Streit um Göring-Ring

■ Bundesunternehmen Salzgitter drohte mit Arbeitsplatzabbau / NS-Symbol als Signet

Am 27.April richtet der ALer Hopmann eine Kleine Anfrage an die SPD-Koalitionärin und Justiz-Senatorin Limbach. Hopmann wollte wissen, ob dem Senat „bekannt sei, daß die aus dem nationalsozialistischen Rüstungsbetrieb 'Reichswerke Hermann Göring‘ hervorgegangenen 'Stahlwerke Peine-Salzgitter AG‘, das Hauswappen des als Kriegsverbrecher in Nürnberg verurteilten Reichsmarschalles Hermann Göring - eine stilisierte Faust, die einen Eisenring hält („Gö-Ring“) bis heute als Firmenzeichen führen“? Das Unternehmen hat auch im Neuköllner Seidelbastweg eine Niederlassung.

Die Antwort der Justizsenatorin kam zwar promt, konnte aber den AL-Abgeordneten keinesfalls zufriedenstellen. Dem Senat, so Limbach, ist das Firmenzeichen der Salzgitter AG bekannt. Aber: „Für den unbefangenen Beobachter hat das heute von der Firma verwendete Firmenzeichen keinerlei politischen Bezug.“ Das sah der ALer ganz anders. Postwendend bekam die Senatorin einen Beschwerdebrief: „Für uns 'Politiker‘ ist es doch notwendig, den 'unbefangenen Beobachter‘ nicht in seiner Unbefangenheit zu belassen, sondern aufzuklären und mit Kontinuitäten, wie sie sich in diesem Firmenzeichen ausdrücken, endlich Schluß zu machen“, maßregelte Hopmann die SPD. Die Senatorin blieb zunächst sprachlos. Statt dessen meldete sich im Juni die Salzgitter-AG persönlich beim Fraktionsgeschäftsführer der AL.

Ein Mitarbeiter der Salzgitter AG ließ die Alternative Liste wissen, daß man im Management der Firma sehr ungehalten über die AL-Aktivitäten in Sachen „Gö-Ring“ sei und daß bereits in der Chefetage massive Drohungen laut würden: Wenn das Kesseltreiben gegen die Salzgitter AG weitergehe, könnte es sein, daß das Berliner Büro geschlossen werde, und dann würden 150 Leute ihre Arbeit verlieren.

Dieser Konter aus dem Management der Saltzgitter AG empörte den AL-Abgeordneten erneut. „Eine solche Kontinuität gibt einem demokratisch eingestellten Politiker zu denken. Wenn sie daraufhin mit dem Abbau von Arbeitsplatz drohen, so gibt mir das noch mehr zu denken“, ließ der AL-Abgeordnete die Salzgitter AG wissen. Aufgeschreckt durch den Wirbel, den die Kleine Anfrage verursachte, meldete sich nun erneut die Senatorin zu Wort und schrieb dem AL-Abgeordneten: „Inzwischen sehen auch wir die dringende Notwendigkeit die Bevölkerung zu informieren und 'befangen‘ zu machen.“

Aber: „NS-Gedankengut kann in diesem Zusammehang nicht dadurch begegnte werden, daß man nach dem Ursprung von Firmenzeichen forscht.“ Die Salzgitter-AG sieht das wohl inzwischen anders: Über Nacht ist der „Gö-Ring“, der fett über dem Hauptportal der Firma prangte, verschwunden.

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