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Streit der WocheTaugt Jürgen Klopp zum Idol?

Er wird der Held des Wochenendes sein: Jürgen Klopp wird mit Borussia Dortmund zum Deutschen Fußballmeister gekrönt. Seine Fans sehen in ihm mehr als einen Bundesligatrainer. Zu Recht?

Jürgen Klopp auf der Höhe seiner Karriere: Meisterhaft oder erfolgsbesoffen? Bild: dapd

Trainer Jürgen Klopp ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Denn vor dem letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga-Saison am Samstag steht der Sieger bereits fest: Borussia Dortmund liegt mit 72 Punkten uneinholbar vorne. Nach dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt werden Klopp und seine Mannschaft die Meisterschale überreicht bekommen und sich feiern lassen.

Der Klopp-Hype läuft schon lange. Die Bild krönte den Erfolgstrainer zu "King Klopp". Dortmunds Manager Michael Zorc feierte ihn als Verpflichtung seines Lebens. Sogar Bayern-Präsident Uli Hoeneß lobte die "erstklassige Arbeit" von Dortmunds Trainer und erklärte, dass er 2008 lieber Klopp als Klinsmann verpflichtet hätte.

Klopp ist nicht irgendein Trainer, der eine gute Mannschaft an die Spitze führte. Vor dem Erfolg patzte Dortmund mehrmals, blieb 2009 siebenmal in Folge sieglos, verpasste den UEFA-Pokal und flog im DFB-Pokal gegen den Drittligisten Osnabrück raus. Doch Klopp hielt durch und motivierte seine junge, unerfahrene Mannschaft. Jetzt ist er für viele der Mann, der der Jugend eine Chance gibt. Außerdem steht er für einen laufintensivem Tempofußball, den die Zuschauer gerne sehen.

Neu an Klopp im Vergleich zu anderen Fußballtrainern ist, dass er sich als unbekümmerter Junge gibt, der aus dem Bauch heraus redet und es nicht nötig hat, im Anzug zum Spiel zu kommen. Während sich andere Trainer korrekt kleiden und frisieren, lässt Klopp sich den Bart stehen und trägt eine Wuschelfrisur. Er ist medienerfahren, immerhin trat er als Fachmann während Weltmeisterschaften bei RTL und dem ZDF auf. Heute gelingt es ihm, in Fernsehinterviews gute Laune auszustrahlen.

Umso krasser ist es, wenn er ausrastet und auf Schiedsirchter oder Journalisten losgeht. Das musste auch ein TV-Reporter vom SWR erfahren. Als Dortmund am 22. Spieltag nicht über ein 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern hinaus kam, beschimpfte Klopp den verdutzten Reporter als "Seuchenvogel" und legte nach: "Die haben 50 Leute beim SWR, und Du kommst!“ Kann so einer Vorbild sein?

Bild: taz

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Womöglich sind seine schroffen Aussagen auch nur Kalkül. Klopp ist ein Trainer der Medien und er durchschaut das Spiel der Medien. Andererseits wirkt er manchmal auch erfolgsbesoffen. Auch seine Weisheit, dass nur ganzer Einsatz zum Erfolg fühlt, ist eigentlich nur eine gefällige Worthülse, die relevant wird, weil er eben Erfolg hat.

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8 Kommentare

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  • V
    vic

    Streit der Woche - Fußball?

    Wessen Idee war das denn?

    OK, dann streitet euch mal.

  • K
    Knut

    Geht es nur mir so oder gibt es noch mehr Leute die den Eindruck haben, daß hier jemand verdonnert wurde einen Artikel zu schreiben ohne irgendeinen Zugang zum Thema zu haben. Das liest sich alles so unorganisch... Klar ist der Mann professioneller als er wirkt- ob das Kalkül ist müssen Menschen beurteilen die ihn kennen. Die Geschichte mit dem "Seuchenvogel" habe ich so verstannden, daß Klopp nach dem Spiel zu einem Journalsiten, in dessen Beisein er schon zu Mainzer Zeiten nie oder fast nie gewonnen hat, augenzwinkernt mit dem Aberglauben, den es auch im Fußballgeschäft gibt (hört, hört), spielte. Ich habe die Szene gesehen und das wirkte überhaupt nicht boshaft. Hier könnte man den Eindruck bekommen Klopp hätte sich wie Matthäus einst in Karlsruhe aufgeführt... Ich verstehe den Artikel, vielmehr die Motivation dahinter, nicht.

  • LM
    Lars Martin

    Klopp ein Idol? Warum? Wieso? Was hat der geleistet? Dass er ein paar Einkommensmillionäre erfolgreich über den Platz scheucht und sich dabei aufführt wie eine gestochene Hornisse?

     

    Was soll uns der denn geben außer Größenwahnsinn und Proletentum?

  • L
    Lensen

    Ein großer Fehler hat sich eingeschlichen:

     

    Im Artikel steht "Klopp ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen." Das würde ja bedeuten, dass seine Zukunft nicht so dolle aussieht. Genau das Gegenteil würde sagen wird der Fall sein.

     

    Klar taugt Klopp als Vorbild/Idol etc. Er ist ein absoluter Fachmann (Dipl.-Sportwissenschafler) und auch menschlich korrekt. Man könnte zwar manchmal meinen er übertreibe, aber er lebt den Fußball durch und durch. Bei seinem krassesten "Ausraster" gegen den vierten Offiziellen entschuldigte er sich direkt hinterher und sah ein, dass er einen Fehler gemacht hat.

  • N
    Nils

    Auch der harmonieverwöhnte BVB kommt nicht um die "harten" Geschäfte des (ökonomisierten) Fußballs herum, wie der Fall Sahin zeigt. Dieser Prozess wird nun, nach der Meisterschaft und infolge der gestiegenen Aufmerksamkeit, öffentlich sichbarer werden. Und das wird auch nicht an Klopp's Selbstverständlichkeit des gutmütigen Trainers vorbeiziehen. Vor allem, wenn es um die Erwartungshaltung der Fans geht.

  • W
    Wüterich

    Klopp taugt nur zum Idol für jene Leute, welche mit Klopp mithalten können. Um ein derart gelungenes Bild wie Klopp abzuliefern, braucht man ein Hirn. Ein solches werden die meisten potenziellen Nachäffer in entsprechendem Umfang wohl kaum besitzen. Daher ist das Modell Klopp m.E. definitiv nicht massentauglich., weil die Masse zu dumm ist. Ein Fahrrad sollte auch nicht das Verhalten eines Space Shuttles allzu originialgetreu zu kopieren versuchen - es sei denn, Spielberg hat seine Finger im...Spiel.

  • A
    aja

    Wenn Lena und Karl-Theodor zu Guttenberg zum Idol taugen, dann taugt selbstverständlich auch Jürgen Klopp zum Idol. "Unverfälschte" Natürlichkeit und Lockerheit gepaart mit gutem Aussehen sind sozusagen die Grundausstattung neuzeitlicher Idole. Aber natürlich nur so lange, wie der Erfolg da ist. Schaun mer mal, ob der bei Klopp auch in der nächsten Saison noch anhält. Wünschen würde ich es ihm (und seiner Mannschaft). Allein, mir fehlt der Glaube.

  • H
    Hasso

    Klopp hat den absoluten Durchblick, was Fußball angeht.

    Dagegen ist Netzer nur ein Philosoph.