Streit um das Atommüll-Endlager Konrad: Ein Neustart wäre besser
Die Endlagerstätte Konrad ist zu klein. Sinnvoller wäre es, nach einem Ort zu suchen, in dem alle strahlenden Abfälle Platz haben.
D ie deutsche Atommüllpolitik ist so gerade eben an einer totalen Bruchlandung vorbeigeschrammt. Seit Jahrzehnten ist der deutsche Staat auf der Suche nach geeigneten Lagerstätten für den radioaktiven Müll, die ihm seine eigene nukleare Vergangenheit hinterlassen hat. Nach dem Aus für den Salzstock Gorleben und das Zwischenlager in Würgassen stand auch der als Endlager für schwach und mittelradioaktive Abfälle vorgesehene Schacht Konrad in Salzgitter auf der Kippe.
Die Umweltverbände BUND und Nabu hatten den Widerruf der Genehmigung beantragt. Für sie ist klar: „Schacht Konrad ist und bleibt als Lager für schwach und mittelradioaktiven Atommüll ungeeignet.“
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) lehnte den Antrag auf Widerruf gestern vorläufig ab und vermied so den offenen Konflikt mit seiner Parteifreundin und Kollegin im Bund, Steffi Lemke.
In dem komplexen Verfahren ist der Bund Antragsteller und das Land Niedersachsen die Genehmigungsbehörde. In trockenen Tüchern ist Konrad aber noch nicht. Die Umweltorganisationen wollen Meyers Bescheid prüfen und erneut ihre Argumente vorbringen. Und die sind nicht schlecht. Das Endlager wurde vor mehr als 20 Jahren genehmigt, es entspricht damit kaum mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik.
Konrad schon jetzt zu klein
Konrad ist ein altes, „verritztes“ Bergwerk, in das Wasser eintritt. Auch würden die Abfälle dort nicht rückholbar eingelagert – eigentlich ein No-Go aus Sicht der aktuellen Forschung.
Vor allem aber ist das Endlager Konrad viel zu klein konzipiert. Es gibt dort keinen Platz für die aus dem havarierten Bergwerk Asse zu bergenden Fässer und die strahlenden Rückstände aus der Urananreicherung in Gronau.
Sollte die Genehmigung für Konrad Bestand haben, braucht es also – neben dem noch zu findenden Endlager für den hochradioaktiven Müll – mindestens noch eine weitere Lagerstätte. Sinnvoller wäre deshalb ein kompletter Neustart der Suche. Das hieße: Die Suche nach einem Ort, in dem auch wirklich alle strahlenden Abfälle Platz haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung