Streit um Uni-Präsidentenwahl: „Intransparentes Verfahren“

Fast 100 Professor*innen protestieren gegen die Wahl von Sascha Spoun zum neuen Präsidenten der Universität Göttingen.

Sascha Spoun an einem Rednerpult in der Leuphana Universität Lüneburg.

Stößt in Göttingen auf Widerstand: Sascha Spoun, hier 2017 bei einer Rede in Lüneburg Foto: dpa

GÖTTINGEN taz | Für Sascha Spoun ist es ein holperiger Weg ins neue Amt, und ob er tatsächlich ans Ziel führt, ist noch nicht abzusehen. Denn gegen die Wahl des deutsch-schweizerischen Wirtschaftswissenschaftlers zum künftigen Präsidenten der Universität Göttingen regt sich massiver Widerstand. Jetzt wird die Wahl auch noch vor Gericht angefochten.

Die Universität Göttingen war 2018 im Exzellenz-Wettbewerb zum zweiten Mal in Folge gescheitert. Die amtierende Präsidentin Ulrike Beisiegel kündigte daraufhin ihren vorzeitigen Rückzug für Anfang 2020 an. Eine Findungskommission machte sich auf die Suche nach einem Nachfolger, beraten wurde sie von dem Lüneburger Universitätspräsidenten Spoun.

Doch dann blieb der Berater überraschend der einzige Kandidat – und wurde einstimmig gewählt. Der Findungskommission gehören je drei stimmberechtigte Vertreter des Senats und des Stiftungsrats an.

Fast 100 Göttinger Professorinnen und Professoren protestierten gegen das ihrer Ansicht nach intransparente Verfahren und forderten – vergeblich – eine universitätsöffentliche Anhörung. Spoun habe sich als Berater durch interne Einsichten einen Vorteil bei seiner Kandidatur verschafft. Er sei zudem nicht, wie in der Ausschreibung verlangt, „ein international ausgewiesener Wissenschaftler“, sondern „forschungsfern“. Er habe lediglich eine Gastprofessur inne und sei auch als Hochschulmanager „höchst umstritten“.

Starke Kritik an Spoun auch in Lüneburg

Spoun leitet seit 2005 die Uni Lüneburg. Im Januar wurde er ohne Ausschreibung für acht Jahre wiedergewählt. Der Lüneburger AStA kritisierte damals, dass in den 14 Jahren der Präsidentschaft Spouns „zunehmend Management- und Marketing-Prozesse unsere Universität … dominieren“. Prozesse würden „von oben nach unten durchgesetzt“, das betreffe auch wichtige Entscheidungen wie Studiengangschließungen. Starke Kritik rief auch eine Kostenexplosion beim Bau des 2017 eröffneten Zentralgebäudes der Hochschule hervor.

In der vergangenen Woche hat nun ein unterlegener Mitbewerber beim Verwaltungsgericht Klage gegen die Entscheidung der Göttinger Findungskommission eingereicht. Mit einer einstweiligen Verfügung will er die Ernennung Spouns zum Uni-Präsidenten verhindern. Am Montag bat das Göttinger Gericht, die Universität möge Spoun bis zu einer Entscheidung nicht ernennen.

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