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Streit um Bäume in MoabitLicht gegen Schatten in Moabit

In den Parks südlich der Turmstraße sollen über 100 Bäume gefällt werden. Für ihren Erhalt kämpft eine Bürgerinitiative. Aber nicht alle Anwohner sind gegen die Pläne.

Da sieht man den Baum vor lauter Blättern nicht Bild: dpa

Etwas verwahrlost sind sie, der Ottoplatz und der Kleine Tiergarten in Moabit: Sträucher wachsen auf den Wegen, auf manchen Flächen ist der Rasen abgestorben, die Bäume wurden lange nicht beschnitten. Das soll sich ändern: Seit Wochenbeginn werden die Grünanlagen von der Otto- bis zur Stromstraße für 1,1 Millionen Euro umgestaltet. Anfang Oktober sollen 102 von 372 Bäumen gefällt werden, damit der Park sonniger und luftiger wird. Dagegen protestiert eine Gruppe von Anwohnern: Sie kämpft für den Erhalt von 53 Ahornen, Linden und Ulmen.

2.700 Unterschriften hat die zehnköpfige Initiative "BürgerInnen für den respektvollen Umgang mit unseren Grünflächen" schon für die Rettung der Bäume gesammelt. "Auch wir sind für die Umgestaltung des Parks", sagt Karl Amannsberger von der Initiative. Schließlich würden die Grünflächen seit Jahren nicht gepflegt. "Aber warum müssen schöne, alte Bäume sterben?" Er kann nicht verstehen, warum vier Linden einem Basketballfeld weichen sollen. Auch die geplante Liegewiese, wo jetzt Ahorne Schatten werfen, sieht er kritisch: "Wir brauchen für den Sommer kühle, schattige Oasen."

Trotzdem werden wohl ab dem 6. Oktober erste Bäume zwischen Ottostraße und Thusnelda-Allee gefällt. Das haben die Bezirksstadträte von Mitte am Dienstagabend entschieden. Ein Mediationsverfahren und ein Baumfällmoratorium, wie es die BVV vor zwei Wochen einstimmig beschloss, lehnten sie ab.

"Ein Mediationsverfahren würde mindestens sechs Wochen dauern", so der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Ephraim Gothe (SPD). Dadurch verzögerte sich der Baubeginn, Fördergelder des Bundes in Höhe von 300.000 Euro gingen ersatzlos verloren. "Über ein, zwei Bäume können wir in diesem Bauabschnitt aber noch reden."

Erfolgreicher könnten die Baumschützer im zweiten Bauabschnitt - zwischen Thusnelda-Allee und Stromstraße - sein, wo die Arbeiten erst im Frühjahr beginnen. Gothe: "Dort werden wir an einem runden Tisch mit externem Moderator noch einmal über jeden einzelnen Baum, der zur Debatte steht, diskutieren."

Gerwin Gruber vom Architektenbüro Latz & Partner, das die Umgestaltung geplant hat, wundert sich über den späten Protest. Seit Dezember 2010 gab es mehrere Veranstaltungen, bei denen BürgerInnen ihre Vorschläge in die Umgestaltung einbringen konnten. "Darauf sind wir eingegangen." Jugendliche hätten sich ein Basketballfeld gewünscht, Mädchen klagten über die dunklen Wege, AnwohnerInnen forderten mehr Grünflächen. Doch Rasen wachse im Schatten der Bäume nicht, und auf rutschigem Herbstlaub könne man nicht Basketball spielen.

"Wir haben von Anfang offengelegt, wie viele Bäume gefällt werden sollen", sagt Gruber. Nach der Bürgerbeteiligung sei die Anfangszahl von 180 um fast 80 gesunken. Gleichzeitig sind acht Neupflanzungen geplant. "Wenn mehr stehen bleiben, können wir nicht mehr garantieren, dass die anderen Bürgerwünsche berücksichtigt werden."

Auch seien nur 6 der 102 zu fällenden Bäume gesund, so Gruber. Die müssten gefällt werden, damit sich benachbarte Bäume besser entfalten können. Die anderen seien krank oder stellten ein Sicherheitsrisiko dar. Weil seit den 50er Jahren aus finanziellen Gründen nur die nötigsten Pflegearbeiten durchgeführt wurden, wuchsen viele Bäume unkontrolliert und behindern sich heute gegenseitig.

Hans-Michael Stahl von der Stadtteilvertretung Turmstraße, die die Bürgerinteressen bei der Umgestaltung des Moabiter Zentrums vertritt, befürwortet die Fällungen. Der Kleine Tiergarten sei ja kein Wald. "Man sollte die Bäume nicht um jeden Preis erhalten und andere Bürgerwünsche ignorieren", so Stahl. "Es muss ein Park für alle werden."

