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Streit der WocheBundeswehr raus aus Afghanistan?

Am 3. Juli entscheidet der Bundestag über die Verlängerung des Mandats für deutsche Awacs-Einsätze. Dabei stehen die Deutschen kaum noch hinter dem Engagement der Bundeswehr in Afghanistan.

Macht ihr Einsatz noch Sinn? Bundeswehrsoldaten sichern bei Masar-i-Scharif einen Konvoi ab. Bild: dpa

Voraussichtlich am 3. Juli entscheidet der Bundestag über das neue Afghanistan-Mandat, mit dem die NATO demnächst Awacs-Aufklärungsflugzeuge an den Hindukusch schickt. Bis zu 300 zusätzliche deutsche Soldaten sollen dabei zum Einsatz kommen.

Die Gewalt in Afghanistan eskaliert, immer größere Teile des Landes gelten als unsicher, und zwar nicht mehr nur im Süden in Richtung der Grenze zu Pakistan, sondern auch im Einsatzgebiet der Bundeswehr im einst sicheren Norden Afghanistans.

Der sonntaz-Streit der Woche

Wer möchte, dass sein Beitrag zum sonntazstreit nicht nur hier, sondern auch in der kommenden sonntaz erscheint, schicke bitte gleichzeitig per Mail ein jpg-Foto (zur Veröffentlichung) und eine Telefonnummer für Rückfragen an streit@taz.de. Redaktionsschluss: Mittwoch 21 Uhr.

Näheres zum Verfahren siehe im "Stichwort" rechts.

In allen Umfragen der letzten Zeit spricht sich eine große Mehrheit der Deutschen für den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan aus. Laut ARD-Deutschland-Trend wollten im April diesen Jahres nur noch 32 Prozent der Befragten, dass die Bundeswehr in Afghanistan bleibt.

Was meinen Sie, soll die Bundeswehr komplett raus aus Afghanistan?

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39 Kommentare

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  • FW
    Friedrich W.Siebert

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    Schon die alten Römer verstanden es, ihre "Söhne" zum Töten auf dem "Feld der Ehre" zu motivieren.

    Süß und ehrenvoll seie es, für das Vaterland zu sterben.Werden unsere Uniformierten von Struck, Jung und Ko nicht in ähnlicher Weise verarscht, wenn man ihnen weismacht, sie verteidigten Deutschland am Hindukusch, bzw.opferten sich ggf.für humanitäre Ziele,mit ehrenvollem Tod und folgender Heldenverehrung an jüngst etablierter Gedenkstätte? Humanitäre Ziele können nur mit humanen Mitteln verfolgt werden.

  • RO
    reiner olschewski

    Lieber deutscher Soldat in Afghanistan

     

    Du wirst dich fragen, warum ich dir schreibe. Die Antwort ist gar nicht so einfach für mich. Etwas treibt mich um, eine Mischung aus alten Erinnerungen, Scham und Zorn. Vielleicht merkst du schon: ich bin alt. Du bist jung. Ob du alt wirst – hoffentlich!

    Ich gehöre zu der Generation, deren Eltern den zweiten Weltkrieg aktiv miterlebten. Mein Vater war Soldat in Russland. Begeistert, mit dem Gefühl, Deutschland und die Heimat zu verteidigen, griff er gierig nach der Waffe und stürzte sich auf den Feind. Er war überzeugt von der Rechtmäßigkeit des Krieges, überzeugt vom Führer und von seinen Vorgesetzten. Bis an sein Lebensende (er überstand den Krieg mit einer Pistolenkugel im Nacken, die ihm auf einer Seite einige Zähne wegrasierte) war er von der Richtigkeit des Krieges überzeugt. Als ich Kind war, hörte ich von Männern wie ihm Heldengeschichten. Keiner sprach vom Leiden oder vom Sterben.

    Wie kam es eigentlich zu dem Krieg, in dem du dich befindest? Denn ein Krieg – du weißt das – ist es. Da war das abscheuliche Attentat auf das World Trade Center. Präsident Busch, Mitglied einer skrupellosen Clique von Geschäftsleuten und Politikern, sprach damals sofort von einem Angriff auf Amerika und mobilisierte das Militär. Weil es im Rahmen der Nato so festgelegt ist, hatten die anderen Mitglieder Amerika zur Seite zu stehen. Was dann folgte ist allgemein bekannt. Diese Clique zettelte einen lügnerischen und völkerrechtswidrigen Krieg an und schickte zudem Truppen nach Afghanistan. Dort sollten dann die Terroristen bekämpft werden, die man für das Attentat verantwortlich machte.

    Lieber Soldat, ich glaube, du weißt inzwischen auch, dass man militärisch einen solchen Gegner nicht bekämpfen kann. Das siehst und spürst du jeden Tag. Gegenwärtig verlangt der amerikanische Truppenführer in Afghanistan mehr Truppen für diesen Kampf. Mal abgesehen davon, dass die Afghanen bisher jeden Aggressor, inklusive der damaligen Supermacht UDSSR, aus dem Land gejagt haben, erinnert der Verlauf des Krieges sehr an den Vietnamkrieg, dessen Ausgang bekannt ist. Obwohl die Amerikaner damals ein Mehrfaches der Sprengkraft des gesamten zweiten Weltkrieges auf dieses vergleichsweise kleine Land abluden, verloren sie diesen Krieg. Auch damals wurden immer mehr Truppen und immer mehr Kriegsmaterial in dieses Land geschickt. Der Oberkommandeur kündigte damals an, man werde das Land in die Steinzeit zurück bomben.

    Du siehst auch, dass unschuldige Menschen mit dem Leben für die fixe Idee eines Sieges sterben, die so genannten Kollateralschäden. Wer sind eigentlich deine Feinde dort? Taliban, wer ist das und wo sind sie? Fragen, die du dir täglich stellst, sobald ein Afghane dir gegenübersteht. Religiöse Fanatiker, sagt man. Es wird schon stimmen – zum Teil sind es religiöse Fanatiker. Aber ich glaube fest, dass die meisten so genannten Taliban einfache Leute sind, die die Waffe in die Hand nehmen, weil sie keine andere Wahl haben. Sie stehen vor der Entscheidung entweder zu verhungern, oder das bisschen Geld der Taliban anzunehmen, mit dem sie ihre Familien vor dem Hungertod so gerade retten können. Sie tun das ohne religiöse Fanatiker zu sein. Sie würden ihre Waffe sofort wegwerfen oder umdrehen, wenn du ihnen mehr Geld gäbest. Auch den Hunger und die Obdachlosigkeit, die pure Armut der Menschen, siehst du täglich. Was wird dagegen getan?

