Streit der Woche: Darf man noch für Obama schwärmen?
Barack Obama wollte den Wandel nach Amerika bringen und begeisterte die ganze Welt. Viele sagten voraus, dass Obama enttäuschen würde. Hat er das?
BERLIN taz | "Yes we can" war die Parole, die vor einem Jahr um die Welt ging und Millionen begeisterte. Hätte die Welt mitwählen dürfen, wäre Obama mit einer deutlichen Mehrheit – nämlich um die 90 Prozent – zum Präsidenten geworden. Die Welt hoffte, dass sich mit dem amerikanischen Präsidenten auch die Welt verändern würde. Dabei hieß Obamas zweiter Slogan schon immer "Change is coming to America". Der Wandel sollte nach Amerika kommen, nicht zur Welt.
Bei einigen Themen hat Obama tatsächlich Veränderungen eingeleitet. Während die Bush-Regierung den Klimawandel lange leugnete, gab Obama konkrete Ziele vor, um den CO2 Ausstoß der USA zu reduzieren. Er hat Folter verboten und angeordnet, dass das Gefangenenlager Guantanamo geschlossen wird. Den Friedensnobelpreis, den Obama am 10. Dezember bekommt, bekam er für eine Wende in der internationalen Politik – weg von militärischen Konfrontationen und hin zu diplomatischen Verhandlungen.
Doch der Friedensnobelpreisträger schickte bereits im Frühsommer mehr Truppen nach Afghanistan und will sie weiter aufstocken. Und 17 Prozent weniger CO2 Ausstoß bis 2020 (verglichen mit 2005) sind wenig. Sie bringen die USA auf den Stand von 1990 – die meisten anderen Länder versuchen aber längst unter dieses Niveau zu kommen. Die Schließung von Guantanamo zieht sich ebenfalls hin und Belege für Folter hält Obama zurück.
Wer möchte, dass sein Beitrag zum sonntazstreit nicht nur hier, sondern auch in der kommenden sonntaz erscheint, schicke bitte gleichzeitig per Mail ein jpg-Foto (zur Veröffentlichung) und eine Telefonnummer für Rückfragen an streit@taz.de. Redaktionsschluss: Mittwoch 21 Uhr.
Näheres zum Verfahren siehe im "Stichwort" recht.
Dabei hat Obama nichts Anderes getan als Versprechen einzuhalten: Dass er mehr Truppen nach Afghanistan schickt, war schon vor seiner Wahl bekannt, und die 17 Prozent Kohlendioxid-Reduzierung liegen sogar drei Prozentpunkte über seinem Wahlversprechen. Ist der Diplomat Obama zu viele Kompromisse eingegangen oder hatte die Welt die falschen Hoffnungen in ihn gesetzt?
Und was meinen Sie: Darf man noch für Obama schwärmen?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen