakt ist, dass in der DDR keine Aufarbeitung der NS-Geschichte stattgefunden hat, weil man ja per se antiimperialistisch war. Da muss man sich nicht wundern, wenn heute im Osten der Republik signifikant mehr Nähe zu ausländerfeindlichen Ansichten gegeben sind. Eine öffentliche Debatte über diesen Fakt findet aber nicht statt, weil jeder Politiker Angst hat, als Besserwessi gebrandmarkt zu werden. Fakt ist zudem, dass es auch 20 Jahre nach dem Mauerfall im Osten nicht gelungen ist, eine Bürgergesellschaft zu etablieren. So lange solche Fakten jedoch nicht öffentlich gesagt werden dürfen aus Angst vor Verlust von Wählerstimmen im Osten wird sich daran auch nichts ändern. Fakt ist aber, dass man als Ausländer heute sehr gut in Städten wie Frankfurt oder Stuttgart leben kann (höchste Dichte an Ausländern in Deutschland), im Osten aber überhaupt nicht (durchgängig geringste Dichte an Ausländern in Deutschland).

     

    Es wäre schön, wenn endlich verstanden werden würde, dass solche Fakten abgekoppelt sind von der (schreckliches Wort) "Lebensleistung" jedes einzelnen DDR-Bürgers.

  • L
    Lars

    Widerlich wenn hier Leute wie Jim Plaste wieder versuchen, daß Naziproblem ostdeutscher Landidyllen schönzureden. Sind ja alles nur nette Patrioten.

  • PL
    Peter Langheimer

    Bei den Kommunalwahlen haben in Leipzig 14 544 Personen die NPD und 4834 die DSU gewählt. In Dresden haben 21615 Personen die NPD gewählt und 6936 die DSU. Das ist der städtische Raum und die Wahlbeteiligung lag bei rund 50 %. Unter 18 Jährige dürfen nicht wählen.

    @ Jim Paste: was Sie schreiben ist unsachlich. Es gibt keine einzige ernstzunehmende soziologische Studie, die ihre zitierte Frage als Maßstab nähme, eine rechtsextreme Einstellung zu attestieren. Wenn doch, dann zitieren sie diese.

    Verschließen wir nicht die Augen- es besteht ein erschreckendes Ausmaß an rassistischen, antisemitischen Einstellungen in Deutschland (und natürlich auch anderswo). In Mecklenburg Vorpommern werden Polizisten von Landespolitikern dazu angehalten, Zahlen von Übergriffen seitens Rechtsextremer/Rechtsradikaler zu schönen, in X deutschen Kleinstädten wird von Oberbürgermeistern und anderen Politikern jegliches Problem mit Rechtsradikalen von sich gewiesen, finanzielle Unterstützung für die mobilen Beratungsteams wird gekürzt, diverse Lokalzeitungen (z.B. die LVZ in Leipzig) stützen ausländerfeindliche Vorurteile, indem sie in X Artikeln nichtdeutsche Nationalität oder eine Ethnizität pauschal mit Kriminalität verbinden (siehe die Berichterstattung über den so genannten "Türsteherkrieg", wo die "kriminellen Ausländer" gegen die "deutschen Türsteher" gestellt werden). In Presseartikeln wird sich stärker auf Aussagen von NPD Mitgliedern als auf Polizeiberichte gestützt (siehe Berichterstattung über das "NPD Bürgerbüro" in Leipzig). Die CDU stützte sich in Hamburg auf die Stimmen der Schill-Partei. Nach Zählung des Opferfonds CURA und der Amadeu Antonio Stiftung war der am 23. Juli 2008 in Brandenburg ermordete Tischler das 138. Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Deutschland seit 1990. Die Liste wäre verlängerbar. So "liberal, sauber, ordentlich und friedlich" ist es nicht Deutschland.

  • M
    max

    Mich hätte jetzt auch einmal interessiert, welche Fragen den Studienobjekten so gestellt worden sind.

  • A
    aka

    @Jim Plaste

    Ja, das ist mir auch aufgestossen ...