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6 Kommentare

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  • EA
    Enzo Aduro

    @Hans

    Nee, nicht Kapitalistisch; Humanistisch.

     

    Ich stelle den Mensch an die Stelle Nummer 1.

     

    Ob Kapitalismus/ Kommunismus etc. spielt sich dann nur darin ab WELCHEN Menschen man bevorzugt/gleichberechtigt. Das ist eine Ebene weiter. Mir ging es erst einmal den Menschen an die Position 1 zu stellen.

     

    Vielleicht hätten Sie auch aufmerksamer lesen sollen was ich schrieb. Der Baum hat einen Wert. Nur eben keinen EIGENwert. Sein Wert leitet sich von dem Nutzen der Menschen ab.

     

    Denken Sie mal darüber nach!

  • H
    Hans

    @Enzo Aduro

     

    "Der Wert eines Baumes...", entschuldigung, aber das ist fieseste technokratische und kapitalistische Denke.

     

    Rechte im juristitiellen Sinne brauch er nicht um Achtung und Ehrerbietung zu erfahren. Und das ist das Problem. Die Bürokraten und Politiker sehen das so wie sie...aber da wären wir wieder beim Thema Demokratie und Recht der Mehrheit...

    Nur leider läuft die Menschheit grade in ihrer lemminghaften Mehrheit kollektiv auf die Klippe zu.

     

    Da kann man Humanist und Mensch sein...und trotzdem wegen Nichtachtung der Umwelt bald von selbiger zur Strecke gebracht werden...

  • D
    Dorothea

    Es ist traurig, wie im 21. Jahrhundert in Berlin und anderswo (z.B. Stuttgart 21)noch immer mit Bäumen umgegangen wird. Es sollte doch so sein, daß wir Menschen uns als Teil der Natur verstehen und alles, was wir schaffen, harmonisch in die Natur einfügen. Das hat z.b. in den nordischen Ländern (z.B. Finnland)eine lange Tradition.

    Übrigens befürchten wir am 4.10. im Schöneberger Barbarossakiez Ähnliches. Auch hier sollen 29 Bäume für einen Luxus-Eigenheimbau gefällt werden. Sie stammen vom Hof und dem angrenzenden Alice-Salomon-Park.

    Wir Kiezbewohner kämpfen gegen den Abriß des Hauses, für seine Sanierung und für den Erhalt der Bäume, der Nistplätze und des Parkes in seiner jetzigen Form.

    Die Erhaltung von Grün in unserer Stadt sollte in Zeiten des sich immer mehr zeigenden Klimawandels das oberste Anliegen sein.

     

    Dorothea

  • G
    Grünspecht

    Wann verstehen die PolitikerInnen endlich, dass eine zeitgemäße, klimaschutzgerechte Stadtentwicklungspolitik die wertvollen CO2- reduzierenden Bäume erhalten muss?

     

    Nicht nur am Berliner Landwehrkanal müssen die über 4.500 Bäume erhalten bleiben. Dies ist immernoch nicht gesichert.

     

    Auch die Bäume im Ottopark müssen bleiben!

     

    Das Abzocken von Fördergeldern darf nicht länger das Hauptanliegen von PolitikerInnen aller Parteien sein!

     

    Die wertvolle Stadtnatur ist nicht ersetzbar. Der ökologische - und dadurch auch der ökonomische - Nutzen der Bäume ist unbezahlbar!

  • EA
    Enzo Aduro

    @Hans

    Der Wert eines Baumes bemisst sich an seinem Nutzen für Menschen.

    Es sind nur Verschattung, CO2 Bindung, Umweltverschönerung und Unfallgefahr etc. gegeneinander aufzurechnen.

     

    Der Baum an sich, hat keine Rechte zu haben, diese würden nähmlich von Menschen genommen werden.

     

    Da bin ich als Mensch, Demokrat und Humanist dagegen!

  • H
    Hans

    Die Natur kriegt doch auch gar nichts mehr auf die Reihe.

     

    Wenn der Mensch nicht wäre, würden die ganzen armen, kranken Bäume unnötig leiden. Aber gut, dass der Mensch so ein liebervoller Technokrat ist, und dieses Elend beendet. Wenn man jetzt bös wäre, würde man fordern, dieses Denkmodell auch auf die Menschen zu übertragen, die alt, krank und schwach sind, und anderen die Sonne nehmen.

     

    Jetzt werden die netten Bürokraten vom Amt sagen: "Aber wenn die kranken Bäume nicht gefällt werden, können sie umstürzen und Menschen gefährden. Und am Ende klagen Geschädigte, weil wir nichts getan haben" Und ich sage: Sollen sie doch. Das Schicksal und der Tod haben viele Formen...