piwik no script img

Studie Frauen in arabischen LändernIn Ägypten geht's Frauen mies

Genderexperten beurteilen die Lage für Frauen in 22 Ländern der arabischen Welt. Auf den Komoren geht es ihnen ganz gut, in Ägypten gar nicht.

Nur für Frauen: ein Abteil der Kairoer U-Bahn. Bild: dpa

BERLIN taz | Eine Erhebung über die Lage der Frauen in den Mitgliedsländern der Arabischen Liga fördert überraschende Ergebnisse zutage. Am besten geht es einer Umfrage der Reuters Thompson Foundation zufolge den Frauen auf den Komoren, einer Inselgruppe, die vor Mosambik im Indischen Ozean liegt. Schlusslicht ist Ägypten – hinter Irak, Saudi-Arabien, Syrien und dem Jemen.

Von anderen arabischen Revolutionsstaaten liegt Libyen auf Rang neun und Tunesien auf Platz sechs. Somalia, das als gescheiterter Staat gilt, schafft es auf Platz 14.

Die Meinungsumfrage ist nicht repräsentativ angelegt. Befragt wurden 336 GenderexpertInnen in den 21 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga sowie Syrien, das aus der Liga ausgeschlossen wurde. Die Fragen beziehen sich auf die Kriterien der UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau (CEDAW), die 1981 in Kraft trat.

In der Erhebung wurden Meinungen zu Gewalt gegen Frauen, reproduktiven Rechten, der Behandlung von Frauen in Familien, der Integration in die Gesellschaft sowie der Haltung gegenüber Frauen in Politik und Wirtschaft abgefragt.

Laut den Ergebnissen schnitt Ägypten in fast allen dieser sechs Kriterien schlecht ab. Sexuelle Gewalt, Belästigung, Frauenhandel, Genitalverstümmelung, Zwangsehe und Sicherheitsprobleme nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak 2011 führten demzufolge dazu, dass Ägypten auf Platz 22 landete.

Berechtigte Hoffnungen

Allerdings sehen einige Aktivistinnen seit 2011 auch Anlass zur Hoffnung. Traditionell seien Frauenrechte ein Anliegen der intellektuellen Elite gewesen, sagte Nihad Abul Komssan, Leiterin des Ägyptischen Zentrums für Frauenrechte, gegenüber Reuters.

„Aber die große Herausforderung, vor die sich Frauen gestellt sahen, führte dazu, dass auch einfache Frauen und Analphabetinnen auf der Straße Frauenthemen diskutierten.“

Und der Sieger, die Komoren? Sie schnitten in allen Kategorien gut ab – mit Ausnahme der politischen Repräsentation. Nur 3 Prozent der Abgeordneten des Parlaments sind Frauen. Aber 35 Prozent aller Frauen sind berufstätig, sexuelle Gewalt wird bestraft, und die Hälfte der Gefangenen in der Hauptstadt Moroni sitzen deswegen hinter Gittern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • @ Störtebekker

     

    Arroganz liegt vielmehr vor wenn, wie hier, "Frauenrechte" über denen von Männern und Kindern gestellt werden. Gerade bei den angeführten "Reprodukionsrechten" gibt es für Männer nur ein Achselzucken, sonst nichts.

     

    Zudem ist die Studie ein einziger Humbug. Oder warum wurde bei der parlamentarischen Vertretung (und auch überall sonst wo es opportun war) der Mann als Maßstab genommen, bei krassen Vorteilen, wie z.B. der höheren Lebenserwartung) aber darauf verzichtet?

    Solche "Studien" sind schlicht unseriös.

  • GF
    Genderpriester finden Wunder!

    Was finden die Genderexperten als nächste Sensation heraus? Steinigungen tun weh und sind tödlich?

    Gut diese Religionsführer der Genderreligion zu haben. Etwas zu tun brauchen sie ja, besonders wenn die Wissenschaft ihren Glauben längst als Humbuk sieht und es auch belegen kann.

  • F
    Fraseologe

    Wieder einmal werden Männerschicksale ausgeblendet, obwohl der Islam viel männerverachtender ist als er frauenverachtend ist.

     

    Typisches Genderpamphlet.

  • Man hat also westliche Maßstäbe als Messlatte genommen, und dann abgefragt ob diese Maßstäbe in alle Welt angelegt werden. Die Interessen der westlichen Mittelschichtsfrau haben also auch diejenigen aller anderen Frauen weltweit zu sein. Basta! Was für eine Arroganz.

     

    Das Frauenrechte, z.B. reproduktive Rechte zwangsläufig mit reproduktiven Rechte von Männern oder Kinderrechten in Konflikt stehen, aber lediglich Frauenrechte Maßstab seien sollen, passt da leider nur ins schlechte Bild dieser "Studie".

    • S
      Störtebekker
      @Horsti:

      Arroganz????

      Gelten für Sie die Menschenrechte nur regional? Was für eine kranke Weltsicht. Für Sie ist es also vollkommen in Ordnung, wenn Frauen als Mensch 2. Klasse behandelt werden, wenn es ihre Religion so verlangt. Mein Gott mit Ihrer Meinung wären wir hier immer noch bei den Hexenverbrennungen. Gott sei Dank waren unsere Vorfahren schon entschieden Fortschrittlicher wie Sie. Gruselig dise Weltsicht!

  • war da nicht was in Afghanistan? Großes Getöne, "wir stärken die Rechte der Frauen" usw.? Die Frauen in Afghanistan hatten damals keine Rechte und haben heute keine Rechte, aber wir verteidigen die Freiheit am Hindukusch, oder so ähnlich.

    • G
      Gast
      @Tadeusz Kantor:

      Schade nur, dass Afghanistan kein Arabischer Staat ist... Schaue Sie sich doch einfach mal den Link zu der Studie etwas genauer an.

  • T
    trinchen

    "Frauen geht es in der uslamischen Welt schlecht" - you don't say!!!!!

    Hätt ich nie gedacht. Hab immer gemeint das Frauen in der westlichen Welt unterdrückt, ausgenutzt und geknechtet werden. Wie man sich doch täuschen kann...