Streit der Woche: „Feinde, die Freiheit beseitigen wollen“
Innenminister Friedrich warnt vor Salafisten: Jeder islamistische Terrorist habe Kontakt zu ihnen gehabt. Die Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes warnt vor Pauschalisierungen.
Innenminister Hans-Peter Friedrich rechtfertigt das Verbot eines salafistischen Vereins: Der freiheitliche Staat müsse „wehrhaft sein gegen die Feinde, die die Freiheit beseitigen wollen“, schreibt der CSU-Politiker in einem Gastbeitrag für das Wochenendmagazin der taz. Friedrich: „Wir wissen, dass nicht jeder Salafist ein Terrorist ist, aber jeder islamistische Terrorist hatte Kontakt zu Salafisten.“ In vergangenen Jahren sei „diese radikal-islamistische Bewegung rasant gewachsen“.
Friedrich versichert: „Wir haben keine Angst, sondern sind wachsam.“ Das Verbot und die Auflösung des salafistischen Vereins „Milatu Ibrahim“ wie auch die Razzien der vergangenen Woche hätten ein klares Signal gesetzt.
Die Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes, Claudia Schmid, warnt vor Pauschalisierungen: „Oftmals wird nicht differenziert zwischen dem Islam und dem politischen Islamismus und seiner besonders militanten Variante - dem Salafismus“, schreibt sie in ihrem Gastbeitrag. Der Islam werde von „zwei Seiten missbraucht: von den Salafisten, die ihn als Deckmantel für ihre politische Ideologie nutzen. Und von den Rechtspopulisten, die das Feindbild des Salafismus benutzen, um die Muslime zu diskreditieren“.
Den kompletten Streit der Woche lesen Sie in der sonntaz vom 23./24. Juni. Die sonntaz gibt es auch im Wochenendabo.
Sie fordert mehr Aufklärung: „Wir müssen wachrütteln und gemeinsam mit der muslimischen Community klarmachen: Salafisten sind Feinde der Demokratie, Feinde unserer Freiheit.“
Serap Cileli, Autorin und Gründerin des Vereins Peri, der Migranten berät und betreut, sieht in den salafistischen Bewegungen „die auffällige und gewaltbereite Speerspitze eines höchst orthodoxen Islams in Deutschland“. Die Vorgaben Lehren der Salafisten erreichten über Vorträge im Internet und in Moscheen zahlreiche Jugendliche: „Die Eltern verlieren völlig den Zugang zu ihren Kindern und wenden sich in ihrer Not an uns.“
Auch Stefan Barthel macht auf die Folgen für die Familien aufmerksam. Dort, wo die Kinder zum Salafismus übertreten, „führt dieser Weg zu Leid und Verzweiflung“. Die Eltern seien aus Sicht der Konvertiten nun Vertreter der dekadenten westlichen Welt. „So stehen die Eltern allein mit ihrer Angst, ihrer Rat- und Hilflosigkeit und ihren Schuldgefühlen.“
Die sonntaz-Frage „Muss man Angst vor Salafisten haben?“ diskutieren außerdem Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Louise Baghramian, Koordinatorin eines interkulturellen Frauenhauses, der Islamwissenschaftler Götz Nordbruch und taz.de-Leser Uwe Roos, psychologischer Berater und Journalist – in der sonntaz vom 23./24. Juni. Die sonntaz gibt es auch im Wochenendabo.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben