: Strom aus der Scheckkarte
■ swb-Tochter „Easy-Energy2“ testet den Markt zuerst einmal in Bremen / Angebot richtet sich an diejenigen, die Preisvergleiche anstellen
Wenn das Telefon aus der Steckdose kommt, warum soll nicht der Strom aus der Scheckkarte kommen? „Easy Energy2“ heißt das Produkt und wird von der Stadtwerke-Tochter gleichen Namens seit gestern angeboten. In Vegesack wurde es getestet und kam offenbar gut an. In Zukunft soll man an 50 Stationen in der Stadt seine Stromkarte aufladen können wie eine Geldkarte. Auf dem besonderen Zähler, den „Easy Energy“ kostenfrei einbaut, sieht man dann genau in Pfennigen, wie viel der Strom kostet. Genau 18,30 Mark ist der Grundpreis im Monat, 18,3 Pfennig kostet die Kilowattstunde zwischen 18.30 und ein Uhr nachts und am Wochenende, 24,6 Pfennig tagsüber. Wer tagsüber außer Haus ist und abends regelmäßig die Waschmaschine anwirft, für den kann sich der Tarif sogar im Vergleich mit dem „Freizeit“-Tarif der SWB-Mutter rechnen.
„Freizeit“ kostet zwar nur 17 Pfennig nachts. Aber die Nacht beginnt schon um 22 Uhr und endet morgens um sechs. Der „Freizeit“-Preisvorteil für Kühl- und Gefrierschrank in der Zeit zwischen ein und sechs Uhr liegt bei zwei Groschen, die Ersparnis des Easy-Tarifes in der Phase 18.30 bis 22 Uhr könnte leicht das doppelte jeden Tag ausmachen. Richtig lohnen tut sich der „Easy-Energy“-Tarif vor allem für Mehrpersonen-Haushalte, die bisher den Normaltarif zahlen. Richtig lohnen sollte sich das „Easy“-Angebot für die Stadtwerke, weil mit dem Scheckkarten-Modell der Kampf um ferne Kunden leichter wird.
Eigentlich wollte die swb-Enordia mit ihrem neuen Produkt außerhalb ihres eigenen Gebietes antreten. Auf Grund eines Streits über das Recht, einen neuen Zähler einzubauen, haben andere Stadtwerke sich die Konkurrenz der Easy Energy bisher vom Leibe gehalten. Nach dem alten Stromtarifrecht nämlich gilt der Rechtsgrundsatz: „Der Zähler gehört dem Netzbetreiber“, erklärt Geschäftsführer Dietmar Kerner das Problem. Juristisch sei aber der Fall geklärt: Das neue Wettbewerbsrecht stehe über dem alten Tarifrecht. „Bis zum Sommer“, so ist er sicher, wird das neue Produkt deshalb auch außerhalb Bremens zu haben sein, eine der acht größten Städte Deutschlands ist im Visier der swb-Tochter.
Zielkundschaft sind moderne, mobile Menschen, die den Weg zur Strom-Auflade-Stelle gern in Kauf nehmen, wenn sie dafür das Gefühl haben, die „Ware“ besser kontrollieren zu können. 2.000 Easy-Kunden in Bremen „wäre toll“, sagt Kerner. Für die anderen, die das Konto-Abbuchen lieben und selbst nicht rechnen wollen, gilt der swb-Slogan: „Wir machen es Ihnen leicht.“ K.W.
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