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Der Sonntaz-StreitSoll sich Kirche stärker einmischen?

Kritiker sehen eine Entpolitisierung der Kirchen. Sie seien zu sehr mit sich selbst beschäftigt und zu wenig mit Politik. Ein sonntaz-Streit zum Kirchentag.

Werbung für den Kirchentag in Hamburg. Und was steckt drin? Bild: dpa

Wenn der Deutsche Evangelische Kirchentag in Hamburg am 1. Mai eröffnet wird, wird wieder ein riesiger Besucheransturm erwartet. Die Veranstalter rechnen mit 100.000 Dauerteilnehmern und dreimal so vielen Besuchern bei der Eröffnungsfeier. Das ist verkehrslogistisch ein Problem, bringt die Kirche aber auch mal wieder als Akteur im großen Stil ins Bewusstsein.

Die wichtigsten Nachrichtensendungen werden berichten, Zeitungen produzieren Sonderseiten – wie auch die taz –, die Kanzlerin wird kommen, der Bundespräsident ein Grußwort sprechen, fünf Tage wird diskutiert und gedacht, gesungen, gebetet und gefeiert. Statements werden formuliert und Forderungen erhoben, Resolutionen verabschiedet, große Fragen gestellt. Danach tritt dann oft Ernüchterung ein, zumindest bei vielen von denen, die sich einer der beiden großen christlichen Kirchen zugehörig fühlen. Und das sind in Deutschland immer noch knapp 50 Millionen Menschen.

Denn abseits vom Kirchentag und seiner Öffentlichkeit gilt: Wo ist Kirche? Warum sagt sie so wenig? Wann und wo mischt sie sich noch ein bei den drängenden Themen?

Kirche und Friedensbewegung

Kirche sei unpolitisch geworden, lautet einer der meist erhobenen Vorwürfe. Vorbei die Zeiten, in denen sich Kirchenleute quer stellten bei politischen, gesellschaftlichen Debatten. Die Kirchen und ihre Bedeutung für die Friedensbewegung, das Schlagwort von der „Bewahrung der Schöpfung“ als Keim einer kirchlichen Umweltbewegung, die Rolle der Kirche für die DDR-Opposition – alles lange her.

Die Antworten auf den sonntaz-Streit lesen Sie am 27./28. April in der neuen taz.am wochenende. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Und heute? Scheinen sich die Kirchen mehr und mehr in die Innerlichkeit zurückgezogen zu haben. Spiritualität steht im Vordergrund, Kirchenobere wirken oft aalglatt und nichtssagend, alleine die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann ist in Erinnerung geblieben mit ihrem Satz „Nichts ist gut in Afghanistan“, mit dem sie sich gegen die offiziell verbreitete Haltung der Politik wandte, die die Entwicklungen dort so positiv zeichnen wollte. Andererseits: Käßmann sagte zu vielen Themen etwas, das schwächte dann auch die Bedeutung ihrer Worte ein wenig. Nach Käßmann sind die Stimmen leiser und vorsichtiger geworden.

Auch Kirchentage wurden immer wieder als unpolitisch kritisiert. Ohne Impulse für die Probleme im Hier und Jetzt, fromm und fröhlich, aber eben nicht schroff und kritisch. Die Kritik wurde dann aber auch zurückgewiesen – mit Verweis auf die Gesellschaft: Diskussionen in Kirchen würden nun mal weitgehend bestimmt durch das Klima ganz allgemein. Und da müsse man nüchtern feststellen, dass politische Themen einfach nicht mehr so zögen.

Religion fürs Seelenheil

In genau diese Richtung argumentiert der evangelische Theologieprofessor Christoph Markschies von der Humboldt-Universität Berlin: Politik solle runter von der Kanzel und zwar komplett. Predigten über Reizthemen seien wenig sinnvoll. Ein Plädoyer für ein spirituelles „Schuster bleib bei Deinen Leisten“, denn Religion sei für das Seelenheil der Menschen verantwortlich.

Dabei gäbe es Themen und Anlässe genug: die Finanzkrise ­ die von den Kirchen gerne unter dem Gesichtspunkt schwindender Kirchensteuern diskutiert wird -, das Auseinanderklaffen von Arm und Reich, Ausbeutung der Natur, Waffengeschäfte der Bundesregierung, die Überforderung von Schülern, die Gefahr, die von Brandrednern wie Thilo Sarrazin für das Miteinander in einer pluralen Gesellschaft ausgeht.

Muss die Kirche politischer werden, radikaler, schroffer? Oder ist das heute in Zeiten der Vielstimmigkeit gar nicht mehr möglich? Ist das Einmischen gar nicht die Aufgabe der Kirche, soll sie sich auf sich besinnen? Wie immer dürfen Sie bei uns mitreden.

Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 27./28. April. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Oder schicken Sie uns bis Mittwoch, 24. April, eine Mail an: streit@taz.de

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24 Kommentare

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  • WB
    Wolfgang Banse

    Nicht alles beinhaltete evangelische Kirche,was sich Kirche nennt und sich auf dem bezieht auf den sie sich baut:Jesus Christus.Das Wäcjheramt hat so zumindet die Evangelischer Kirche schon längst verloren,weil diese schweigt,wo sei eigentlich rden sollte.Siehe Ralf Meister(Hannover) zum Missbrauchsfall.Hier und da eine Videobotschaft von ihm,ob aussagekräftig oder nicht,aber das Wort zum Tag der Arbeit am Vorabend fehlt.Seit seinem Amtsantritt hat er die Ev.luth. Landeskirche Hannover nicht voran gebracht.,was die Stagnation der Kirchenaustritte anbetrifft.

    Ralf Meister verkörpert die Person des Monarchen,lässt sich bedienen,anstatt dienen.Das er einer Landeskirche vorsteht,die als wertkonservativ gilt,trotz zweiter Ehe,zeigt auch hier das es mit der Moral und den Werten nicht mehr

    so steht ,wie es noch in den 70-80 Jahren es der Fall war.Permament weigert er sicheine Beauftragte,einen Beauftragten für Menschen mit Behionderung in er Ev.luth. LandeskircheHannover ein setzen.,was zeigt welche Stellenwert Menschen mit einen Handicap in der Ev.luth. Landeskirche Hannover unter der Federführung von Ralf Meister besitzen.

    Die evangelische Kirche in Deutschland muss sich ein Ruck geben,um weiter Gehör in der Gesellwchaft zu finden.Kirchentage sind keine Veranstaltungen der Amtskirche,sonderndiese gehen vo einerLaienbewegung aus.

    Kirche für ander wie sie Dietrich Bonhoeffer einfordert,zurecht wird Zukunft haben

  • I
    Irmi

    Wie hier einer schreibt die Kirche verkauft sich. Ja sie verkauft sich schlecht, wenn sie Kinder missbrauchen, weil sie einfach den männlichen Kirchendienern keinen Sex zugestehen wollen, wenn sie vergewaltigte Frauen abweist zu behandeln weil sie die Pille danach wollte, wenn die Messen so langweilig und stumpf sind das man einschlafen möchte, wenn die Bibel nicht permanent sagen würde weswegen Gott uns so alles strafen würde, die Bibel und somit die Religion ist mir zu brutal. Und, Kirchen haben durch ihre Einmischungen in Ihrer Geschichte viel Schuld getragen an Kriegen in dieser Welt.

     

    Die Bibel: wer kann beweisen, das all das was in dem weltweit bestverkauften Buch steht, Gott so gesagt hat. Nimmt man die div. Bibeln der div. Glaubensrichtungen, wird Religion so brutal, das man allein aus dem Grund gewissen Glaubensrichtungen (somit auch diesen oft sehr fanatischen Menschen) ablehnend gegenübersteht. Wenn einer mir sagt, weil einer geklaut hat aus reinster Not darf man ihm die Hand abhacken, wenn eine FRAU fremdgeht darf man sie steinigen (wenn die Männer fremdgehen was darf man mit denen tun ?), wenn man verbreitet wer nicht dem Islam folge der verdient den Tod (islamisieren um wirklich jeden Preis ?), was hat das mit Gott zu tun. Das ist Interpretation um sich die Menschen untertan zu machen.

     

    Bibel, oder wie man das Buch auch nennen mag ist reine Interpretation und kein Beweis von Gottes Wort und sein Handeln.

