piwik no script img

Streit um Uni-Ausbildung für ErzieherBachelor im Windelnwechseln

Sollen mehr Erzieher an Hochschulen ausgebildet werden? In den meisten europäischen Ländern ist es so üblich. In Deutschland streiten sich die Experten.

Nicht mehr nur Kinderhüten: Erzieher mit Kindern in Schwerin. Bild: dpa

BERLIN taz | Nach Meinung des Wissenschaftsrats sollen künftig mehr Krankenpfleger, Hebammen und Ergotherapeuten an Hochschulen ausgebildet werden: Rund 20 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs in den Gesundheitsberufen soll künftig einen Bachelor-Abschluss haben.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, dass auch die Erzieherausbildung stärker als bisher an den Hochschulen stattfindet – und befeuert damit die Debatte um die fehlenden Fachkräfte für Kitas in Deutschland. „Die Anforderungen sind gestiegen. Wir brauchen für die Kitas die besten Leute“, sagt Bernhard Eibeck, Referent für Jugendliche und Sozialarbeit bei der GEW. Die Bundesagentur für Arbeit hatte erst kürzlich vorgeschlagen, Arbeitslose für den Einsatz in der Kita zu qualifizieren.

Normalerweise werden Erzieher an Fachschulen, Berufsschulen oder in einem Berufskolleg ausgebildet. Mittlerweile bieten aber auch immer mehr Hochschulen Bachelor- und Masterstudiengänge dazu an. „Das ist nötig, damit Deutschland international mithalten kann“, sagt Eibeck. Mit Ausnahme von Österreich und Malta sei es in allen anderen europäischen Ländern üblich, Erzieher an Hochschulen auszubilden.

Mittlerweile gibt es auch schon in Deutschland laut GEW circa 70 Studiengänge für Erzieher; 400.000 Absolventen sind bereits im Beruf. „Früher ging es in der Kita vor allem darum, die Kinder zu behüten. Heute sollen dort die ersten Bausteine für den Bildungsweg gelegt werden. Da braucht es hochqualifiziertes Personal“, sagt Eibeck. Er hofft: „Vielleicht wird dadurch die Bezahlung der Frühpädagogen besser.“

Axel Langner, Vizepräsident des Bundesverbandes der Erzieherinnen und Erzieher, ist skeptischer. Er befürchtet, dass die Praxis im Studium zu kurz kommt und Absolventen für den Berufsalltag nicht gerüstet sind: „Frühkindliche Erziehung ist ein praktischer Beruf. An einer Hochschule werden nur Theoretiker gefördert“, meint Langner. Er befürchtet, dass dann weniger Nichtabiturienten in den Erzieherberuf drängten und die Vielfalt in den Kitas dadurch verloren ginge. Sinnvoll sei eine Studium nur als Fort- und Weiterbildung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • K
    karin

    saublöder artikel-titel! note:6

  • X
    XXX

    @Banse

     

    und mit dem blöden Zettel wisch ich mir danach nur den Hintern ab.

     

    ich hab auch nur irgendein Fach genommen - worin ich nie arbeiten werde. Ich blockier jetzt total sinnlos mit die Uni. Danach werd ich das dann noch mal machen - erstmal sinnlos die Plätze blockieren.

     

    Technokraten und ihr Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

     

    ob die Erzieher in DE schlechter qualifiziert sind als britische Bachelorfriseure?

  • X
    XXX

    @Banse

     

    in vielen Ländern und mit vielen Berufen haben Deutsche im Ausland nachher das Nachsehen bei VErgütung und Position wg. der dualen Ausbildung hier, die im EQR auch noch zu niedrig eingruppiert wurde!

     

    die können nachher überall als Hilfsarbeiter arbeiten, müssen nachstudieren etc.

     

    das gilt für Erzieherinnen und viele andere -- auch meinen alten Beruf gibt es im Ausland weltweit nur als Studium und soll in die niedrige Stufe 4 eingeordnet werden.

     

    Stufe 4 entspricht im Ausland einen gerade mal 1-1,5 Jahre dauernden Crashkurs. In DE lernt man für diese mickrige Stufe aber 3- 5 Jahre - je nach Beruf.

     

    ich hab darauf reagiert, in dem ich Abi nachgeholt hab und studier, um der Dequalifizierung durch DE zu entgehen.

     

    in anderen Ländern sind Berufe wie Optiker, Pflege, Erzieherin, Zahntechnik, Verwaltung etc..... nunmal grundsätzlich ein Studium oftmals.

     

    und viele andere auch -- Sekundarstufe 2 hat man anderswo schulisch.

  • X
    XXX

    und wer denkt an die Absolventen??? Die Ausbildung in DE dauert bis zu 5 ! Jahre! Ist aber weit unter dem Niveau des Hochschulstudiums im Ausland. Wenn die Absolventen mal im Ausland arbeiten wollen, können sie dort nachher überall nur als Hilfsarbeiter einsteigen, ob der niedrigen Einordnung im EQR (bei Stufe 4). Dann müssen sie nachstudieren, um noch Bachelor zu werden, obwohl der Bachelor des Auslands genauso lange dauert oder kürzer ist als hier die Ausbildung! Praxis kommt im Ausland integriert als Praktika ins Studium, in Finnland ab dem 2. Semester - das ist wohl kaum das Problem!

     

    aber die jetzige Ausbildung wurde massiv nach unten manipuliert, weil sie eben im EQR unedingt in Stufe 4 passen sollte --- man passt hier alles nach unten an, entweder damit der letzte Hauptschüler noch reinkann oder damit es in einen Rahmen gepresst werden kann.

     

    andere passen es nunmal nach oben an - an ein höheres Vorbildungsniveau vieler Bürger in der Bildungsexpansion.

     

    http://www.weiterbildungsinitiative.de/uploads/media/WiFF_Studie_3_Mayer_Internet.pdf

     

    in 25 von 27 EULändern ist es ein Studium, Ösi-land hat es gerade komplett an die Hochschulen geholt.

  • UA
    unpassende Ausbildung?

    Wenn diese Studiengänge so ablaufen, wie sonstige (z.B. Lehramts-) Studiengänge:

    in überfüllten Veranstaltungen, weitgehend ohne Beteiligungsmöglichkeiten für Studis in überfüllten Seminaren und Didaktikpraktika nach Schema F

    dann wärs besser, es bei einer Ausbildung zu belassen.

     

    Interessant find ichs übrigens, dass die Forderung nach besserer Bezahlung erst im Zusammenhang mit dem Hochschulstudium Boden gewinnt, und zufällig erst in einer Zeit, in der auch Männer langsam Kindererziehung als Beruf für sich entdecken...

  • WB
    Wolfgang Banse

    Stand halten

    Zu anderen europäischen Ländern sollte der Staat Deutschland im Bezug Bildung Stand halten könen.Dies betrifft auch die Ausbildung im erzieherischen Wesen.Das Niveau sollte in allen europäischen Ländern auf einer Ebene liegen.So dass die erlangten Bildungsabschlüsse über das eigen Land hinaus anerkannt wetrden.