  • S
    sozusagen

    @ Jim Plaste:

    Können Sie mir sagen in welcher Studie das war? Da würde ich gerne mal reinlesen.

  • JP
    Jim Plaste

    Mit würden vor allem die Art der Fragen interessieren, mit denen die in der "Studie" festgestellte Rechtsextremität attestiert werden konnte. Es gab in den letzen Jahren bekanntlich eine bemerkenswerte Zahl an Studien, die bemerkenswerten Anteilen der Bevölkerung rechtsextreme Einstellungen unterstellt, die oft auf Fragen basieren, wie beispielsweise: "Finden Sie, dass die Bundesrepublik Deutschland ihre Interessen auf internationaler Ebene überzeugend vertreten sollte?", wobei einen positive Antwort als rechte Gesinnung gewertet würde.

     

    Also, liebe kritische TAZ, recherchieren Sie doch bitte ein wenig genauer und detaillierter, damit der geneigte Leser auch über den Hintergrund dieser besorgniserregenden Studie erfährt, und eventuell die eigene rechtsextreme Weltsicht korrigieren kann.

  • R
    Rechs=Schlimm

    Rechts ist nichts schlimmes? Das kann wahrscheinlich nur einer sagen, der selbst rechts eingestellt ist. Und rechts hat sehr wenig mit Patriotismus zutun, denn wenn rechts patriotisch wäre, wäre kein linker ein Patriot oder geschweige, dass sich ein linker als Patriot bezeichnen würde.

     

    Rechts, war, ist und wird immer schlimm bleiben!

  • B
    bichette

    allen "verharmlosern" eine nazi-nähe zu unterstellen, wäre falsch. aber sie bringen sich durch ihre naive toleranz gegenüber diesen demokratie-feinden selbst in diese unanständige situation. schon vor 33 gab es eine schweigende mehrheit, die ebenso schuldig wurde wie die verbrecher selbst.

  • MB
    Mr. Burns

    @ Lars

    Widerlich und unsachlich ist, wenn man sofort als Rechtsextremist betitelt wird, weil man nicht den linken Mainstream der ungezügelten, bildungsfernen Zuwanderung unterstützt.

  • K
    Kommentar

    Ein Kabarettist brachte es mal vor einiger Zeit sehr schön auf den Punkt, "wer gut ausgebildet ist (meist ja junge Frauen), der geht ins Ausland und macht was aus sich, die anderen beliben in Sachsen und werden rechtsradikal".

    Sicherlich, man soll nicht alle über einem Kamm scheren, nur tun das ja die gesagten Kandidaten aus Sachsen auch, genau deswegen mag ich sie nicht, die Sachsen, schon wenn ich den Dialekt höre...

    ...nicht umsonst haben die in Görlitz bis zum letzten Tag gekämpft, damals...

    Sachen halt.

    Mauer drum rum bauen und ferdsch, dann könn' die sehen wie weit sie damit kommen.

  • R
    rechts=patriotisch

    jetzt mal schön locker bleiben. rechts ist per se nichts schlimmes, weil es patriotisch bedeutet. rechtsextrem sind wohl die wenigsten. genaus wie national was widerrum nur als nationalismus negativ ist. also liebe taz immer schon neutral bleiben.

  • R
    Rainer

    Und wo bleiben die Studien zu den Linksextremen, davon werden nie Studien veröffentlicht, warum nicht?

    Sie sind genauso gefährlich, oder gar gefährlicher als Rechte.

  • S
    Sophie

    Sieht in Sachsen-Anhalt im Raum Halle/Saale, Leuna, Merseburg an Berufsschulen auch nicht viel anders aus (um hier nicht über die Fragestellung der Studie weiter zu diskutieren;)). Vor wenigen Jahren kümmerten sich deshalb auch Vertreter jeder Partei um ein gemeinsames Treffen mit Schülersprechern (u.a. mir) der Berufsschulen um herauszubekommen, was man gegen (Rechts-)Extremismus machen kann.

