Streit ums Abschiedsspiel: "Ballack ist stur"
Rudi Völler will Michael Ballack im Zwist mit Bundestrainer Joachim Löw zum Einlenken bewegen. Ballack hatte zuvor ein Abschiedsspiel gegen Brasilien abgelehnt.
LEVERKUSEN dpa | Rudi Völler will die Fehde zwischen Fußballstar Michael Ballack und Bundestrainer Joachim Löw schlichten und den ehemaligen "Capitano" zum Einlenken bewegen. "Ich weiß, wie stur Michael Ballack ist", sagte Bayer Leverkusens Sportdirektor vor dem Trainingsauftakt des Champions-League-Teilnehmers am Sonntag. Völler baut als ehemaliger Teamchef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf ein friedvolles Ausklingen des Zwists: "Ich habe die Hoffnung auf ein versöhnliches Ende noch nicht aufgegeben."
Dieses "versöhnliche Ende" kann nur eines bedeuten: Völler will dazu beitragen, dass sich Ballack nach 98 Länderspielen doch noch zu einem Comeback durchringt und die DFB-Auswahl am 10. August in Stuttgart gegen Brasilien ein letztes Mal als Chef auf den Rasen führt. "Alle Seiten haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Die letzten zwei, drei Tage hätten wir uns ersparen können", übte Völler Kritik an seinem Star und Löw.
Der langjährige DFB-Kapitän Ballack hatte nach eigenen Angaben am Donnerstag im Urlaub erfahren, dass er vom Bundestrainer nicht mehr berücksichtigt wird. Einen Tag später warf Ballack Löw in einer via Anwaltskanzlei verbreiteten Eigenerklärung "Scheinheiligkeit" vor und bekundete seinen ultimativen Verzicht auf ein Abschiedsspiel. Dies sei, so Ballack, eine "Farce".
"Ein Spieler wie Michael Ballack hat keine zweite Belastung"
Völler und der neue Bayer-Trainer Robin Dutt trachten intensiv danach, rasch zum Alltag überzugehen. Jupp-Heynckes-Nachfolger Dutt gewinnt der neuen Situation um Ballack sogar positive Seiten ab: "Er kann sich jetzt auf die Champions League und die Bundesliga konzentrieren." Nach Ansicht des 46-jährigen Dutt, der vom SC Freiburg nach Leverkusen kam, gibt es jetzt einen klaren Vorteil: "Ein Spieler wie Michael Ballack hat keine zweite Belastung."
Dutts Prämissen an sein mit dem Mainzer Nationalspieler André Schürrle verstärktes Team sind hoch und decken sich mit denen von Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser: Bayer will endlich Meister werden. "Der Anspruch kann nur sein, vom zweiten Platz nach oben zu schauen. Ich bin nicht nach Leverkusen gewechselt, um aus einem zweiten Platz einen vierten oder fünften zu machen" - eine deutliche Kampfansage an Titelträger Borussia Dortmund und Rekord-Champion Bayern München.
Dutt schwärmte von seinem neuen Arbeitgeber, dem er "eine Mischung aus einem hohen Maß an Professionalität, großer Menschlichkeit und hoher sozialer Kompetenz" zubilligt. Dabei ist sich der in Köln geborene Schwabe der Gefahren seines Berufsstands bewusst: "Freiburg war fantastisch, aber ein einstelliger Tabellenplatz würde in Leverkusen einen neuen Trainerwechsel auslösen", ergänzte Dutt, der mit Freiburg in der vergangenen Spielzeit Neunter geworden war.
Völler machte zum wiederholten Mal deutlich, dass Bayer den wechselwilligen Chilenen Arturo Vidal trotz eines Millionen-Angebots nicht Richtung Isar ziehen lassen wird. "Bayern München und der SSC Neapel haben für Arturo Vidal ein Gebot in einer Region abgegeben, in der wir nicht schwach werden", betonte Völler. Bayern und "jeder andere Club in Deutschland können bieten, was sie wollen - wenn, dann wechselt Arturo ins Ausland".
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