Streit um Einkaufszentrum: Kampf der Unterschriftenjäger

Baumschützer und Investitionsfreunde duellieren sich: Die Erweiterung eines Einkaufszentrums in Eidelstedt ruft zwei Bürgerinitiativen auf den Plan.

Bäume ade: Sie sollen einem Erweiterungsbau des Einkaufszentrums im Hintergrund weichen. Bild: Henning Scholz

Ein altbekannter Konflikt erregt die Gemüter in Eidelstedt: Hier die Baumschützer und Umweltbewussten, die für den Erhalt von Grünflächen kämpfen; da die Investitionsfreunde, die den wirtschaftlichen Fortbestand ihres Viertels gefährdet sehen, wenn nicht erweitert und vergrößert wird. Nun tobt der Wettstreit der Unterschriftensammler. Einig sind sich die Opponenten einzig darin, dass es mit dem Einkaufszentrum Eidelstedt Center so nicht weitergehen kann.

Dieses nämlich darbt seit einiger Zeit. Vor 25 Jahren erbaut, verfügt es nicht über die heute nötige Verkaufsfläche, um mit modernen Einkaufszentren zu konkurrieren. Der Umsatz ist eingebrochen, das Angebot wenig attraktiv, einige Läden stehen leer. Der Bebauungsplan Eidelstedt 71 sieht die Erweiterung des Gebäudes vor: Das aus zwei Teilen bestehende Einkaufszentrum soll durch einen gläsernen Neubau verbunden werden. Die Verkaufsfläche könnte so um rund 4.500 auf etwa 12.000 Quadratmeter vergrößert werden. Geopfert werden müsste hierfür die dazwischen liegende Grünfläche mit Spielplatz - dieser würde auf dem Dach des Einkaufszentrums neu erstellt werden. Allerdings wäre der Spielplatz dann nur noch während der Öffnungszeiten des Centers zu erreichen.

Anwohnerin Marie Teske hat gemeinsam mit anderen die Initiative "Grünes Zentrum Eidelstedt" gegründet, die sich für die Freifläche mit ihren 18 Bäumen einsetzt. In einem Monat hat das Bürgerbegehren fast 4.000 Unterschriften gesammelt, womit ein dreimonatiger Planungsstopp erreicht ist: Bis zum 14. Oktober dürfen Bezirksamt und -versammlung die Centerplanung nicht weiter betreiben. Die Ziele der Initiative aber liegen höher. Gelingt es, rund 6.000 Unterschriften vorzulegen, erzwingen sie einen Bürgerentscheid. Teske ist zuversichtlich. "Die Unterstützung im Viertel ist groß", sagt sie. Viele Bürger seien empört, dass der Senat andernorts mit Spendengeldern Bäume pflanze, hier aber teilweise 150 Jahre alte Bäume abholzen wolle. Die Gründe für den Misserfolg des Centers sieht sie nicht in der geringen Verkaufsfläche. Der Investor MEAG, eine Tochter der Hamburg-Mannheimer, verlange exorbitant hohe Mieten. "Und diese kann sich kein mittelständisches Unternehmen leisten."

Seit wenigen Tagen geht auch eine gegnerische Initiative auf Unterschriftenjagd, die sich für die geplante Erweiterung einsetzt. Geworben wird mit dem Slogan "Eidelstedt soll leben!". Sprecher Lars Kühl hält den Ausbau des Centers für zwingend notwendig. Andernfalls sei das Ende des Einkaufszentrums absehbar. Mit der Konzipierung wieder von vorne zu beginnen, wie es gewisse Gegner fordern, sei keine Option. "Mehr als fünf Jahre lang wurde die Erweiterung geplant", sagt er. "Eine weitere Verzögerung würde das Center nicht überleben."

Die Planungen hätten gezeigt, dass es zur Überbauung der Grünfläche keine Alternative gebe, sagt Kühl. Wenigstens könnten einige Bäume umgepflanzt werden. Acht der 18 Bäume aber müssten ohnehin gefällt werden. Bei diesen handle es sich um falsche Akazien, deren Samen und Borke giftig seien - keine ideale Bepflanzung eines Spielplatzes.

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