  • JP
    Jim Plaste

    @ Peter Langheimer

     

    Ich akzeptiere Ihre Interpretation meines Kommentares als "unsachlich", erlaube mir aber rückzuinterpretieren, dass Sie im Grunde "unzulässig" meinen. Ich propagiere lediglich Offenheit und eine nicht nur einseitige Betrachtungsweise politischer Extremheiten. Sie wissen was ich meine. Ihre Beobachtungen (ich nehme an der Presse entnommen) stellen sicher wahrhaftige Begebenheiten dar, jedoch eben sehr einseitg und vor allem mit der Zielsetzung beobachtet und gesammelt, die Aussage zu untermauern, das Rechtsextremismus "böse" ist. Das ist auch allgemein akzeptiert. Jedoch gibt es stets eine der Ihren ähnelnde Reaktion, wenn man etwaige Studien nur leicht hinterfragt, was nicht automatisch bedeutet, die "Boshaftigkeit" des Rechtsextremismus' zu hinterfragen.

     

    Zitierte Studie habe ich gelesen, kann Ihnen aber leider in der Kürze der Zeit keinen Verweis darauf liefern, was nicht bedeuten soll, dass ich mir jene Studie ausgedacht habe. Sie müssen mir also unbekannterweise und diskursgestaltend "vertrauen".

     

    @Lars

     

    Ich scheine für Sie ein Nationalsozialist zu sein, weil ich mir herausnehme, zitierte Studie zu hinterfragen. Das ist nicht sehr nett von Ihnen. Entschuldigen Sie die Unverfrorenheit.

  • MC
    moped city

    Interessant ist die Mischung aus Nähe zum Nationalsozialismus und Verklärung der DDR-Geschichte. Fakt ist, dass in der DDR keine Aufarbeitung der NS-Geschichte stattgefunden hat, weil man ja per se antiimperialistisch war. Da muss man sich nicht wundern, wenn heute im Osten der Republik signifikant mehr Nähe zu ausländerfeindlichen Ansichten gegeben sind. Eine öffentliche Debatte über diesen Fakt findet aber nicht statt, weil jeder Politiker Angst hat, als Besserwessi gebrandmarkt zu werden. Fakt ist zudem, dass es auch 20 Jahre nach dem Mauerfall im Osten nicht gelungen ist, eine Bürgergesellschaft zu etablieren. So lange solche Fakten jedoch nicht öffentlich gesagt werden dürfen aus Angst vor Verlust von Wählerstimmen im Osten wird sich daran auch nichts ändern. Fakt ist aber, dass man als Ausländer heute sehr gut in Städten wie Frankfurt oder Stuttgart leben kann (höchste Dichte an Ausländern in Deutschland), im Osten aber überhaupt nicht (durchgängig geringste Dichte an Ausländern in Deutschland).

     

    Es wäre schön, wenn endlich verstanden werden würde, dass solche Fakten abgekoppelt sind von der (schreckliches Wort) "Lebensleistung" jedes einzelnen DDR-Bürgers.

  • L
    Lars

    Widerlich wenn hier Leute wie Jim Plaste wieder versuchen, daß Naziproblem ostdeutscher Landidyllen schönzureden. Sind ja alles nur nette Patrioten.

  • PL
    Peter Langheimer

    Bei den Kommunalwahlen haben in Leipzig 14 544 Personen die NPD und 4834 die DSU gewählt. In Dresden haben 21615 Personen die NPD gewählt und 6936 die DSU. Das ist der städtische Raum und die Wahlbeteiligung lag bei rund 50 %. Unter 18 Jährige dürfen nicht wählen.

    @ Jim Paste: was Sie schreiben ist unsachlich. Es gibt keine einzige ernstzunehmende soziologische Studie, die ihre zitierte Frage als Maßstab nähme, eine rechtsextreme Einstellung zu attestieren. Wenn doch, dann zitieren sie diese.

