Streit übers Lieferkettengesetz: CSU frustriert, SPD sauer
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) blockiert weiterhin das Lieferkettengesetz. Jetzt droht die SPD mit der Anrufung des Koalitonsausschusses.
Müller und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) befürworten ein Gesetz, das hiesige Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen in ihren ausländischen Zulieferfabriken haftbar macht. Seit Monaten verhandeln die Spitzen der Ministerien erfolglos. Bundeskanzlerin Angela Merkel will demnächst mit den beteiligten Ministern persönlich sprechen. Frank Schwabe, SPD-Sprecher für Menschenrechte, kündigte an, man werde das Thema „in den Koalitionsausschuss“ zwischen Union und SPD bringen, wenn es nicht schnell zu einer Einigung komme. Der Ausschuss ist das höchste Gremium der Koalition zur Konfliktschlichtung.
Umstritten ist vor allem die von Müller und Heil geplante Haftung der Unternehmen. Hiesige Händler und Produzenten müssten sich dann eventuell vor deutschen Gerichten verantworten, wenn es zu Unfällen oder Schäden in deren Zulieferfabriken kommt. Geschädigte ausländische Arbeiter:innen oder Bäuer:innen könnten Klagen einreichen.
Der Handelsverband HDE befürchtet, dass „ein nationales Lieferkettengesetz die Händler überfordert“. Andere Wirtschaftsverbände kritisieren das Vorhaben ebenfalls. Das Wirtschaftsministerium versucht nun unter anderem die Haftung aus dem Gesetz zu streichen. Der Grünen-Entwicklungspolitiker Uwe Kekeritz sagte: „Ohne zivilrechtliche Haftung kann man sich das Gesetz schenken, denn dann wird es keine Wirkung entfalten.“ Zahlreiche Unternehmen plädieren ebenfalls für das Gesetz, ebenso wie der Bundesverband der Verbraucherzentralen.
In der Schweiz findet an diesem Sonntag eine Volksabstimmung über die „Konzernverantwortungsinitiative“ statt. Votiert die Mehrheit der Stimmbürger:innen und Kantone dafür, müssten Unternehmensverantwortung und Haftung in der Schweizer Verfassung aufgenommen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit