Streit der Woche: „Schaffen wir die Ehe ab!“
Ist die Homo-Ehe eine Errungenschaft oder gehört die Institution Ehe einfach komplett abgeschafft? In der sonntaz streiten sich Klaus Wowereit und Lilo Wanders.
Ist die Homo-Ehe spießig?, fragt die sonntaz im aktuellen „Streit der Woche“. Ja, sagt Lilo Wanders in einem Gastbeitrag. Denn „jede Ehe landet an einem Punkt, wo sie spießig wird“. Aber jeder dürfe in seiner eigenen Hölle der Spießigkeit schmoren, egal ob homo oder hetero. Wenn es allerdings nach Wanders geht, gehört die Ehe einfach komplett abgeschafft.
Von Spießigkeit kann keine Rede sein, sagt dagegen der Berliner Oberbürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in der sonntaz: Die Homo-Ehe sei „gelebte Toleranz im demokratischen Rechtstaat“. Und Toleranz habe nun mal Konsequenzen. Der Staat schützt die Ehe zwischen Mann und Frau und müsse deswegen auch die Beziehung zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern schützen. Wowereit fordert die Gleichstellung von Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft auch bei der Steuer – wobei er das Steuerrecht selbst für dringend reformbedürftig hält.
Auslöser für die Frage der sonntaz-Redaktion, die Politiker und Prominente beantworteten und viele Leser online kommentierten, war unter anderem eine Forderung der CDU. Einige CDU-Parlamentarier, darunter Familienministerin Kristina Schröder, wollen das Ehegattensplitting auch für eingetragene Lebenspartnerschaften.
Den ganzen Streit der Woche lesen Sie in der sonntaz vom 18./19. August. An jedem gutsortierten Kiosk, im eKiosk oder im Briefkasten per Wochenendabo.
Foto: taz
Zu den Unterstützern aus der CDU gehört auch Stefan Kaufmann, der einzige CDU-Bundestagsabgeordnete, der offen schwul ist. Auch er kommentierte den „Streit der Woche“ in der sonntaz. Spießig sei die Homo-Ehe nicht, genauso wenig die die Hetero-Ehe. Beide forderten den Mut der Entscheidung und stellten ein Bekenntnis dar. „Vor einem Standesbeamten dokumentieren beide, dass sie bereit sind, gegenseitig Pflichten zu übernehmen“, schreibt Kaufmann.
Pflicht und Verantwortung gelte jedoch schon lange nicht mehr nur für die klassische Zweiergemeinschaft, sagt Bodo Niendel, queerpolitischer Referent der Linken im Bundestag. „Netzwerke aus Freundinnen und Freunden haben längst familiäre Strukturen ersetzt“, sagt Niendel in der sonntaz, auch „Kindererziehung ist heute mehr denn je ein Netzwerkprojekt“. Deswegen sei die Ehe nicht nur spießig – sondern auch ein Auslaufmodell.
Die sonntaz-Frage „Ist die Homo-Ehe spießig?“ diskutieren außerdem die Radrennfahrerin und Olympia-Silbermedaillen-Gewinnerin Judith Arndt und die taz-Leserin Susanne Haeberlen – in der sonntaz vom 18./19. August. Die sonntaz gibt es auch im Wochenendabo.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?