    Man sagt dir, du müsstest so lange bleiben, bis das Land in der Lage sei, sich selber zu verteidigen, mit Militär und Polizei. Sicher interessierst du dich für die Politik in diesem Land. Dann müsstest du auch verstehen, dass man unsere Vorstellung von Demokratie nicht dort umsetzen kann. Die jetzige Regierung, ob gewählt oder nicht, ist korrupt bis in die Haarspitzen – mit Duldung der Amerikaner und ihrer Verbündeten. Diese Scheinregierung soll in der Lage sein, das Land nach unseren westlichen Vorstellungen zu formen.

    Ich hoffe, du interessierst dich für Geschichte. Dann weißt du, wie lange es dauerte, wie viele Opfer es kostete, bis im damaligen Europa der Feudalismus beseitigt war. Von diesem Land, mit seiner feudalistischen Struktur, verlangt man diese Umstellung sofort. Es ist lächerlich anzunehmen, dass die afghanische Regierung unabhängig von den Provinzfürsten agieren kann. Allein deshalb ist das Programm Demokratie in diesem Land zum Scheitern verurteilt. Wer sollte sie schützen? Das Militär? Die Armee des Landes wird informelle Strukturen aufweisen, die das Stammesbild des Landes widerspiegeln und deshalb unzuverlässig sein. Die Polizei? Du siehst jeden Tag, wie die Polizisten Geld einstecken. Sie verdienen nicht genug, um ihre Familien durch zu bringen. Auch sie sind in die Stammesstrukturen des Landes eingebunden und gehorchen im Zweifel ihrem Provinzfürsten, die an echter Demokratie kein Interesse haben, auch wenn sie Gegenteiliges behaupten.

    Und wie sieht es in deinem Land aus? Die große Mehrheit des Volkes ist gegen diesen Krieg, wünscht sich Ehemänner, Partner, Söhne oder Brüder sehnlich zurück. Sie glauben weder an die Rechtmäßigkeit dieses Krieges, noch an dessen moralischen Begründung. Sie scheinen zu wissen, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist. Und die politischen Führer? Struck sagte mal, Deutschland werde auch am Hindukusch verteidigt. Jung vermeidet, das, was du täglich erlebst, Krieg zu nennen. Mir würde das an deiner Stelle wie eine Ohrfeige oder ein Tritt in den Hintern vorkommen.

    Nie wieder Krieg! Das sagten nach dem zweiten Weltkrieg sehr viele Deutsche und gingen gegen die Wiederbewaffnung auf die Strassen. Sie wussten, warum. Sie hatten es erlebt! Doch Adenauer und seine Getreuen setzten die Remilitarisierung des damaligen Westdeutschlands durch. Weißt du, dass das damals Todesopfer kostete?

    Und heute? Irgendwie erinnern mich die gebetsmühlenartig wiederholten Worte der Politiker an die Kaiserzeit. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen, sagte der Kaiser damals und schickte seine Truppen los. Heute wird Deutschland am Hindukusch verteidigt. Heute exportieren unsere Soldaten Demokratie!?

    Lieber Soldat, sicher gibt es in eurer Einheit auch einen Priester. Ich weiß nicht, ob du religiös bist. Aber vielleicht siehst du ihn mal. Frage ihn doch mal, warum der eine Gott, so Christen und Muslime, scheinbar auf beiden Seiten kämpft.

    Ich wünsche dir alles Gute. Hoffentlich kommst du unversehrt zurück. Wir brauchen dich hier. Wir brauchen heute leider die, die vom Krieg erzählen können. Wie er wirklich ist, meine ich.

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  • P
    P.Felz

    Verteidigung der "deutschen Freiheit" am Hindukusch - das kann doch nur ein Witz sein. Welche Ziele die USA genau in Afghanistan verfolgen vermag doch niemand mehr zu sagen, außer das es ganz gewiss sehr schmutzige und finstere sind. Ob Herr Obama da freiwillig mitmacht oder ob er auf Druck seiner Finanziers "gezwungen" dazu ist weiß ich auch nicht. Jedenfalls macht sich die deutsche Regierung zum Komplizen und zieht den deutschen Steuerzahler mit hinein. Natürlich leben auch wir in einem Land, in dem der (Waffen-)Lobbyismus, die Korruption und Unmoral immer mehr im Kommen ist. Da gtibt es gewisse Personengruppen die unsere sog. "Demokratie" abschaffen wollen. Leider heißt Demokratie auch Mehrheitsentscheid und das diese nicht immer richtig liegt, liegt auf der Hand. Die Mehrheit in unserem Land hat leider diese "Bande" legitimiert und wird dies auf Dauer auch ausbaden müssen.

  • P
    P.Felz

    Verteidigung der "deutschen Freiheit" am Hindukusch - das kann doch nur ein Witz sein. Welche Ziele die USA genau in Afghanistan verfolgen vermag doch niemand mehr zu sagen, außer das es ganz gewiss sehr schmutzige und finstere sind. Ob Herr Obama da freiwillig mitmacht oder ob er auf Druck seiner Finanziers "gezwungen" dazu ist weiß ich auch nicht. Jedenfalls macht sich die deutsche Regierung zum Komplizen und zieht den deutschen Steuerzahler mit hinein. Natürlich leben auch wir in einem Land, in dem der (Waffen-)Lobbyismus, die Korruption und Unmoral immer mehr im Kommen ist. Da gtibt es gewisse Personengruppen die unsere sog. "Demokratie" abschaffen wollen. Leider heißt Demokratie auch Mehrheitsentscheid und das diese nicht immer richtig liegt, liegt auf der Hand. Die Mehrheit in unserem Land hat leider diese "Bande" legitimiert und wird dies auf Dauer auch ausbaden müssen.

  • KK
    Klaus Keller

    Nichts ist schwieriger als ein Rückzug in auswegloser Lage, ich würde es trotzdem versuchen und alle Afgahnen die einen westlichen Lebensstiel bevorzugen als Flüchtlinge aufnehmen. Das Schicksal Vertriebener ist blöd aber es sichert unter umständen das überleben, ich glaube auch nicht das es viel mehr kostet, Soldaten sind teuer.Das schlage ich auch im Falle des Iran vor.

    Bei den deutschen Soldaten frage ich mich welchen Einfluß die Gefahrenzulage auf die Freiwilligkeit hat, es sterben auffallend oft Reservisten,leben diese sonst von ALG 1 oder Hartz 4?

     

    Balken im Auge:

    Wenn ich das richtig verstanden habe erfolgt der Abenteuerurlaub der Y-Tours in Afgahnistan auf Grund einer Einladung der US-Army, gebucht von unerer(?)Bundesregierung, weil eine islamistische Fluggesellschaft in den USA ca 3500 Menschen umbrachte bei dem Versuch auf dem World-Trade-Center in NY und auf dem Pentagon in Washigton zu landen. Zur Vervollständigung der (Wahr)nehmung Daten von census.gov nur für die USA aus 2004:

    Intentional self-harm (suicide)32432

    (davon)By discharge of firearms 16750

    (und)By other and unspecified means and their sequelae15689

    Assault (homicide)17357(Mord,Totschlag etc.)

    Bei uns würde das bedeuten bei 8-10000 Suiziden/Jahr 5000 Morde.(bei xyz Einwohnern stirbt ca

  • M
    Markus

    Geht´s noch?

    Holt unsere Juns da raus.Jeder der etwas anderes sagt,kennt anscheinend nicht das Gefühl einen geliebten Menschen zu verlieren.

    Leiden wir nicht schon genug im eigenen Land?

    Junge Menschen ohne wirtschaftliche Perspektive lassen in einem U.S. Amerikanisch geführten Angriffskrieg ihr leben und das soll richtig sein?

    Wacht auf bevor es zu spät ist.

    Unsere Armee ist zum Schutze Deutschlands gedacht.

    Gab es da nicht ein Abkommen vor geraumer Zeit?

    "Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt."

     

    Im Sinne der Vernunft,beendet diesen Wahnsinn!

  • DZ
    Dierck Ziegler

    Wenn gewollt ist, dass die Taliban wieder ihr Regime in Afghanistan errichten, wieder Frauen, Künstler, Andersgläubige drangsalieren, zu Tode steinigen, dann soll die Bundeswehr und andere Armeen das Land verlassen. Will man aber das Land aufbauen, ihm demokratische Strukturen geben, dann müssen wir diesen Aufbau auch militärisch stützen. Das muss Herr Jung aber auch so sagen. Und nicht von der Verteidigung Deutschlands am Hindukusch faseln.

  • FW
    Friedrich Weitner

    Grundsätzlich vertrete ich den Standpunkt raus dort, je eher je besser. Wo möglich sollte man sich intensiver im humanitären Bereich einsetzen. Aber die deutsche Bundeswehr hat schon aus geschichtlichen Gründen außerhalb unserer Landesgrenzen nichts zu suchen. Im Übrigen hat die Vergangenheit immer wieder bewiesen das Afghanistan mit üblichen militärischen Mitteln, mitunter wegen seiner besonderen topograhpischen Lage, nicht wirklich zu erobern ist. Die Historie hat dies oft genug bewiesen, da wurden die Briten in ihrem Kolonialrausch, trotz maximaler militärischer Überlegenheit, insgesamt drei Mal vernichtend geschlagen, da hat sich die Weltmacht Russland vergeblich die Zähne aus gebissen. Nunmehr will eine multinationale Truppe von Söldnern, zumindest steht das Einkommen als Motivation primär im Vordergrund, gegen Verbände von gut ausgerüsteten Guerillas, die obendrein aus religiösem Wahn heraus bedingungslos ihr Leben einsetzen einen Sieg erringen? So i!

    st das mit Sicherheit zwecklos!

    Im Übrigen bin ich empört über den Umstand das sich VM Jung nicht eindeutig, klar und offen zu dem Krieg den unsere Bundeswehrsoldaten in Afghanistan führen bekennt, wobei Ehrlichkeit bei der CDU oftmals nicht wirklich wichtig ist(Koch, Schäuble etc.). Zumindest hat er, im Gegensatz zu manch anderen Verteidigungsministern, immerhin gedient und sollte wissen wovon er redet. Allerdings der von Ihm zu verantwortende verfassungswidrige Einsatz der Bundeswehr im Rahmen des G8-Gipfels, lässt wiederum Zweifel aufkommen ob er wirklich weiß worum es geht.

  • V
    vic

    Ja glaubt denn wirklich jemand, es würde irgendwem in den Regierungen das Wohl des afghanischen Volkes am Herzen liegen?

    Die USA haben ihr Ziel noch nicht erreicht die Ressourcen dauerhaft zu sichern, und deshalb wird der Krieg weitergeführt. Die Bundesregierung wird letztlich auch davon profitieren und macht sich weiterhin zum Deppen. Nebenbei werden deutsche junge Leute verheizt, die vorher noch afghanische BürgerInnen umbringen.

    Diese Regierung regiert schon seit langen gegen die Mehrheit des Volkes, und wird das auch weiterhin tun. Die Wiederwahl ist ja schon in trockenen Tüchern. Und das, ohne auch nur einen Kratzer abzukriegen. Nichtmal der eigentlich wehrpflichtige Nachwuchs.

  • M
    Makeze

    @ Dönitz

     

    Es ist ganz richtig, dass die Afghanen zuallererst selber für die Sicherheit in ihrem Land sorgen müssen. Jedoch sind sie nach 25 Jahren Bürgerkrieg hierzu nicht in der Lage. Einerseits müssen die jungen Rekruten von Armee und Polizei ausgebildet werden, was ja auch zu den zentralen Aufgaben der ISAF-Truppen gehört, andererseits müssen die lokalen Machthaber im ganzen Land an einem Strang ziehen, und dass ist Politik.

    Es hat ja jeder interesse daran, dass die Deutschen schnell wieder abziehen weil sie nicht mehr gebraucht werden, Deutsche wie Afghanen. Jedoch zeigen meine Erfahrungen dort, dass die afghanische Öffentlichkeit den Einsatz eindeutig mehr befürwortet, als die deutsche.

    Die Rules of Engagement der deutschen ISAF truppen, sehen ja ohnehin ein druckloses Vorgehen vor. Zur Gesprächsaufklärung wird niemals einfach in ein Dorf gefahren und schwerbewaffnet an die Türen geklopft. Stets höflich aber bestimmt ist die Devise. Wir haben immer in Sichtweite eines Dorfes angehalten, und haben es dann den Anwohnern freigelassen mit uns Kontakt aufzunehmen, oder nicht. Und es ist von den -zig Dörfern nur 1-2 mal vorgekommen, dass unser Kommandeur nicht auf ein Gespräch bei einer Tasse Tee eingeladen wurde.

    Und es wurde nicht immer nur herzlich geplaudert, sondern die Afghanen haben durchaus auch Kritiken angebracht. Enmal haben wir auf einer Paßstraße eine Ziege überfahren, wonach wir durch unseren Dolmetscher eine faire (etwas zu hohe) entschädigung in Dollars ausgehandelt und aus unserer eigenen Tasche bezahlt haben. Es lag ja auch in unserem Interesse, dass die lokale Bevölkerung keinen Hass auf uns hatte.

    Kollateralschäden lassen sich auf jeden fall vermeiden, oder zumindest heftig reduzieren! Vielzuoft wird der Tod von unschuldigen billigend in Kauf genommen! Den Deutschen wird immer eingebläut sich im Zweifel einfach zurückzuziehen, was bei anderen Nationen leider nicht immer der Fall ist. Der Einsatz ist kein Kriegseinsatz von den Aufgaben der Truppen her, und sollte somit auch nicht mit Krigswaffen geführt werden. Wie man sich vorstellen kann, ist es ein Unterschied, ob ein Soldat einzelne, überlegte und gezielte Schüsse abgibt, oder ein Pilot Streubomben abwirft.

  • BB
    Berthold Blank

    Zunächst muss gesagt werden, dass beide Möglichkeiten durchaus ethisch begründbar sind.

    Folgt man der Pflichtethik Kants, dann muss die ethische Maxime, die wir uns nach dem 2. Weltkrieg gesetzt haben, nämlich dass von Deutschland nie wieder Gewalt ausgehen darf, kategorisch und unbedingt befolgt werden.

    Setzt man hingegen eine Verantwortungsethik gemäß Max Weber voraus, dann muss man weitersehen. Denn dann muss man nach dem Sinn des Diktums fragen und der Sinn sagt wohl, dass es unser Ziel sein sollte, Unterdrückung und Gewalt im Allgemeinen zu verhindern.

    Und wenn man weiterhin voraussetzt, dass es ein Grundrecht auf Hilfeleistung gibt, dann müssen wir uns auch engagieren, weil es eben nicht allein ausreicht, nur selbst keine Bedrohung darzustellen.

    Wenn bei derartigen Hilfsaktionen Menschen zu Tode kommen (und zwar egal, welcher Nation diese dann angehören), dann ist das tragisch und für jeden Angehörigen ein großer Verlust.

    Einfach weg schauen wäre aber, zumindest aus meiner Sicht, noch schlimmer und für uns alle beschämender!

    ...Ob man aber das Konzept ändern soll oder gar muss, das hingegen ist eine andere Frage!

  • T
    Thilo

    Waren Pazifisten frueher nicht mal Idealisten?

    Offenbar sind sie heute Egoisten und Zyniker.

     

    Ging es da frueher nicht mal um Menschen?

    Heute scheint es nurmehr um die Rechtfertigung der eigenen Theorien zu gehen.

  • G
    gregorhecker

    Die Aufforderung zur Sachlichkeit in der Debatte über den Einsatz in Afghanistan wird zu dem paranoiden Kern führen. Und da geht es nur um die Frage, ob Deutschland ein Spieler in dem Great Game, oder ein hinterwäldlerischer Provinzler sein soll. Andere Fragen sind im Grunde genommen nicht sachlich. Armeen leisten keine Entwicklungshilfe, sondern sind Grund für. Mit Militärgewalt kann Terrorismus nicht bekämpfen werden, sondern geschaffen. Jeder von einem Deutschen in Afghanistan getöteter, bekommt das Taliban Etikett. Und das sind keine pazifistische Mythen, sondern die Welt, wie sie ist. Natürlich kann die Bundeswehr aus dem Afghanistan raus. Dafür muss das Volk nur auf die Straße und nicht mehr argumentierten und debattieren, sondern der Politik befehlen – Raus!Nur so kann die Bundesregierung mit einem guten Gewissen dem atlantischen Boss erklären, dass man nicht weiter macht. Doch hat man denn so ein Volk? Und überhaupt. Auf all die Schätze Zentralasiens zu verzichten, die man beim Great Game gewinnen kann?

  • J
    Joppe

    Afganistan schnellstens verlassen ist meine Meinung. Es ist ein Kampfeinsatz und nicht wie dem Wähler vergelogen wurde und wird ein Hilfseinsatz. Herr Jung hat es heute selbst gesagt " Wer uns angreift wird Bekämpft " und nicht Behilft. Ich denke das ist ein willkommenes Feld zum Krieg spielen für unsere Bundeswehrführung und ein weiterer Grund immer mehr Geld für die " Landesverteidigung " zu fordern.

    Auch das gejammere über Soldaten die dort sterben kann ich nicht nachvollziehen so Leidvoll das auch für die Angehörigen ist. Es ist ein Beruf Soldat zu sein, für den man sich entscheidet oder auch nicht. Bei einem LKW Fahrer der auf der Autobahn stribt in " Ausübung seiner Berufspflicht " wird auch nicht gleich ein Staatsbegräbnis vorgenommen. Ich weiss jetzt kommt gleich wieder, das kann man nicht miteinander Vergleichen, ich denke doch!

    Dieser Einsatz hat nichts mit der Sicherheit in Deutschland zu tun.

     

    Joppe

  • L
    L.H.

    Leider ist es nun zu spät für einen Rückzug.

     

    Wenn die Bundeswehr von heute auf morgen Afghanistan verlassen würde, wäre das leider eine schlechtere Entscheidung als die ürsprüngliche Entscheidung, die Bundeswehr überhaupt nach Afghanistan zu schicken.

    Ich fand es schon ziemlich verantwortungslos, die Soldaten ohne ein Konzept (und das gab es am Anfang wirklich nicht)in ein uns doch ziemlich unbekanntes Land zu entsenden. Ein Land zu erobern ist ziemlich einfach im Vergleich zu dem danach anstehenden Wiederaufbau vom Infrastruktur und Gesellschaft.

    Ich weiss nicht, welche Lösung für Afghanistan nun die Richtige ist. Der Militäreinsatz erscheint mir auf jedenfall ziemlich fraglich.

    Eine rein humanitäre Lösung, die natürlich auch mit Risiken für die Helfer verbunden ist,

    wäre natürlich das optimale. Wichtig ist auf jedenfall, dass man das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung gewinnt, um überhaupt etwas erreichen zu können.

    Nun ist aber die Bundeswehr in Afghanistan und ich denke, die Soldaten machen einen guten Job.

     

    Man sollte vielleicht die Soldaten fragen, ob sie einen weiteren Einsatz in Afghanistan befürworten. Ich denke, sie sind am besten in der Lage, diese Frage zu beantworten.

  • B
    Bäääärrrrk!!!

    Grundsätzlich vertrete ich den Standpunkt raus dort, je eher je besser. Wo möglich können wir uns gerne und intensiver im humanitären Bereich einsetzen. Aber die deutsche Bundeswehr hat schon aus geschichtlichen Gründen außerhalb unserer Landesgrenzen nichts zu suchen. Im Übrigen hat die Geschichte immer wieder bewiesen das Afghanistan mit üblichen militärischen Mitteln, mitunter wegen seiner besonderen geographischen Lage, nicht zu erobern ist. Die Historie hat dies oft genug bewiesen, da wurden die Briten in ihrem Kolonialrausch, trotz maximaler militärischer Überlegenheit, insgesamt drei Mal vernichtend geschlagen, da hat sich die Weltmacht Russland vergeblich die Zähne aus gebissen. Nunmehr will eine Multinationale Truppe von Söldnern, zumindest steht das Einkommen als Motivation primär im Vordergrund, gegen Verbände von gut ausgerüsteten Guerillas, die obendrein aus religiösem Wahn heraus bedingungslos ihr Leben einsetzen einen Sieg erringen? So ist das mit Sicherheit zwecklos!

    Im Übrigen bin ich empört über den Umstand das sich VM Jung nicht eindeutig zu dem Krieg den unsere Bundeswehrsoldaten in Afghanistan führen offen und klar bekennt, wobei Ehrlichkeit bei der CDU oftmals nicht wirklich wichtig ist. Zumindest hat er -im Gegensatz zu manch anderen Verteidigungsministern- immerhin gedient und sollte wissen wovon er redet. Allerdings der von Ihm zu verantwortende verfassungswidrige Einsatz der Bundeswehr im Rahmen des G8-Gipfels, lässt wiederum Zweifel aufkommen ob er tatsächlich weiß worum es geht.

  • D
    Dönitz

    Lieber Makeze,

     

    deine Argumente sind gut, bestechend gut.

    Und natürlich sollte man niemals leichtfertig etwas fordern, was den Tod anderer nach sich zieht.

     

    Aber ich als militärischer Laie komme doch nicht umhin, mich zu fragen, wo das ganze hin führen soll. Wenn so weitergemacht wird wie bisher, wird sich doch nicht einfach der ganze Widerstand gegen die ISAF in Luft auflösen, oder?

     

    Und stimmt es etwa nicht, dass 1. sog. "Kollateralschäden" anscheinend unvermeidbar sind? (Falls sie es doch sind, warum gibt es dann immer wieder so viele?)

    Und dass 2. diese Kollateralschäden zu einem Teufelskreis der Gewalt und des Widerstandes gegen die als Besatzer wahrgenommenen ISAF Truppen führen?

     

    Ich sage ja nicht, Augen zu und raus da, Blindekuh-mäßig. Aber wäre es nicht tatsächlich sinnvoller die dringend notwendige Sicherheitsarbeit durch solche Kräfte leisten zu lassen, die weniger als Besatzer wahrgenommen werden, wie etwa einheimische Truppen oder v.a. einheimische Polizeieinheiten?

    Und wäre es nicht dementsprechend sinnvoll, den Einsatz langsam aber sicher weg von militärischer Dominanz, hin zum wirkungsvollen Aufbau afghanischer Sicherheitskräfte zu ändern? Und dabei vor Allem auch auf den Zivilen Aufbau zu setzen?

     

    Ich muss zugeben, dass ich die Situation nur von aussen, vom sicheren Schreibtisch aus beurteilen kann - ich war noch nicht dort. Aber mir scheint dennoch, dass intensivierte Gewaltanwendung in mehr als der Häfte der Fälle eher zur Gegenwehr führt, als zur freiwilligen Aufgabe des Gegners.

    Besonders wenn dieser Gegner seine Heimat verteidigt.

    Einen Zermürbungskrieg werden die ISAF Truppen nicht gewinnen. Jedenfalls nicht, ohne Generationen von Einheimischen zu verfolgen, zu ermoden und zu radikalisieren. Oder sehe ich das falsch?

     

    "...when Leuitie and Crueltie play for a Kingdome, the gentler Gamester is the soonest winner."(Shakespeare, Henry V)

  • M
    Makeze

    Als ehemaliger ISAF Soldat in einer Einsatzkompanie möchte ich eindringlich vor einem verfrühten Abzug aus AFG warnen. Letztlich ist der Schaden den man hiermit anrichten kann schlimmer als der gesamte Einmarsch der USA.

    Die Bundeswehr hat nämlich auch andere Aufgaben, als umher zu fahren und sich beschießen zu lassen. Bundeswehrsoldaten betreiben in erster Linie Gesprächsaufklärung, d.h. sie reden mit den Leuten. Nicht nur um die Sicherheitslage zu erkunden, so werden z.B. die Bedürfnisse eines Dorfes an Trinkwasser oder Schulmaterialien erfasst und an örtliche Behörden und die UNHCR weitergegeben, dessen Hilfskonvois dann auch zum Schutz gegen Banditen begleitet werden.

    Kein Bundeswehrsoldat lässt einen Schwerverletzten vor seinem Camp liegen, und wir haben auch mal mit unseren Sanitätern ein Provinzkrankenhaus für zwei Tage betrieben und die Bevölkerung, auch Frauen und Kinder die sonst leer ausgehen, mit den unseren Beständen an Medikamenten und Verbansmaterial versorgt.

    Das Land würde beim Abzug aller ausländischen Sicherheitsorgane ins völlige Chaos abdriften.

    Ein Abzug macht erst Sinn, wenn hierdurch weniger Menschenleben gefährdet sind, als vorher. Das ist momentan definitiv nicht der Fall. Vielleicht hätten wir nie dort sein dürfen, aber jetzt sind wirs, und müssen es zuende bringen!