    Verschließen wir nicht die Augen- es besteht ein erschreckendes Ausmaß an rassistischen, antisemitischen Einstellungen in Deutschland (und natürlich auch anderswo). In Mecklenburg Vorpommern werden Polizisten von Landespolitikern dazu angehalten, Zahlen von Übergriffen seitens Rechtsextremer/Rechtsradikaler zu schönen, in X deutschen Kleinstädten wird von Oberbürgermeistern und anderen Politikern jegliches Problem mit Rechtsradikalen von sich gewiesen, finanzielle Unterstützung für die mobilen Beratungsteams wird gekürzt, diverse Lokalzeitungen (z.B. die LVZ in Leipzig) stützen ausländerfeindliche Vorurteile, indem sie in X Artikeln nichtdeutsche Nationalität oder eine Ethnizität pauschal mit Kriminalität verbinden (siehe die Berichterstattung über den so genannten "Türsteherkrieg", wo die "kriminellen Ausländer" gegen die "deutschen Türsteher" gestellt werden). In Presseartikeln wird sich stärker auf Aussagen von NPD Mitgliedern als auf Polizeiberichte gestützt (siehe Berichterstattung über das "NPD Bürgerbüro" in Leipzig). Die CDU stützte sich in Hamburg auf die Stimmen der Schill-Partei. Nach Zählung des Opferfonds CURA und der Amadeu Antonio Stiftung war der am 23. Juli 2008 in Brandenburg ermordete Tischler das 138. Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Deutschland seit 1990. Die Liste wäre verlängerbar. So "liberal, sauber, ordentlich und friedlich" ist es nicht Deutschland.

  • M
    max

    Mich hätte jetzt auch einmal interessiert, welche Fragen den Studienobjekten so gestellt worden sind.

  • A
    aka

    @Jim Plaste

    Ja, das ist mir auch aufgestossen ...

  • S
    sozusagen

    @ Jim Plaste:

    Können Sie mir sagen in welcher Studie das war? Da würde ich gerne mal reinlesen.

  • JP
    Jim Plaste

    Mit würden vor allem die Art der Fragen interessieren, mit denen die in der "Studie" festgestellte Rechtsextremität attestiert werden konnte. Es gab in den letzen Jahren bekanntlich eine bemerkenswerte Zahl an Studien, die bemerkenswerten Anteilen der Bevölkerung rechtsextreme Einstellungen unterstellt, die oft auf Fragen basieren, wie beispielsweise: "Finden Sie, dass die Bundesrepublik Deutschland ihre Interessen auf internationaler Ebene überzeugend vertreten sollte?", wobei einen positive Antwort als rechte Gesinnung gewertet würde.

     

    Also, liebe kritische TAZ, recherchieren Sie doch bitte ein wenig genauer und detaillierter, damit der geneigte Leser auch über den Hintergrund dieser besorgniserregenden Studie erfährt, und eventuell die eigene rechtsextreme Weltsicht korrigieren kann.

  • R
    Rechs=Schlimm

    Rechts ist nichts schlimmes? Das kann wahrscheinlich nur einer sagen, der selbst rechts eingestellt ist. Und rechts hat sehr wenig mit Patriotismus zutun, denn wenn rechts patriotisch wäre, wäre kein linker ein Patriot oder geschweige, dass sich ein linker als Patriot bezeichnen würde.

     

    Rechts, war, ist und wird immer schlimm bleiben!

  • B
    bichette

    allen "verharmlosern" eine nazi-nähe zu unterstellen, wäre falsch. aber sie bringen sich durch ihre naive toleranz gegenüber diesen demokratie-feinden selbst in diese unanständige situation. schon vor 33 gab es eine schweigende mehrheit, die ebenso schuldig wurde wie die verbrecher selbst.

  • MB
    Mr. Burns

    @ Lars

    Widerlich und unsachlich ist, wenn man sofort als Rechtsextremist betitelt wird, weil man nicht den linken Mainstream der ungezügelten, bildungsfernen Zuwanderung unterstützt.

  • K
    Kommentar

    Ein Kabarettist brachte es mal vor einiger Zeit sehr schön auf den Punkt, "wer gut ausgebildet ist (meist ja junge Frauen), der geht ins Ausland und macht was aus sich, die anderen beliben in Sachsen und werden rechtsradikal".

    Sicherlich, man soll nicht alle über einem Kamm scheren, nur tun das ja die gesagten Kandidaten aus Sachsen auch, genau deswegen mag ich sie nicht, die Sachsen, schon wenn ich den Dialekt höre...

