Streit in NPD-Spitze: Ex-Waldorflehrer will NPD-Chef stürzen
In der rechtsextremen NPD kommt es zum offenen Machtkampf: Niedersachsens Landesvizechef Andreas Molau tritt gegen den Parteivorsitzenden Udo Voigt an.
In der NPD bahnt sich ein Machtkampf an. Der niedersächsische Landesvizechef Andreas Molau will NPD-Bundesvorsitzender werden - und tritt gegen den jetzigen Chef Udo Voigt an. "Ich bin vorgeschlagen" bestätigte Molau am Sonntag der taz. Und versicherte: "Ich werde kandidieren und mich dem stellen."
Die Kandidatur handelten die NPD-Fraktionschefs in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern aus, Holger Apfel und Udo Pastörs. "Sie haben sich darauf geeinigt, Andreas Molau für das Amt vorzuschlagen", sagte NPD-Generalsekretär Peter Marx. Der Vorschlag soll Voigt überrascht haben, Apfel galt als Ziehsohn Voigts. Zusammen setzen sie seit dem Amtsantritt Voigts 1996 den Kurswechsel in der NPD durch: sich sozialpolitischer Themen anzunehmen, eine lokale Verankerung anzustreben und mit allen "Kräften der nationalen Opposition" zusammenzuarbeiten. Hinter den Kulissen waren in den vergangenen Monaten aber gerade Apfel und Voigt wegen der Parteiausrichtung aneinandergeraten. Der Antrag für den Parteitag im März wäre für Molau, der auch Fraktionspressesprecher in Mecklenburg-Vorpommern ist, die Rückkehr in die Bundesführung. Im Oktober hatte der ehemalige Waldorfschullehrer seine Bundesämter niedergelegt. Ihn verstimmte, dass Voigt keine eigenen Konsequenzen aus dem Finanzskandal um den ehemaligen Bundesschatzmeister Erwin Kemna zog.
Rund 870.000 Euro konnte Kemna, einst ein Freund Voigts, aus der Parteikasse auf seine Privatfirmen umleiten. Nach der Verurteilung Kemnas im September 2008 kam Voigt unter Druck. Er schlug vor, einen Parteitag auf März 2009 vorzuziehen, auch um die Führung zu bestimmen. Im November geriet Voigt erneut unter Druck, da die Polizei die Parteizentrale durchsuchte, um Beweismaterial wegen angeblich gefälschter Spendeneinnahmen zu sichern. So soll Voigt selbst angeblich im Jahr 2004 25.000 Euro akquiriert und an der Buchführung vorbeigeschleust haben.
Politisch orientierte sich Molau, der für die NPD im Wolfenbüttler Kreistag sitzt, früh nach rechts. Mit 16 Jahren schloss er sich der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" an. Bei der Bundeswehr diente er nach eigenen Angaben bei der "Psychologischen Verteidigung", wo er auch journalistisches Arbeiten lernte. Bis heute schreibt er für Theorieblätter der rechten Szene. Die Junge Freiheit musste er 1994 verlassen, nachdem er einen Beitrag abgedruckt hatte, in dem die Leugnung des Holocaust angedeutet wurde. Acht Jahre unterrichtete er an einer Braunschweiger Waldorfschule. Voigt schwärmte lange von Molau, "der auf der Straße den Bürger ansprechen kann". Nun erklärt der NPD-Pressesprecher Klaus Beier knapp: Voigt werde "auf alle Fälle wieder für das Amt des Vorsitzenden kandidieren".
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