Streit um Autobahn-Gesellschaft: SPD-Linke gegen Privatstraßen
Bei den Sozialdemokraten wächst der Widerstand gegen die von der Koalition geplante Autobahn-Gesellschaft – auch die Bundesländer sind skeptisch.
Der Zusammenschluss der linken Bundestagsabgeordneten der Partei stört sich vor allem daran, dass die neue Gesellschaft als privatrechtlich organisierte GmbH gegründet werden soll. Diese soll künftig für Bau und Betrieb von Autobahnen und einigen Bundesstraßen zuständig sein. Die Parlamentarische Linke fordert stattdessen eine Anstalt öffentlichen Rechts. Deren Vorteile lägen „in der besseren Transparenz, der parlamentarischen Kontrolle und dem abschließenden Ausschluss jeglicher Privatisierung“, heißt es in einem aktuellen Beschluss.
Auf Druck von SPD-Chef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ist im Gesetzentwurf bereits klargestellt worden, dass die Autobahnen und die Gesellschaft selbst nicht privatisiert werden dürfen. Möglich bleiben aber eine Privatisierung von Tochtergesellschaften der GmbH und Öffentlich-Private Partnerschaften (ÖPP), also der private Bau und Betrieb von einzelnen Autobahnteilstrecken, die formal in öffentlichem Eigentum bleiben.
Auch diese ÖPPs sieht die SPD-Linke kritisch: „Wir teilen die Kritik des Bundesrechnungshofs, der privat finanzierten Autobahnbau als unwirtschaftlich ablehnt.“ Solche Projekte gibt es auch bisher schon. Sie könnten aber von einer privatrechtlich organisierten GmbH sehr viel leichter umgesetzt werden.
Gesellschaft wäre trojanisches Pferd zur Privatisierung
Auch in den Landesverbänden wächst die Kritik am Plan der Bundesregierung. Mecklenburg-Vorpommerns SPD-Ministerpräsident Erwin Sellering kritisierte am Mittwoch, dass bei der Infrastrukturgesellschaft spätere Autobahnprivatisierungen nicht ausgeschlossen seien. „Das wollen die Länder nicht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Auch der Berliner Landesverband der SPD hat beim Parteitag am Montag einen klaren Beschluss gegen die aktuellen Pläne für die Infrastrukturgesellschaft gefasst. Die Partei werde deren Gründung nur zustimmen, wenn eine Reihe von Bedingungen erfüllt seien – darunter ein „gesetzliches Verbot der Durchführung von ÖPP-Projekten durch die Gesellschaft“.
Anderenfalls hätten Investoren bei der neuen Gesellschaft künftig freie Hand, solche Projekte in großem Umfang umzusetzen, kritisiert die Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe. „Eine wirksame parlamentarische Kontrolle findet nicht mehr statt“, sagte sie der taz. „Die Gründung der Autobahngesellschaft ist ein Trojanisches Pferd zur Autobahnprivatisierung.“
Die Chancen der SPD-internen Kritiker, Änderungen durchzusetzen, stehen dabei gut. Denn für die neue Organisation des Fernstraßenbaus, die zusammen mit der Neuregelung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen beschlossen wird, muss das Grundgesetz geändert werden. Die dafür notwendige Zweidrittelmehrheit im Deutschen Bundestag wäre ohne die 90 Abgeordneten der Parlamentarischen Linken nicht vorhanden. Und die Länder können das Vorhaben im Bundesrat stoppen.
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