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„Stuckrad Late Night“Inhalte überwinden, jetzt!

Wer kann Harald Schmidt ersetzen? Vielleicht „Stuckrad Late Night“, die Anarcho-Show auf ZDFneo. Aber dann darf die Sendung sich nicht selbst zensieren.

Trau dich mal was, Benjamin von Stuckrad-Barre. Bild: dpa

Mut bedeutet bei Benjamin von Stuckrad-Barre: Gitarren zerschlagen mit Rezzo Schlauch. Oder die Lippen schminken wie Claudia Roth. Oder vor laufender Kamera zu rauchen. Was will er?

Am Donnerstag war Pirat Christopher Lauer zu Gast bei „Stuckrad Late Night“, hyperaktives Mitglied des Berliner Abgeordnetenhaus. Der Joschka Fischer der Piraten-Partei, wie sich in der Sendung herausstellte. Stuckrads Frage zum Einstieg: „Können Sie den Typ Frau, den man als Pirat bekommt, hier mal ganz genau beschreiben?“ Dann gab's Club Mate aus Eimern und eine Domina, die die beiden auspeitschte.

Stuckrad bejubelte Lauer für eine Aussage, die er ans Ende einer Rede im Berliner Abgeordnetenhaus gesetzt hatte: Inhalte überwinden, jetzt! Er verbrüderte sich mit Lauer, weil er ADHS hat wie Stuckrad selbst. Die beiden rauchten Kette dabei. Stuckrad kippte sich Red Bull über die Krawatte. Sie verstanden sich: So wenig politisch, so sehr vornedran.

Stellvertretender „Bild“-Chef temporärer Sidekick

Wie wenig Mut Benjamin von Stuckrad-Barre tatsächlich hat, bewies seine Sendung vom 22. März – er zensierte sich selbst. Nikolaus Blome, stellvertretender Chefredakteur der Bild und temporärer Sidekick bei Stuckrad Late Night, sollte den Gast des Abends vorstellen: Christian Ude, Oberbürgermeister von München, SPD.

„Er ist der Darling der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft“, sagte Blome. „Senta Berger gehört zu seinen Freundinnen, Otti Fischer – obwohl ich da nicht so genau weiß, was die machen.“ In der ausgestrahlten Version folgte hier ein Schnitt, für den Zuschauer kaum zu bemerken. In der Aufzeichnung reagierte Stuckrad-Barre auf die hämische Bemerkung mit Ironie: Im Fall von Otti Fischer könne die Bild ja aus vollen Rohren schießen.

Der Schauspieler Ottfried Fischer klagte 2010 gegen einen ehemaligen Reporter der Bild. Der Reporter hatte Fischer heimlich beim Sex mit einer Prostituierten filmen lassen. Mit den Aufnahmen soll er Fischer erpresst haben, exklusiv mit Bild über die Affäre zu sprechen. Kennt man diese Geschichte, versteht man Stuckrads Impuls, Otti Fischer gegen die Häme des Bild-Manns in Schutz zu nehmen. Stuckrads Konter war klug und schlagfertig. Wie Harald Schmidt in Bestform. Aber was bringen kluge und schlagfertige Konter, wenn man sie rausschneidet. Stuckrad-Barre. Feigling.

Was an Stuckrad Late Night gefällt: Die Anarchie, das Unkontrollierte. Was an Stuckrad Late Night stört: die Zensur, die Kontrolle im Schnittraum. Hoffentlich war es ein Einzelfall.

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2 Kommentare

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  • B
    Bob

    Das war ja zu erwarten - endlich mal eine halbwegs kreative Fernsehsendung und schon ist ein Psychiater zu sehen, um das Ansehen (gibt es das überhaupt?) der Psychiatrie gegenüber "Klischees" zu verteidigen. Traurig ist, dass sich der gesamte Spott auf Lauer konzentrierte und alle Beteiligten vor der Autorität, dem "Dokter" stramm standen - oder hatte er vielleicht, wie bestimmt aus der Charité gewohnt, einen roten Knopf unter dem Tisch angebracht mit dem er bei undiszipliniertem Verhalten bzw. Krankheitsuneinsichtigkeit seine Pfleger-Schläger herbeizitieren konnte, die fürs Fernsehen ausnahmsweise Peitschenhiebe statt des üblichen "Tritt in die Eier" anwenden würden. Zugegeben, es war ein netter Auftritt und der Dokter hat jetzt ja eine eigen Praxis (Gewissengründe ?), was aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass psychiatrische Kliniken totalitäre Institutionen sind, in denen hauptsächlich Leute arbeiten, die die Menschenrechte verachten. Sehr sympathisch fand ich auch seine Vorstellung des Methylphenidats. Es würde mich auch überhaupt nicht stören, wenn er für diese Imagekampagne das ein oder andere Frühstück finanziert bekäme, aber dieser Auftritt hätte doch besser in die Sendung mit Döring gepasst.

  • M
    menschenfreund

    Wer oder was ist da zu ersetzen?