    Ausserdem habe ich dort viele Afghanen kennengelernt, manche die für uns als Dolmetscher, etc. gearbeitet haben. Ich kenne sie persönlich und habe Angst, dass sie und ihre Familien ohne Schutz abgeschlachtet werden, wie es vor dem Einmarsch tausendfach gang und gebe war. Diese Diskussion ist viel zu wichtig, als dass sie man mit plakativen Theorien führen darf. Bitte zweimal nachdenken, bevor man etwas fordert was andere umbringen kann, danke.

  • GH
    Günter Hartmann

    Offenbar will sich niemand mehr daran erinnern, warum in Afghanistan Krieg ist: es galt, Bin Laden zu fangen, tot oder lebendig, der sich - Fluch über ihn! - einfach viel zu sehr über diesen entsetzlichen Erfolg eines studentischen Penners aus Hamburg mit Namen Mohamed Ata gefreut hat - und den die sturen Taliban offenbar nicht ausliefern wollten. Also galt es, erst einmal drauf zu hauen auf diesen blöden Haufen mit ihren mittelalterlichen Ansichten, die täglich ihre Frauen vergewaltigen und die sich feige in den Löchern von Tora Bora versteckten - für Pervez Musharraf damals nur eine "kleine Polizeiaktion von höchstens einem halben Jahr". Und die Anweisung von Bush an seine Soldaten? "You hunt them, catch them, and than you squeeze them". Und alle jubelten ihnen zu - mit Joki Fischer auf dem Venushügel als Vorsänger und über Jahre der beliebteste Politiker in Deutschland.

     

    Heute, fast acht Jahre nach dem Beginn dieser wunderbaren Polizeiaktion, steht die so hochgerühmte 'westliche Wertegemeinschaft' in einem rauchenden Trümmerfeld, und allerorten brechen neue Feuer aus. Und diese unfassbaren Selbstmord-Terroristen mit ihren Sprengsätzen vor dem Bauch wollen nicht weniger werden - allen Atombomben in den Arsenalen der Super-Mächte zum Trotz.

     

    Ich denke, wer Politik als eine Methode des catch-as-catch-can betreibt, sollte nicht heulen, wenn er dabei mit Wucht auf die Bretter geschmissen wird. Und ich hoffe sehr, dass Mister Obama nicht mehr allzu lange den Warnungen seiner Militärs von wegen der Sicherheitsrisiken für Amerika sein Gehör schenkt und sich stattdessen ausreichend Zeit nimmt zum Nachdenken, bevor er immer weiter seine Leute fürs Grobe ins Feld schickt. Denn wer garantiert ihm, dass unter seinen Generälen so viel klügere Leute zu finden sind als unter seinen Wirtschaftsbossen, die auf so coole Art 'ihre' Weltwirtschaft an die Wand gefahren haben.

  • W
    Wolf

    Bundeswehr raus aus Afghanistan?

    Ja! Der Bündnisfall würde hier schon beantwortet.

     

    Könnte man nicht schon mal tausende Briefkastenprospekte von Kaufland, Schlecker, Reno usw. abwerfen? Das wäre eine friedliche Aufgabe für unserer BW - wobei einige würden sich wohl belästigt fühlen, wie hier auch.

     

    Gibt es denn eigentlich schon Verkaufscontainer von Coca-Cola und Mercedes B.? Die könnte man ja übergangsweise mit Flecktarnfolie bekleben. Die Folie könnte dann später durch das DSA (DualesSystemAfganistan) entsorgt werden.

  • A
    afghanistanlibera

    mein tipp an alle befürworter eines verbleibens am hindukusch ist, sich doch mal mit christoph hörstel, ehemaliger ard korrespondent und ehm bundeswehrberater für den afghanistan- einsatz auseinanderzusetzen. ich denke auch "theo ad" wird als kompetent angesehen. ansonsten "alle befürworter rein nach afghanistan weil selber machen macht stark" -oder vielleicht eher tot in diesem fall. ich gebe meine kinder auf jeden fall nicht dafür her

  • KG
    Katharina Glomb

    Es ist wohl klar, dass niemand einen vor allem wirtschaftlich motivierten Krieg gutheißen kann. Genauso klar ist aber auch, dass "einfach abhauen" weder sinnvoll noch machbar ist. Die Argumente, die im Wahlkampf vorgebracht werden, sind in keine der beiden Richtungen haltbar, weil es eben nicht so einfach ist. Ich würde mir wünschen, dass die Deutschen sich mehr darauf konzentrieren, herauszufinden, wie man wirklich helfen kann, anstatt weit weit entfernt engstirnige nationale Interessen zu verfolgen und die Bürger mit emotionalisierten Parolen hinter dem Ofen hervorlocken zu wollen. Ich fürchte, dass mit der derzeitigen Einstellung unserer Politiker keine der beiden Lösungen befriedigende Ergebnisse zeitigen kann. Daher bin ich vor allem für eins: Sachlichkeit.

  • G
    gregorhecker

    Bundeswehr raus aus Afghanistan und dann? Was wird sie dann machen? Afghanistan ist doch nichts anderes als eine ABM-Maßnahme für Bürger in Uniform. Ohne den Einsatz wird die Bundeswehr degradieren. Im Prinzip hatte der russische Einsatz am Hindukusch den gleichen Sinn.(Und die gleiche Propaganda des Einsatzes, die man jetzt in den deutschen Medien erleben darf.) Wenn eine moderne Armee nix zu tu hat, dann bricht sie auseinander. Und Afghanistan bietet die Möglichkeit einen Krieg zu führen, ohne stalingradische Verluste zu befürchten. Man ist hier innerhalb der Autobahn-Toten Statistik.

  • V
    vic

    Wie der Bundestag am 3.Juli entscheiden wird, wissen wir alle. Wie es nach der Wahl mit der neuen, alten Regierung weitergeht, wissen wir auch.

    Und meine Meinung dazu wird sich nicht ändern, auch wenn ich sie täglich mehrfach wiederhole. Raus dort, raus überall wo Amerika seine eigenen Interessen verfolgt und dabei über Leichen geht.

    Und ich gehe noch weiter. Raus aus der NATO, denn gerade Afghanistan, Irak und alles was folgt, ist KEIN Bündnisfall.

  • D
    denninger

    Oh ja, "Dönitz", es ist ja alles soo einfach, gell?

    Statt einen "Krieg" mit "Kolonialtruppen" über "Jahrzehnte" zu führen, der "Millionen von Opfern fordern" würde, muss einfach nur ein Scheck ausgestellt werden und schon erblüht das Land mirakulös über Nacht. So wie zwischen 1989 und 2001 (SCNR)?