     

    Wir haben die Wahl aus dem Kirchenverein auszutreten, die bekommen so viele Millionen vom Staat, wozu auch noch Milliarden von den Steuerzahlern.Und wenn dann der Tag kommt, wo wir die Erde verlassen, wird Gott dennoch auf uns warten. Und wenn dann der Pfarrer uns nicht beerdigen will, weil wir ihm keine Steuern gezahlt haben, na das ist doch der Beweis wie unchristlich oder kann man verlogen sagen (?), die Kirche doch ist. Auch die Kirche ist nur ein großes Firmenimperium, was will sie dann von Nächstenliebe predigen.

     

    Liebe deinen Nächsten, und ganz besonders dich selbst, aber noch viel mehr das Geld. Das ist was heute gepredigt wird von den Parteien. Wer kein Geld und wer keinen Erfolg hat ist hier nicht wert über ihn nachzudenken, darum widmen sich die Parteien den Reichen zu, wollen selbst immer mehr Geld, immer mehr Macht, schaffen den sozialen Staat immer schneller ab.

  • E
    Elvenpath

    Ich will nicht von Religionen dominiert werden. Ich lehne es ab, mich nach verquasten religiösen "Werten" zu richten.

    Und ich spreche es den Kirchen, oder sonstigen Religionsgemeinschaften ab, mich zu vertreten, oder Kontrolle über mich auszuüben. Sie sollen mich nicht behelligen, in keiner Form.

    Wenn Gläubige sich nach ihrem Glauben richten wollen, sollen sie das tun, so lange sie nicht die Rechte anderer verletzen.

    Aber ich lasse mich nicht zwingen, mich nach deren Glauben zu richten.

     

    Kurz: Sie sollen sich aus meinem Leben heraus halten!

     

    Punkt.

  • V
    vic

    Ich würde mir wünschen, die taz würde auf Berichterstattung zum Kirchentag verzichten.

    Ich habe den Eindruck, nicht nur mich interessiert das nicht.

    Und die´s interessiert haben genug andere Quellen.

  • LP
    Les Paul

    Mein vorheriger Kom. war der Mainstream-Taz zu political inkorrekt? OK! Neuer Versuch.

     

    Wer kleinen Kindern Ängste ins Hirn pflanzt , damit er sie als Erwachsene besser lenken kann, hat für mich seine Glaubwürdigkeit, demokratisch zu sein, verloren. „Du kommst in die Hölle wenn du sündigst (einen Fehler machst), denn der liebe Gott sieht alles. Doch du kannst Vergebung erlangen, wenn du demütig beichtest (dich selbst erniedrigst und unterwirfst)“.

     

    Und wenn hier schon darüber diskutiert werden soll, ob es opportun ist, dass religiöse Gruppen (ich nehme an hier sind nur Christen gemeint) den Grünen als Bündnispartnern zur Seite springen dürfen, dann finde ich es political inkorrekt, dass Muslime (immerhin nach Evangelisten und Katholiken die drittgrößte Fraktion) oder Juden ausgeschlossen werden.

     

    Die Säkularisierung von Staat und Kirche haben wir uns mit Blut und Tränen bitter erkämpfen müssen und bis heute noch nicht geschafft konsequent umzusetzen und da kommt ihr mit solch einen reaktionären Mist. Habt Ihr ein Angebot bekommen um euch zu retten, oder was?

     

    Sonderberichterstattungen über irgendwelche christlichen Hips regen mich als Atheist maßlos auf. Opium fürs Volk und den Dealer zum Politiker machen. Prima Leistung Taz.

  • I
    ion

    "Die wichtigsten Nachrichtensendungen werden berichten, Zeitungen produzieren Sonderseiten – wie auch die taz –, (....)."

     

    Bedeutet das, dass die taz sich zu den "Wichtigsten" rechnet (lol!), oder: dass die avisierten "Sonderseiten" eine weitere Fort-Fortsetzung der beispiel- u. kosten-losen taz-Werbekampagne für durchgeknallte Groß-Vereine sein wird, wie sie in den ersten Monaten diesen Jahres auch von Euch (sogar mit taz-"Sonderkorrespondent", B. Pötter, in Rom, der unverhohlen bei Vatikan-PR-Trotteln abkupferte) gnadenlos durchgezogen wurde ?!

    Unbedingt (!): Spart Euch die Seiten, in die nicht mal der Fischhändler Verleihnix seine “stinkenden Fische” einwickeln würde !

    Die organisierte-n Kirche-n (plural!) haben, jegliche organisierte Religion hat (in D) definitiv Null-Komma-Nix in der Politik, nix im öffentlichen Gemeinwesen, nix in öffentlichen Schulen, nix in den Rundfunkräten, im Bundestag, etc. zu suchen ! Raus mit den antidemokratischen, bigott schmarotzenden, unseren Staat, Gemeinwesen unterwandernden Knallchargen !

    BASTA, oder ich hol’ die "N-Wörter" raus, "ihr habt 'nen Knall" ! ! !

     

    Nur weil ihr nicht dazu in der Lage wart, Kohle für investigativen Journalismus zu generieren, resp.: Euch inzwischen sowieso die wo-man-power für derlei fehlt, müsst Ihr nicht über jeden billigen Kirmes-Dreck(!) vor der Haustür berichten ! "„Geht bügeln!“"

    Ende ! Aus ! Schluss mit Quasimodo & Co. !

  • R
    reni

    "Was spricht in unserer seelenlosen Welt gegen das Seelenheil?"

     

    Nichts, nur ist die Kirche der letzte Verein, der da was zu bieten hätte. Dass diese Welt mittlerweile ziemlich seelenlos ist, hat viel damit zu tun, dass so gestörte Gestalten wie Thatcher den Kampf jeder gegen jeden etablierten. Und die großen Kirchen, im Grunde nur noch globale Konzerne, haben davon mächtig profitiert. Denn erstens sind die Opfer dieser Entwicklung nun weitere Statisten in den Wohltätigkeitsinszenierungen der Kirchen. Zweitens hat ein geschwächter Staat zentrale Bereiche an die Kirchen abgetreten (Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, ...), alimentiert diese aber höher, als wenn er sie selbst betreiben würde. Was wohl damit zusammenhängt, dass Kirchen ihre Seilschaften an den wichtigen Stellen unterbringen konnten und kirchenfreundliche Politiker die entsprechenden Gesetze schreiben oder die Regeln großzügig im Sinne der Kirchen interpretieren.

     

    Wo waren denn die Kirchen, als Asylbewerber vor dem Reichstag auf ihre elende Situation aufmerksam machten? "Liebe Deinen Nächsten", schon klar. Was ist denn mit "christlichen" Scheingewerkschaften, die nur den Zweck haben, den Profit der Kirchenkonzerne zu maximieren und Dumpinglöhne für Leiharbeiter zu ermöglichen? Was ist mit dem Zwangskircheneintritt, wenn mal wieder ein Krankenhaus von einem kirchlichen Träger übernommen wurde, und dem bisherigen Personal ja freigestellt ist, woanders zu arbeiten, wenn es dem Gehirnwäscheverein nicht beitreten will? Und obendrein alimentieren auch Menschen in diesem Land, die mit Kirchen nichts zu tun haben, diese Vereine, ihre Infrastruktur und ihr Personal, zb die Bischöfe, Religionslehrer. Und dürfen zuschauen, wie die imagebewußten Kleriker ihre Mitarbeiter nach selbstvergebenen, sonderrechtlichen Regeln domestizieren und den Rest der Welt mit ihrer gestörten Moral überkübeln. Ist ja wie bei Apple.

     

    Seelenheil, my ass

  • F
    fyrecrotch

    Prinzipiell bin ich schon der Meinung, daß die Kirchen ein gewisses Potential haben diesbezüglich.

    Dennoch ist die gegenwärtige Nabelschu-Politik der richtige Weg!!!

    Denn bitte: laßt diesen Kirchen erst mal noch einige Jahre Zeit, sich auf den heutigen Gesellschaftsstand zu reformieren, und zwar bitte BEVOR sie sich politisch einmischen!

  • RW
    Rainer Winters

    Gott ist Schuld. Zumindest einer von denen. © rainer w.

  • T
    T.V.

