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Streit der WocheWäre Schwarz-Grün besser?

Dauer-Kollision statt Traum-Koalition: Die schwarz-gelbe Bundesregierung kommt nicht zur Ruhe. Während die FDP in Umfragen einbricht, profitieren die Grünen. Wäre Schwarz-Grün besser?

Trägt auch nicht gerade zur guten Laune bei Schwarz-Gelb bei: FDP-Chef Guido Westerwelle. Bild: reuters

Der schwarz-gelbe Koalitionskrach findet kein Ende. Ob bei den Reformplänen in der Steuer- und Bildungspolitik oder in der Frage, wann der von Rot-Grün beschlossene Atomausstieg erfolgen soll – das vermeintliche Traumduo Union und FDP ist bisher selten auf einen Nenner gekommen.

Dass die Bürger vom andauernden Streit zwischen Union und FDP genervt sind, deuten die jüngsten Umfragen an. Schon bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai könnten die Liberalen unter ihrem Krawall-Vorsitzenden Guido Westerwelle die erste Quittung für den Fehlstart der Bundesregierung erhalten. Vor allem die Grünen könnten profitieren. Wie das Institut Forsa unlängst feststellte, favorisieren 42 Prozent der Bürger in NRW die Abwahl der schwarz-gelben Landesregierung zugunsten eines Bündnisses aus CDU und Grünen. 42 Prozent der Deutschen insgesamt könnten sich eine solche Koalition sogar im Bund vorstellen. Zurzeit ist sie dort rechnerisch nicht möglich – in Sachsen etwa wäre sie es schon.

Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust, der seit 2008 als erster konservativer Länderchef mit den Grünen koaliert, tritt offen für mehr schwarz-grüne Zusammenarbeit ein. Seiner Meinung nach spiegelt das neue politische Modell ein „Lebensgefühl in Großstädten“ wider. Bundeskanzlerin Angela Merkel weist dagegen mit Blick auf die NRW-Landtagswahl den Wunsch nach einer weiteren schwarz-grünen Landesregierung von sich. Trotzdem betonte sie, dass es zwischen Union und Grünen mehr Gesprächsmöglichkeiten gäbe als noch vor 20 Jahren.

Viele Spitzenpolitiker der Grünen äußern sich nur äußerst vorsichtig zum schwarz-grünen Modell. Sie fürchten, sie könnten den linken Flügel unter ihren Wählern vergraulen, der sich eher ein rot-rot-grünes Projekt wünscht.

In einigen Punkten scheinen die Differenzen zwischen Unions- und Grünen-Wählern nach wie vor unüberbrückbar. Allen voran in der Atompolitik. Aber auch in der Bildungspolitik gibt es fundamentale Streitpunkte, etwa in Sachen Studiengebühren: Während die Studenten in fast allen CDU/CSU-regierten Bundesländern zur Kasse gebeten werden, lehnen die Grünen die Gebühren bislang grundsätzlich ab. Angesichts der schwarz-gelben Streitereien wirken solche Fragen aber nicht wie unüberwindbare Hindernisse.

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20 Kommentare

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  • K
    kommunardo

    Wenn endlich nur noch intelligente, humanistische Freigeister mit ökologischer Zukunftsverantwortung wählen gehen, dann winkt die grüne Mehrheit.

    Bis dahin ist die große Koalition die beste aller schlechten Lösungen.

  • NF
    Norman Frey

    Schwarz-Grün - das hätte Rüttgers wohl gerne. Dass man mit neoliberalen Parolen in Westerwelle'scher Manier im Arbeiterland NRW nicht punkten kann, hat er ja schon verstanden. Deshalb hat er ein paar pro-sozialstaatliche Bemerkungen gemacht, denen keine (!) Taten folgten, und schon feiern ihn die etablierten Medien als "Arbeiterführer" - das wahrscheinlich einzige, dass er "für" die Arbeiter getan hat, ist, dass mehr Arbeiterkinder durch Studiengebühren auch Arbeiterkinder bleiben und durch Kopfnoten für ihre späteren Arbeitgeber charakterlich abgerichtet werden.