    Die von Dir erträumten Schulen werden, falls es sich nicht um reine Koranschulen handelt, geschlossen werden, die Wasserkraftwerke werden von denen, die sie nicht kontrollieren, zerstört werden und "freie Zeitungen" wird es nicht geben. Eine "Demokratie" wird auch nur Vision bleiben.

    Auch wenn die afghanische Regierung weiterhin mit Geldern aus dem Ausland ausgestattet wird, so wird sie auf absehbare Zeit nicht fähig sein, das Land zu kontrollieren.

    "Und wenn die Taliban (o.a.) gezwungen sind, ihre Scharia mit grenzenloser Gewalt gegen die Zivilbevölkerung durchzusetzen, statt wie bisher gegen Besatzer zu kämpfen, dann werden sie nach und nach den Rückhalt in der Bevölkerung verlieren." schreibst Du und meinst, die ISAF wäre der einzige casus belli. Die "grenzenlose Gewalt" der Taliban wird auch ohne gemeinsamen Gegner ausgeübt werden. So wie es zwischen 1996 und 2001 war.

    Der "Bürgerkrieg", den Du "in Kauf nehmen" willst, würde die "Millionen von Opfern" fordern, die Du eingangs postuliert hast. Jetzt plötzlich sind die für Dich hinnehmbar?

    Der überwiegende Teil der afghanischen Volksgruppen teilt sicher nicht Deine Ansichten über Demokratie und Freiheit.

    Deine Träume in allen Ehren, aber realisierbar sind sie nicht.

  • A
    atze

    auch von meiner seite: natürlich raus! lassen wir uns doch keinen vormachen von steinmeier, jung und co, den schergen der waffenindustrie, die afghanistan als spielplatz benutzen, um die tauglichkeit ihrer waffensysteme unter beweis zu stellen. muss man da wirklich trauern, wenn soldaten im zinksarg nach hause kommen? mir würde eine besatzung der brd durch arabische, us-amerikanische oder sonstwelche truppen auch kein vergnügen bereiten, noch viel weniger, wenn diese handlanger faschistoider systeme meine familie hinrichten und diesen vorfall als "kollateralschaden" deklarieren würden. hut ab, herr gysi, dass Sie und ihre partei sich den perversionen von cdu, spd, fdp und grünen widersetzen!

  • JO
    Jürgen Orlok

    Wäre es nicht die Aufgabe der taz, mal die nötigen Hintergrundinformationen zum extrem hohen Luftverkehrsaufkommen im afghanischen Luftraum zu liefern ? Dies ist die offizielle Begründung und natürlich keine militärischen Aufgaben, wie Herr Steinmeier sie ja so erfolgreich im IRAK geliefert hat.

  • TA
    theo a.D.

    Ich selbst war 14 Jahre lang Soldat und hab 2 Kameraden 2003 aus Kabul mit zu Grabe getragen! Das ist ein Konflikt den wir nicht verstehen werden und schon gar nicht lösen, geschweige gewinnen können. Das Land lebt im Mittelalter und den Weg in die Neuzeit müssen die Afghanen selbst finden, wenn sie es denn wollen. Dazu gehört auch die Unterdrücker im Lande als solche zu erkennen und selbst zu beseitigen. Solange das nicht erfolgt, werden die Taliban in ihren Löchern hocken und mehr werden.

     

    Derzeit gelingt es den Taliban jeden Ausländer als Teil des Bösen der Ungläubigen darzustellen und Urängste zu schüren. Das haben andere Kriegsherren vorher auch schon mit Erfolg praktiziert und dabei ihr eigenes Machtgefüge gefestigt.

     

    Die westliche Idee, den Afganen Demokratie 'vorzuleben' ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Es lag auch nie an der Zahl der zur Verfügung stehenden Truppen, mehr Truppen zu früherer Zeit hätte die heutige Lage früher bedeutet. Erfolgversprechender wäre, wenn der int. Wille da wäre die Taliban von Geld ihrer Gönner abzuschneiden. Die Finanzkrise könnte hier sogar hilfreich sein. Wenn das Land nur Drogen anbaut, werden die Afghanen irgendwann nichts mehr zu essen haben. Sicher eine Tragödie, wenn Menschen verhungern, nur die Mittel das zu ändern liegen bei den Afganen.

     

    Also mein Fazit, das ist Sache der Afghanen! Die Hilfe verdienen, wenn sie bereit dazu sind an Ort und Stelle Verantwortung zu übernehmen. Wir mußten auch lernen uns in die Weltgemeinschaft einzugliedern. Unsere Volksvertreter fordere ich auf, zieht Helm und Weste an oder -Holt unsere Soldaten nach Hause-

  • TK
    Tim Karsten

    Solange die deutsche Bevölkerung nicht die wahren Gründe für den Nato-Einsatz in Afghanistan erfährt, nämlich Sicherung von Rohstoffzufuhr und der Pipelines vor Ort sowie die Besetzung der Front zum Iran mit Nato-Militär, solange kann man das Volk mit den fadenscheinigen Begründungen "Terrorismusbekämpfung" und "zivilem Aufbau" beschwichtigen.

     

    Tim Karsten

  • K
    Klosterklempener

    Die Bundeswehr sollte nach meiner Auffassung auf keinen Fall Afghanistan den Rücken kehren und das Land im Stich lassen.

     

    Herr Von Dönitz ist die friedliche afghanische Bevölkerung offenbar völlig egal - diese Meinung scheint in unserem Land weit verbreitet zu sein. Anscheinend errinnert sich viele nicht mehr, wie unsere großartige, demokratische Republik erst entstehen konnte. Und wer von Kolonialtruppen schreibt, scheint wohl noch immer am Kamerunberg zu weilen und vergessen zu haben, den Blick über den Tellerrand zu werfen.

     

    Wasserkraftwerke und freie Zeitungen sind schön und gut. Allerdings wird es diese nicht unter einer Talibanherrschaft geben. Genausowenig wie eine Revolution durch das Volk. Davon auszugehen und auch noch einen Bürgerkrieg als positiv zu verkaufen finde ich zutiefst unanständig!

     

    Viel mehr müsste man sowohl Truppenstärke als auch den Bundeswehretat verdoppeln. Auch in Krisenzeiten wären das sinnvolle Maßnahmen. So mussten deutsche Soldaten in Krisengebieten schon um ihr Leben bangen, da sie nicht auf US-Schiffen aufgenommen werden konnten und Deutschland keine Flugzeugträger besitzt.

     

    Auch wirtschaftspolitisch wären das sinnvolle Bestrebungen, welche der deutschen Rüstungsindustrie zugute kommen könnten.

     

    Einher mit einer solchen Politik müssten Maßnahmen getroffen werden, die die zivile afghanischen Bevölkerung unterstützen könnten.

     

    Denn die afghanische Bevölkerung wird als erste unter einem Rückzug der westlichen Truppen zu leiden haben. Die deutsche Bevölkerung, allerdings zeitlich verschoben, wohl auch!

  • PJ
    P. J.

    die bundeswehr darf auf keinen fall aus afghanistan. klar ist es ein gefähröliches Land, doch können wir uns doch nicht einfach so der verantwortung entziehen und die bundeswehr soldaten aus diesem krisenland abziehen. das würde unsere sicherheit noch viel mehr gefährden, denn die deutsche sicherheit wird am hindukusch verteidigt...

  • N
    Nils

    Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr was die Bundeswehr dort noch will. Die Zielsetzung eines möglichst raschen Wiederaufbaus ist genauso katastrophal gescheitert wie die das Ziel der "Demokratisierung". Sicherlich bedarf der zivile Aufbau auch einer gewissen Absicherung, temporär auch militärisch.

     

    Um es auf neudeutsch zu sagenm, es handelt sich um ein fatales Missmanagement der gesamten Aktion.

     

    Wie will amn bloß die Zivilbevölkerung nach 8 Jahren Besatzung und tausenden Toten jetzt noch davon überzeugen, dass man aus gutem Willen ins Land eingefallen ist, um sich dafür zu rächen dass saudi-arabische Terroristen sich dort zwischen 2000-01 in Zeltlagern aufgehalten haben, um mit einem saudi-arabischen Millionärssohn einen Anschlag geplant haben dessen finanzielle Mittel ebenfalls vorwiegend aus Saudi-Arabien stammten?

  • J
    jan

    Wieso brauchen auch wir um jeden Preis unser Vietnam? Nur weil die Herren Jung uns Struck ein wenig wie Nixon ticken?

  • JL
    Jakob Licht

    "Lieber einen Bürgerkrieg in Kauf nehmen..." - das schreibt sich super vom sicheren Schreibtisch aus; aber was bedeutet es im Endeffekt?

    Tote Lehrerinnen, Schulkinder, dann Frauen, die zu westlich sind, Schwule und "Verräter" - so war es bei der letzten Machtergreifung der Taliban.

    Wenn es jemals einen "sinnvollen" Einsatz der Bundeswehr gab - dann in Afghanistan; NIEMAND kann ernstlich behaupten, daß sie dort unten "Krieg" gegen die Bevölkerung führt - oder ein "imperialistisches Regime" einsetzen will.

    Solang sie sich nicht anm "Search and destroy"-Missionen beteiligt, wird sie auch nicht als "Besatzer" empfunden, im Gegenteil.

    Sie ersetzt die (noch nicht vorhandene) afghanische Polizei, sie schützt Schulen und ermöglicht sogar Wahlen.

    Mit welcher Begründung soll man dieses Engagement beenden? Weil freie Wahlen "Luxus" sind - der dem afghanischen Volk nicht zusteht?

    Weil es sich gefälligst selbst um Menschenrechte und Demokratie kümmern soll?

    So was kann nur jemand fordern, der hier sicher am Schreibtisch sitzt.

  • K
    Krause

    Raus. Wie man jetzt im Iran sieht, kann sich die islamische Welt nur selbst aus ihrer selbstgewählten Unmündigkeit befreien. Hilfe des Westens ist da nur schädlich, da selbst "moderate" Muslime verlangen, dass sich der Westen aus Afghanistan zurückzieht. Im übrigen ist dieser Krieg militärisch nicht zu gewinnen.

  • EB
    Ein Bürger

    Soldaten raus und unsere Politiker rein. Sollen sich diese Maulhelden doch mit den Mullahs die Schädel einschlagen.

  • AG
    Anne Gilles

    Wer oder was wird am Hindukusch verteidigt? Die ausländischen Soldaten können sich selbst nicht einmal mehr verteidigen. Raus da in dieser militärischen Form! Das erbrüten von Kämpfern dort bekämpfen wir besser durch Drogensucht Bekämpfung bei uns zu Hause und das Stoppen von Waffenexporten aus Deutschland in alle Welt.

    Zur militärischen Lösung (wenn es denn eine sochle überhaupt gibt) besitzen wir nicht die Fähigkeit. Wir vergeuden nicht nur Menschleben, Millionen Euro sondern auch unsere Reputation als friedliebende partnerschaftliche Freunde eines durchaus liebenswürdigen Volkes.

  • A
    afghanistanlibera

    ich kann mich nicht daran erinnern daß afghanistan jemals deutschland den krieg erklärt hat und mich frage was wir dort überhaupt zu suchen haben. die bundeswehr ist eine reine verteidigungsarmee, so hab ich es jedenfalls in der schule gelernt als damals der wehrbeauftragte erschien um für selbige zu werben. es gibt keinen grund das leben junger menschen aufs spiel zu setzen um wirtschaftlichen interessen vorrang zu geben!

  • D
    Dönitz

    Natürlich, raus da.

    Mit welcher Begründung soll man sich denn weiter militärisch dort engagieren?

    Diesen Krieg zu gewinnen würde weitere Jahrzehnte und Millionen von Opfern fordern.

    Besser wäre es, die entsprechenden finanziellen Mittel in Polizeihilfe und v.A. in zivile Aufbauprogramme zu stecken.

    Denn: jeder von Kolonialtruppen getötete Zivilist macht seine beiden Brüder zu Widerstandskämpfern. Aber jede Schule, jedes Wasserkraftwerk und jede freie Zeitung bringt der Bevölkerung die Demokratie näher. Und wenn die Taliban (o.a.) gezwungen sind, ihre Scharia mit grenzenloser Gewalt gegen die Zivilbevölkerung durchzusetzen, statt wie bisher gegen Besatzer zu kämpfen, dann werden sie nach und nach den Rückhalt in der Bevölkerung verlieren.

    Daher sage ich, lieber einen Bürgerkrieg in Kauf nehmen, bei dem wirklich die Freiheit siegen kann, als weiter diesen Kolonialkrieg führen, bei dem nur der eine oder der andere Unterdrücker siegen kann.