Streit nach Brasiliens Olympiasieg: Wer alles in China siegen will
Zur Siegerehrung in Tokio kamen Brasiliens Kicker auf Bitten des Fußballverbandes in Nike-Kleidung. Aber das Olympiakomitee verlangte Peak.
S o wie immer waren Brasiliens Fußballer gekleidet, als sie in Tokio ihre Goldmedaillen überreicht bekamen, in Gelb und Grün. Aber sie bekommen Ärger, ihre Sachen stammten nämlich von Nike, dabei sollten sie die Kleidung des chinesischen Sportartikelherstellers Peak tragen.
Das hat, natürlich, einen politökonomischen Hintergrund. Peak ist vertraglich mit dem brasilianischen Olympiakomitee (COB) verbunden. Der brasilianische Fußballverband (CBF) hingegen hat einen Vertrag mit dem US-Hersteller Nike. Spieler berichteten, der CBF habe sie angewiesen, bei der Siegerehrung Nike zu tragen. Peak nannte das „bedauerlich“ und „illegal“, und das Olympiakomitee erklärte: „Das COB lehnt das Verhalten des brasilianischen Fußballverbands und der Spieler der Nationalmannschaft während der Siegerehrung ab.“
Es sind zwei Machtkämpfe: Olympia vs. Fußball und Peak vs. Nike. Aber immer geht es um China.
Der Fußball und sein Weltverband Fifa stehen in harter Konkurrenz zu Olympia und dem IOC. Bislang hat man sich das Terrain der Sportmegaevents, mit denen sowohl Fifa als auch IOC Milliarden verdienen, halbwegs friedlich geteilt. Aber jüngst überlegte die Fifa, ihre WM alle zwei Jahre stattfinden zu lassen: eine Kampfansage an das IOC. Wie selbstverständlich verhindert die Fifa auch, dass die weltbesten Athleten an Olympia teilnehmen. Die gehören zur WM.
Kommende Fußballmacht Volksrepublik
Peak ist im Vergleich zu Nike tatsächlich ein eher kleiner Player. Schon auf dem chinesischen Markt hat die Firma den Konzern Anta vor sich. Um so wichtiger sind der Firma erfolgreiche Sponsorenkontakte – etwa mit etlichen NBA-Profis oder mit brasilianischen Olympioniken. Nike hingegen sieht sich als weltexklusiver Werbepartner des brasilianischen Fußballs und will jedes Eindringen in dieses Terrain verhindern.
Weltexklusiv heißt bei Nike: auch in China. Da dominiert nämlich bislang besagtes Anta, daneben noch Li Ning und Peak. Von den Weltkonzernen steht auch Adidas noch ein bisschen besser da als Nike. Grund für die Nike-Chefetage, das zu ändern. Die Anstrengungen, die in China zur Etablierung einer starken Profifußballliga unternommen werden, kommen ihnen entgegen. Aber nur, solange sie als Partner etwa des brasilianischen Fußballs gelten. „China ist für uns ein sehr wichtiger Markt. Wir haben eine Geschichte in China“, schwadroniert entsprechend Nike-Boss John Donahoe. Bei allem politischen Druck, den es seitens der US-Regierung unter Joe Biden gibt, Nike denkt nicht daran, sich sein Chinageschäft versauen zu lassen, von niemandem.
Peak vs. Nike dreht sich also um den chinesischen Markt, und das berührt auch den Kampf Olympia vs. Fußball. Sowohl die Fifa als auch das IOC haben Interessen in und an China. Die Volksrepublik hat bereits zweimal die Fußball-WM der Frauen ausgerichtet, 1991 und 2007. Für die der Männer 2018 und 2022 war es eine Weile im Rennen, und für die WM 2030 ist es ein ernstzunehmender Kandidat. Die Olympischen Sommerspiele 2008 fanden in Peking statt, die Winterspiele 2022 wieder.
Immer geht es darum, den riesigen chinesischen Markt den diversen westlichen Sportproduzenten aufzuschließen: Fernsehrechte, Merchandise, Wettanbieter und nicht zuletzt Sportartikel. Hier treffen sich alle sportökonomischen und -politischen Player. Und man ahnt, warum die Bandagen nach Brasiliens Olympiasieg so hart waren.
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