    ...nicht umsonst haben die in Görlitz bis zum letzten Tag gekämpft, damals...

    Sachen halt.

    Mauer drum rum bauen und ferdsch, dann könn' die sehen wie weit sie damit kommen.

  • R
    rechts=patriotisch

    jetzt mal schön locker bleiben. rechts ist per se nichts schlimmes, weil es patriotisch bedeutet. rechtsextrem sind wohl die wenigsten. genaus wie national was widerrum nur als nationalismus negativ ist. also liebe taz immer schon neutral bleiben.

  • R
    Rainer

    Und wo bleiben die Studien zu den Linksextremen, davon werden nie Studien veröffentlicht, warum nicht?

    Sie sind genauso gefährlich, oder gar gefährlicher als Rechte.

  • S
    Sophie

    Sieht in Sachsen-Anhalt im Raum Halle/Saale, Leuna, Merseburg an Berufsschulen auch nicht viel anders aus (um hier nicht über die Fragestellung der Studie weiter zu diskutieren;)). Vor wenigen Jahren kümmerten sich deshalb auch Vertreter jeder Partei um ein gemeinsames Treffen mit Schülersprechern (u.a. mir) der Berufsschulen um herauszubekommen, was man gegen (Rechts-)Extremismus machen kann.

  • JP
    Jim Plaste

    @ Peter Langheimer

     

    Ich akzeptiere Ihre Interpretation meines Kommentares als "unsachlich", erlaube mir aber rückzuinterpretieren, dass Sie im Grunde "unzulässig" meinen. Ich propagiere lediglich Offenheit und eine nicht nur einseitige Betrachtungsweise politischer Extremheiten. Sie wissen was ich meine. Ihre Beobachtungen (ich nehme an der Presse entnommen) stellen sicher wahrhaftige Begebenheiten dar, jedoch eben sehr einseitg und vor allem mit der Zielsetzung beobachtet und gesammelt, die Aussage zu untermauern, das Rechtsextremismus "böse" ist. Das ist auch allgemein akzeptiert. Jedoch gibt es stets eine der Ihren ähnelnde Reaktion, wenn man etwaige Studien nur leicht hinterfragt, was nicht automatisch bedeutet, die "Boshaftigkeit" des Rechtsextremismus' zu hinterfragen.

     

    Zitierte Studie habe ich gelesen, kann Ihnen aber leider in der Kürze der Zeit keinen Verweis darauf liefern, was nicht bedeuten soll, dass ich mir jene Studie ausgedacht habe. Sie müssen mir also unbekannterweise und diskursgestaltend "vertrauen".

     

    @Lars

     

    Ich scheine für Sie ein Nationalsozialist zu sein, weil ich mir herausnehme, zitierte Studie zu hinterfragen. Das ist nicht sehr nett von Ihnen. Entschuldigen Sie die Unverfrorenheit.

  • MC
    moped city

    Interessant ist die Mischung aus Nähe zum Nationalsozialismus und Verklärung der DDR-Geschichte. Fakt ist, dass in der DDR keine Aufarbeitung der NS-Geschichte stattgefunden hat, weil man ja per se antiimperialistisch war. Da muss man sich nicht wundern, wenn heute im Osten der Republik signifikant mehr Nähe zu ausländerfeindlichen Ansichten gegeben sind. Eine öffentliche Debatte über diesen Fakt findet aber nicht statt, weil jeder Politiker Angst hat, als Besserwessi gebrandmarkt zu werden. Fakt ist zudem, dass es auch 20 Jahre nach dem Mauerfall im Osten nicht gelungen ist, eine Bürgergesellschaft zu etablieren. So lange solche Fakten jedoch nicht öffentlich gesagt werden dürfen aus Angst vor Verlust von Wählerstimmen im Osten wird sich daran auch nichts ändern. Fakt ist aber, dass man als Ausländer heute sehr gut in Städten wie Frankfurt oder Stuttgart leben kann (höchste Dichte an Ausländern in Deutschland), im Osten aber überhaupt nicht (durchgängig geringste Dichte an Ausländern in Deutschland).