     

    Nun kann er sich durch die aktuelle Diskussion neben seinem zu Unrecht sozialen Image auch noch als vermeintlicher Grünen-Partner ein ökologisches Image aufbauen. Und Schuld daran ist nicht einmal er selbst sondern die Grünen, die keinen Hehl daraus machen, mit welcher "Arbeiterpartei" sie gerne koalieren möchten.

     

    Und da Rot-Rot-Grün von allen Beteiligten gleichzeitig unmöglich gemacht wird, bleibt Schwarz-Grün wahrscheinlich auch noch die angenehmste realistische Koalition.

     

    Gute Nacht, oh, du mein schönes Nordrhein-Westfalen.

     

    Post Scriptum noch eine Parole, die man zwischen DuMont und WAZ nicht laut genug in die Welt hinausposaunen kann: JÜRGEN RÜTTGERS IST KEIN ARBEITERFÜHRER!

  • R
    Ruth

    Schwarz-Grün wäre für mich ein Grund, nicht mehr die Grünen zu wählen. Was irgendwie eine absurde Vorstellung ist - keine Ahnung, was ich sonst wählen könnte. Kann schon sein, dass es besser wäre als Schwarz-Gelb, schlechter geht ja wohl auch gar nicht. Aber die grüne Partei hat doch noch ein paar Dinge außerhalb konservativ-christlicher Parteiziele zu vertreten, die sich da kaum unterbringen ließen. Ich finde, man könnte es doch in Deutschland auch mal mit 'ner Minderheitenregierung versuchen, vielleicht kommen dann mehr die Sachfragen in den Vordergrund statt nur parteitaktischer Machtspielchen.

  • KK
    Klaus Keller

    Eine Olivgrüne Regierung?

     

    Frau Künast als Außenministerin?

     

    OhGottOhGottOhGottOhGottOhGottOhGottOhGott

     

    Nun ja, den gibts (leider?)nicht,aber ernsthaft:

     

    Mist produzierten auch Grüne und SPD unter Schröder und Fischer.

    (Kampfeinsätze der Bundeswehr, Hartz4, Steuersenkungen für Unternehmen und >Spitzensteuersatz, Zulassung von Hedgefonds wenn ich mich nicht irre usw... )

    Was soll im vergleich dazu besser werden?

     

    Ich erwarte von einem Schwarz/Grünen kohabieren keine erfreulichen Kopfgeburten.

     

    PS erfreulicher weise ist GheeDoubelyou bekennender Homosexueller, allein diese Eigenschaft ist ein Stachel im Fleisch der Fundamentalisten aller Religionen.

    Ich gebe zu,sonst taugt er zu gar nichts.

     

    Obwohl er soll ja für die Abschaffung/Aussetzung der Wehrpflicht plediert haben, wenn er das durchsetzen würde hätte sein Leben einen Sinn gehabt!

     

    An sonsten bleibt die spätrömische Dekadenz,

    Ein röm. Kaiser machte ein Pferd zum Senator.

    Eine dt. Bundeskanzlerin einen Esel zum Außenminister

     

    Ubs ganz vergessen: Niebel müßte seine Afrikareisen wieder selbst zahlen.

     

    Ok, einverstanden.Aber nur mit Ströbele als Vizekanzler!

     

    klaus keller hanau

  • A
    Amos

    Eine Partei wählen,die nicht von Lobbyisten geprägt ist.

    Aber wo bekommt man die noch? Das andere ist Jacke wie

    Hose. Man sieht doch, seit der Liberalismus alles in der Tasche hat,wird doch überhaupt keine Politik mehr

    fürs Volk gemacht. Die Politik dient nur noch den Interessen- Gemeinschaften. Wer keine Lobby hat fällt durchs Netz.

  • F
    F.d.K.'89

    Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass es bei den Koalitionsverhandlungen gar nicht mehr um Inhalte geht, sondern um persönliche Sympathie, siehe Saarland und Thüringen. Wenn man nach den Inhalten geht, dann sind sich SPD, Grüne und Linke ganz klar näher als schwarz-grün. Die CDU hat mittlerweile, meiner Meinung nach, gar keine großen Schnittpunkte mehr mit anderen Parteien. Mit der SPD konnte sie, laut Medien, angeblich nicht gut regieren. Mit der FDP kann sie es offensichtlich nicht. Wieso soll es dann mit den Grünen auf Bundesebene besser klappen?

  • S
    sub

    wo wäre nochmal der radikale unterschied, ob die cdu nun mit der öko-fdp oder der eher marktradikalen fdp koaliert?

    das ist so, wie wenn der eine flügel einer partei gegen den anderen aufgewogen wird, es ist dennoch eine partei..

     

    den grünen würde eine koalition mit spd und linken guttun..der spd auch.. das wäre genau das richtige, um die gründer der grünen und die sozialdemokraten bei der spd für den murks der vergangenen jahre dieser parteien zu entschädigen!

  • L
    likewise

    "Wäre Schwarz-Grün besser?" -- Was für eine dumme Frage! Wohl wahr: Gelb ist nicht das Gelbe vom Ei. Aber ohne Schwarz wäre es spätestens bei der übernächsten Bundestagswahl wählermäßig dermaßen verblaßt, daß es nicht einmal mehr als Taubenklacks in der politischen Landschaft wahrnehmbar wäre. Ergo: Nicht Geld, Schwarz ist das Problem! Das Problem Gelb erldigt sich ohne Schwarz von selbst

  • V
    vic

    Jede Kombination ist schlecht so lange Mighty-Merkel die große Vorsitzende ist.

    Zudem sind die Grünen als Wurmfortsatz der CDU die längste Zeit Grün gewesen.

    Grün ist tot, ebenso wie das "S" bei der SPD.

  • UK
    Uwe Kerkow

    Es wäre schon ein besonderer Spaß, mitanzusehen, wie Merkel einen Koalitionspartner in Grund und Boden regiert. Erst die SPD, jetzt die FDP und dann die Grünen. Verdient hätten sie es schon lange.

  • S
    Sammael

    @marlene büser

     

    Bitte... jeglicher Vergleich diesen fast faschistischen Verbots- und Kontrolljunkies als die sich die Patrei Die GRÜNEN immer wieder beweisst, mit der letzten Partei für die Eigenverantwortung,Selbstbestimmung und Mündigkeit der Bürger ein Ideal ist, kann ja fast schon als Beleidigung aufgefasst werden!

  • T
    thorsten

    Das Problem ist doch nicht die FDP.

    Das Problem sind die "großen" Partein und vor allem

    Fraum Merkel in ihrer Trägheit.

    Das Land wird erst in Bewegung kommen, wenn jenseits

    von CDU und SPD Koalitionen möglich werden.

     

    Schwarz-Grün wird unter Merkel auch nicht besser da stehen als Schwarz-Gelb.

  • FM
    Felix Meschenmoser

    Die Frage nach Schwarz-Grün ist inzwischen weniger die Frage nach der Aufweichung der politischen Lager, sondern vielmehr die klassische Frage nach dem Koalieren an sich. Die Lagertheorie ist doch völlig überholt, insbesondere mit absurden Begrifflichkeiten wie dem "bürgerlichen Lager". Die Grünen sind als Partei der Akademiker absolut bürgerlich, was eine Ablehung ihnen gegenüber von Vertretern linker Seite sich als absolut unzeitgemäßerweise als DIE Menschen aus dem Volk oder dergleichen betrachten.

     

    Die Debatte über Schwarz/Grün die geführt wird, erinnert (auch wenn ich damals nicht dabei war) doch ausgesprochen stark an die ersten Debatten zu Koalitionen mit der SPD. Gerne wird aus linkeren Grünen Kreisen Rot-Rot-Grün als Wunderlösung präsentiert, der Wunsch auch tatsächlich mitzuregieren und zu gestaltetn ist weit verbreitet, was grundsätzlich ein positives Phänomehen ist.

     

    Die absolute Fixierung auf die SPD (und auch die Linkspartei) stört mich dabei jedoch gewaltig, mit dem "Wunschpartner" besteht doch deutlich die Gefahr, sich überhetzt in eine Koalition zu strürzen und wie in der Vergangenheit schon zu oft durch die SPD demütigen zu lassen.

    Die SPD ist im allgemeinen der CDU als Koalitionspartner definitiv vorzuziehen, die programmatischen Übereinstimmungen sind doch deutlich größer, aber das Problem der kleinere Koalitionspartner zu sein stellt sich doch immer, eine Koalition legitimert sich durch ihre konkreten Ziele und vor allem ihre tatsächlichen Ergebnisse.

  • DP
    Daniel Preissler

    @marlene

    Die Grünen kommen nicht aus dem konservativ-bürgerlichen Lager. Da haben Sie ein nettes (soziologisches) Bild falsch verstanden.

    @jwpriebe

    Allein, dass die Schwaben in der SPD weniger zu sagen haben, als in der CDU, ist für mich ein Argument für Rot-Rot-Grün!

    d:-)

  • BN
    Bloss nicht

    Diese gelbe Politsekte ist mir nicht grün.

  • K
    Kommentator

    Schwarz-Gelb-grün alais Jamaica wäre toll.

     

    Dann müssten sich die Grünen ideologisch nicht mehr unter linkem Deckmantel verstecken.

     

    Und Piraten und Linke würden Aufwind bekommen.

     

    Und einige Leute würden evtl. weit mehr in Frage stellen, als nur Koalitionen und Farben.

  • E
    Eser

    Die Grünen sollen als moralische Rechtfertigung für die unmenschliche Politik der Schwarzen herhalten. Und dann lässt man sich auch noch damit einlullen.

     

    Meine Traumkoalition aus SPD/FDP/Linkspartei ist wohl nicht möglich.

  • HR
    Heinz Rüdmus

    Es wäre zumindest einen Versuch wert!

    Nach politischer Angleichung von Rot und Schwarz und der nur noch scheinbar ideologischen Ausdifferenzierung in ein Fünfparteiensystem, sollten sich die Akteure dringend auf die bestehenden und zukünftigen Probleme und deren nachhaltigen Lösungen stürzen. Aktuell zeigt, nach schwerer und nicht perfekter Vorarbeit durch Rot-Grün, nur Schwarz-Grün die Möglichkeit, grüne, inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommene Ideen durch schwarzes Mach(t)werk auszuführen. Die SPD ist traditionell gehemmt was echte Nachhaltigkeit betrifft, die Linke ideologisch und demagogisch in anderen Diskussionen gefangen, die FDP widerum klientelpolitisch nicht ernstzunehmen, bleiben deshalb eben nur, sich noch etwas fremd, die vorrausschauenenden Grünen und die, zumindest zur Zeit, macht-und umsetzungsstarke CDU. Der dieser Koalition innewohnenden Mentalitätsdifferenz muss kreativ begegnet werden. Diese Neubegegnung wird vielleicht die wunderbarsten Blüten hervorbringen. Lasst uns schauen!

  • J
    jwpriebe

    Alles ist besser als Schwarz/Gelb!

    Die Grünen haben Verhandlungsgeschick, Selbstvertrauen, ein gutes Programm und Regierungserfahrung. Der Unterschied Merkel/Schröder ist rein sexuell (nicht weil Merkel so links ist). Rot/Grün war nicht die Erlösung - Schwarz/Grün wäre kein Untergang. Cem mach uns Schwaben stolz!

  • MB
    marlene büser

    Schwarz grün wäre sehr gut,dann würde die Öko-FDP(also die Grünen)dort ankommen wo sie herkam...aus dem bürgerlichen konservativen Lager