    Da die Kirchen in nahezu jedem sozialen Betrieb ihre Finger im Spiel haben, ja das Christliche gelegentlich mit dem Sozialen gleichgesetzt wird ist die Behauptung, daß sie sich aus der Politik zurückziehen blanker Hohn. Solange wir eine christliche Partei haben, die nach wie vor die meisten Stimmen im Land einheimst haben wir ganz andere Sorgen als zu WENIG Einfluß der Kirchen.

  • M
    Mat

    Ich glaube das Evangelium ist eine weitaus wichtigere und bessere Nachricht, als jedes politische Thema.

  • BK
    Böse Kirchen

    Die Kirche(n) sind, wie schließlich jeder gute Linke längst wissen sollte, das Böse schlechthin; das durchtrieben Bösartigste wo gibt.

    Die sollten sich in ihre stillen Kämmerlein verstecken und können froh und dankbar sein, dass man ihnen dort noch zu beten erlaubt!

    Keinesfalls dürfen sie in der öffentlichen Meinungsbildung mitwirken - sonst könnte es glatt passieren, dass sie anderen ihre Meinung aufdrängen! Das darf in einer Demokratie aber natürlich nie nie nie passieren!!!

  • M
    Miro

    Die Kirchenhasser mal wieder. Mit missionarischem Eifer. Nein danke!

  • AR
    alter Rammler

    Die Kirchen sollen sich zum Teufel scheren, und zwar Alle!

  • FF
    Fischers Fritze

    Bin auch- gezwungerner Maßen- Kirchenmitglied. Job eben.

    Kotzt mich an. Total. Diese Leute sind so christlich, dass die sich nicht mal an den TVÖD halten und mich sofort kanten würden, würde ich aus dem Verein austreten. Ich bin schon irgendwie gottesfürchtig, aber das Bodenpersonal braucht echt kein Mensch!!! Meine UrOma hat immer von verl*genem P*ck gesprochen. Und meine UrOma wäre jetzt um die 120 Jahre alt, war eine einfache und arme und sehr fleißige Frau und kannte keine Schimpfwörter.

  • LL
    Lehrer Lämpel

    Das war abzusehen, dass in den Kommentaren der BHE (Bund der Heimatlosen und Entkirchlichten) ihre alten Schlachten gegen die böse Kirche neu schlagen. Deshalb sei diesen Kreuzrittern gesagt: es geht hier um den evangelischen Kirchentag, also eine Veranstaltung der VELKD und nicht um katholische Klosterschulen. Die Debatten um die sozialen Projekte in der Kirche werden nun auch schon seit über 50 Jahren geführt. Da müssten also vielleicht gelegentlich neue Argumente gefunden werden, statt den Quark von anno Tobak aufzukochen.

     

    Als ehemaliger Mitarbeiter der Kirche möchte ich diese These zur Entpolitisierung nur unterstützen. Das trifft aber auch auf alle anderen Bildungs- und Kulturträger zu. Die zunächst schleichende nun ganz offenkundige Einflussnahme des "homo oeconomicus" führt dazu, dass selbst Seelsorge zu einer Ramschware verkommen ist. Jeder muss sich eben verkaufen.

     

    Darum verkauft der Pastor sich und sein Evangelium, damit nicht noch mehr Menschen aus der Kirche austreten. Der Kundenkreis reicht dabei von dementen Mitgliedern der Frauen-Union, die noch fest am Nierentisch kleben und mit ihrem feisten Gesäß nicht aus dem Cocktailsessel der 50er Jahre herauszuziehen sind. Das ist natürlich nur eine Metapher, denn dass auch junge Frauen reaktionär sind, zeigt ja die Ministerin Schröder sehr deutlich. Ferner muss Kirche immer lieb und nett zu den Kindern sein, die mit Getröte und nervigen Gesängen "Wir sind die Kleinen unter den Gemeinen..." die Muttis im Gottesdienst in helle Ekstase versetzen. Sonst bleibt die Kirche noch leerer am Sonntag, als sie es gemeinhin schon ist. Ebenso gilt für kirchliche Mitarbeiter: immer schön grün sein, weil doch die Schöpfung bewahrt werden muss, selbst wenn so manche Geschöpfe eher als Betriebsunfälle anzusehen sind, damit meine ich nicht nur die Führungsetage in den Landeskirchen.

     

    Der Pastor hat es also viel schwerer als die Betreiberin eines "Tante-Emma-Ladens" mit ihrer Kundschaft. Deshalb bleibt er stets so beliebig und für die Erweckten findet eben dann die Party auf dem Kirchentag statt, wo geträllert werden darf, wo zwischen Toufou neben afrikanischen Waschnüssen, selbstständig drehenden Chakren nach dem "spiritus sanctus" gefahndet werden kann. Selbst, wenn es am Ende sich eher um "spiritus vini" handelt, irgendwo wird schon etwas Geist drinnen sein. Die Losung der evangelischen Kirche lautet eben "Friede-Freude-Eierkuchen" und was stört, wird in der Lutherschen "Zwei-Reiche-Theologie" verbraten. Tage der fröhlichen Unverbindlichkeit schaden niemandem. Ob jedoch jemand daran dachte, dass eine beliebige evangelische Kirche auch eine überflüssige Kirche sein könnte?

     

    Zumindest die "Harten aus dem Garten"-Eden, die erfüllt von missionarischem Eifer für die wahre evangelische Kirche kämpfen, glauben an eine bessere CDU. Das ist doch schon mal was. Da sage keiner die Evangelikalen seien nicht politisch. Die gehen aber nicht zum Kirchentag, sondern führen ihre eigenen Veranstaltungen durch, wo es richtig gläubig,zackig und unsündig zugeht. Inclusive Homoheilungen. Diese Form politischer Reaktion kann es aber kaum sein, die von Intellektuellen gewünscht wird.

     

    Ja, wie soll die Kirche dann ausschauen? Sie ist in Wirklichkeit der Spiegel der Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die Unbequemes ausgrenzt, die sich ständig selbst inszeniert auf einer virtuellen Bühne, die nicht in der Lage ist ein Problem konkret zu benennen und die Folgen für Jeden, wenn man dieses Problem aktiv lösen will. Diese Gesellschaft hofft aber auf kirchliche Erlösung. Man verkläre nicht die Rolle der Kirche in der DDR. Sie stellte eher die Räume für Veranstaltungen und Gruppentreffen, sie bot einen gewissen Freiraum für das andere Denken und Reden. Das soll nicht gering geschätzt werden, doch die Wende kam aus dem Volk der Überdrüssigen, die nicht unbedingt die DDR-Bevölkerung repräsentierten.

     

    Es ist ganz einfach - die Kirche besteht aus allen Mitgliedern. Von uns allen wird Glaubwürdigkeit, Courage und Initiative gefordert. Humanistische Appelle liefern die Politiker auf Knopfdruck, zu welchem Gedenktag auch immer. Dafür wird keine weitere Institution benötigt. Doch bei den Enttäuschten sieht es eher so aus, als ob diese Kritiker von außen eher in fröhlicher Erwartung stehen, dass ein kirchlicher Mitarbeiter für sie die Kartoffeln aus dem Feuer holt.

  • JW
    Jochen Weiland

    Ganz im Gegenteil: die Kirchen sind bereits viel zu politisch. Weichspüler-Evangelistinnen wie Kässmann machen die komplette christliche Botschaft zunichte. Christi Boschaft - ob man sie denn mag oder nicht - war keine Kuschelbotschaft und erst recht kein irdisches Heilsversprechen; sie ist weder öko noch bequem.

     

    Tatsächlich lässt sich aus der Botschaft Jesu so gut wie keine generalisierbare Aussage ableiten, außer vielleicht: Liebe Deinen Nächsten und "Erkenne Dich selbst".

     

    Indem die Kirchen die - das Individuum, nicht den Staat betreffende - Lehre in die Politik ziehen, machen sie die Essenz des Glaubens zu einen Konsumgut neben anderen. "Öko", "für den Weltfrieden" und "Pro Asyl" zu sein erleichtert dann das Gewissen, so dass die innere Auseinandersetzung mit dem unbequemen Querkopf Jesus nicht mehr nötig scheint; selbst wenn er tatsächlich Öko oder ProAsyl meinte.

     

    Wenn ich außer den Verlautbarungen der ev. Kirche nichts über das Christentum wüsste, wäre ich, glaube ich stolzer Atheist. Gebt Kässmann eine Talkshow!

  • M
    millionen

    Lobo hat recht. Schulen gehören noch dazu.

     

    Wieviele der 50 Millionen gehören den Kirchen zwangsweise an, um in Lohn und Brot zu stehen? Und zu welchen Bedingungen?

     

    Die Kirchen sind selber tragende Säulen des kaputten main streams und der allgemeinen Volksverdummung.

     

    Wer sägt schon an dem Ast, auf dem er sitzt, bequem sitzt.

     

    Zählt mal die Millionen sonntags in den Kirchen.

  • T
    tommy

    Die Kirchen entpolitisieren sich? Also zumindest bei den Evangelen habe ich genau den anderen Eindruck - da ist der Kirchentag doch letzten Endes unter Leitung von Frau Göring-Eckhardt nur eine weitere Parteiveranstaltung der Grünen. Und man lernt, was Jesus zu Atomkraftwerken gesagt hätte...

  • T
    Thomas

    Entpolitisierung ist Entweltlichung.

     

    Und für diesen gewählten Weg wurde der alte Papst überwiegend positiv mit Kommentaren bedacht.

     

    Was denn nun?

  • J
    Jakobi

    Was spricht in unserer seelenlosen Welt gegen das Seelenheil? Und wenn die Religion ein letzter Anker dafür ist, why not? Spätestens wenn es auf den Tod zugeht, kommt das Thema ins Bewusstsein der Menschen (egal ob als Christ, Moslem, Jude oder Buddhist). Der Grundkeim jeder Religion ist, das Leben über den Tod zu stellen. Die Diskussion zur Homoehe ist doch nur ein Randaspekt und interessiert weltweit (mit Ausnahme einiger radikaler auf beiden Seiten Deutschland und Frankreich) vermutlich niemanden. Die meisten meiner homosexuellen Bekannten akzeptieren die Haltung der Kirche. Dass die Kirchen sich nun an die Spitze der Befürworter für die Gleichberechtigung der Homo-Ehe einsetzt wäre doch etwas zuviel verlangt und zu sehr "Mainstream". Leben und Leben lassen, das ist die Devise.

  • L
    Lobo

    1. Kindergärten Krippen, Krankenhäuser, .... der Kirche entziehen.

    2. Steuerfander und Ermittler in die Kirche,

    3. was übrig bleibt unter staatliche Aufsicht und dann abwickeln.

     

    mehr ist zu Kirche nicht zu sagen.

  • UR
    Uwe Roos

    Auch der diesjährige Kirchentag wird zu einem Großteil eine Veranstaltung der gelebten Symbolik sein. Fragen ohne konkrete Antworten. Forderungen ohne konsequente Umsetzung. Medien- und Politikrummel ohne Nachhaltigkeit. Die Frage nach einer Entpolitisierung und Erstarrung der Kirche(n) wird ein, wenn auch nicht zentrales Thema sein. Die Kirche war immer eine politische Institution, mit konkreten Machtinteressen. Der Vorwurf der Entpolitisierung betrifft Stellungnahmen zu aktuellen Problemen und Antworten zur Zukunft der(globalen) Gesellschaft. Der Politikansatz der Kirchen betrifft aber für sie grundsätzliche glaubenspolitische Fragen, die für die Mehrheit nicht oder nur marginal von Bedeutung sind. Die Kirche koppelt sich damit von der Mehrheitsgesellschaft ab und negiert zugleich diese Fragen mit allen Konsequenzen, die für sie daraus erwächst.

  • DU
    Der Uli

    Opium fürs Volk - und die Dealer sollen auch noch "politisch" sein?

     

    abgesehen davon sind diese Sekten politisch genug, sogar zu viel aktiv: Ob gegen Homo-Ehe oder gegen Zuwanderung (wegen der christlich-demagogischen Geschichte Europas), gegen Arbeitsrecht und Steuergerechtigkeit: Kirchen machen da mobil, von der Kanzel, in der Staatskanzlei und am Stammtisch.

     

    Es wäre wünschenswert, wenn sich diese Leute auf ihren Vereinszweck beschränkten, sich mit sich selbst und ihren Missbrauchsfällen beschäftigten (und die Security für ihre "Loveparade" selber zahlten).

     

    Und ein demütiges Schweigen stünde ihnen auch gut zu Gesicht.