     

    Es wäre schön, wenn endlich verstanden werden würde, dass solche Fakten abgekoppelt sind von der (schreckliches Wort) "Lebensleistung" jedes einzelnen DDR-Bürgers.

  • L
    Lars

    Widerlich wenn hier Leute wie Jim Plaste wieder versuchen, daß Naziproblem ostdeutscher Landidyllen schönzureden. Sind ja alles nur nette Patrioten.

  • PL
    Peter Langheimer

    Bei den Kommunalwahlen haben in Leipzig 14 544 Personen die NPD und 4834 die DSU gewählt. In Dresden haben 21615 Personen die NPD gewählt und 6936 die DSU. Das ist der städtische Raum und die Wahlbeteiligung lag bei rund 50 %. Unter 18 Jährige dürfen nicht wählen.

    @ Jim Paste: was Sie schreiben ist unsachlich. Es gibt keine einzige ernstzunehmende soziologische Studie, die ihre zitierte Frage als Maßstab nähme, eine rechtsextreme Einstellung zu attestieren. Wenn doch, dann zitieren sie diese.

    Verschließen wir nicht die Augen- es besteht ein erschreckendes Ausmaß an rassistischen, antisemitischen Einstellungen in Deutschland (und natürlich auch anderswo). In Mecklenburg Vorpommern werden Polizisten von Landespolitikern dazu angehalten, Zahlen von Übergriffen seitens Rechtsextremer/Rechtsradikaler zu schönen, in X deutschen Kleinstädten wird von Oberbürgermeistern und anderen Politikern jegliches Problem mit Rechtsradikalen von sich gewiesen, finanzielle Unterstützung für die mobilen Beratungsteams wird gekürzt, diverse Lokalzeitungen (z.B. die LVZ in Leipzig) stützen ausländerfeindliche Vorurteile, indem sie in X Artikeln nichtdeutsche Nationalität oder eine Ethnizität pauschal mit Kriminalität verbinden (siehe die Berichterstattung über den so genannten "Türsteherkrieg", wo die "kriminellen Ausländer" gegen die "deutschen Türsteher" gestellt werden). In Presseartikeln wird sich stärker auf Aussagen von NPD Mitgliedern als auf Polizeiberichte gestützt (siehe Berichterstattung über das "NPD Bürgerbüro" in Leipzig). Die CDU stützte sich in Hamburg auf die Stimmen der Schill-Partei. Nach Zählung des Opferfonds CURA und der Amadeu Antonio Stiftung war der am 23. Juli 2008 in Brandenburg ermordete Tischler das 138. Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Deutschland seit 1990. Die Liste wäre verlängerbar. So "liberal, sauber, ordentlich und friedlich" ist es nicht Deutschland.

  • M
    max

    Mich hätte jetzt auch einmal interessiert, welche Fragen den Studienobjekten so gestellt worden sind.

  • A
    aka

    @Jim Plaste

    Ja, das ist mir auch aufgestossen ...

  • S
    sozusagen

    @ Jim Plaste:

    Können Sie mir sagen in welcher Studie das war? Da würde ich gerne mal reinlesen.

  • JP
    Jim Plaste

    Mit würden vor allem die Art der Fragen interessieren, mit denen die in der "Studie" festgestellte Rechtsextremität attestiert werden konnte. Es gab in den letzen Jahren bekanntlich eine bemerkenswerte Zahl an Studien, die bemerkenswerten Anteilen der Bevölkerung rechtsextreme Einstellungen unterstellt, die oft auf Fragen basieren, wie beispielsweise: "Finden Sie, dass die Bundesrepublik Deutschland ihre Interessen auf internationaler Ebene überzeugend vertreten sollte?", wobei einen positive Antwort als rechte Gesinnung gewertet würde.

     

    Also, liebe kritische TAZ, recherchieren Sie doch bitte ein wenig genauer und detaillierter, damit der geneigte Leser auch über den Hintergrund dieser besorgniserregenden Studie erfährt, und eventuell die eigene rechtsextreme Weltsicht korrigieren kann.