piwik no script img

Streit Epic Games und AppleKartellrecht statt Knarre

„Fortnite“-Entwickler Epic Games streitet mit Apple über eine Beteiligung im App-Store. Beide wollen an das Geld der Nutzer*innen.

Von souveräner Kontrolle über ihre eigenen Geräte sind Nutzer*innen weit entfernt Foto: Andrea Warnecke/dpa

Die Auseinandersetzung wird mit harten Bandagen geführt. Jedoch sind es nicht Schwerter oder Schusswaffen, mit denen Spieleentwickler Epic und Apple sich bekämpfen. Teure Anwält*innen für Kartellrecht treffen aufeinander, und wer in dieser Schlacht am Ende gewinnt, ist offen. Denn beide Seiten konnten in dieser Woche Etappensiege erringen.

Während Epic versucht, die 30-Prozent-Beteiligung Apples für jeden umgesetzten Dollar auszuhebeln, will der Konzern seine eiserne Kontrolle über den App­store mit dem kompletten Rauswurf des aufmüpfigen Studios durchsetzen. Genau da zog ein kalifornisches Bezirksgericht in dieser Woche mit einer einstweiligen Verfügung nun eine rote Linie.

Die Aussperrung des Entwicklerteams der von vielen Spieleherstellern genutzten Epic-Spiele-Engine „Unreal“ gehe im aktuellen Konflikt zu weit. Sogar Microsoft, selbst mit einer Vielzahl von Spieletiteln im Markt aktiv, hatte mit einer Stellungnahme Partei für Epic ergriffen. Schließlich nutzt man deren Engine zur Programmierung von Spieleumgebungen, erlitte also einen Kollateralschaden durch die drastischen Maßnahmen Apples.

So weit gehen, Epic zu gestatten, In-App-Käufe unabhängig vom Appstore zu gestatten und damit die Zwangsabgabe an Apple zu umgehen, wollte das Gericht jedoch nicht und bestätigte vorläufig den Rauswurf von Fortnite. Das hat nun zur Folge, dass die für Donnerstag angekündigte neue Fortnite-Version (Chapter 2: Season 4) nicht auf Apple-Geräten zur Verfügung steht. Die Folgen desselben Konfliktes mit Google schlagen für die Spieler*innen dort weniger dramatisch durch. Die relative Offenheit des Androidbetriebssystem ermöglicht dessen Nutzer*innen die Aktualisierung, da sie auf Alternativen zum Google Playstore ausweichen können.

Zumindest bis zur Hauptverhandlung im September ist Fortnite in der aktuellen Version nicht mehr plattformübergreifend spielbar. Der Machtkampf zwischen Epic und Apple erinnert so die Nutzer*innen daran, dass sie lediglich Verschiebemasse in einer Konkurrenz um die Beherrschung des Marktes sind. Von souveräner Kontrolle über ihre eigenen Geräte sind sie weit entfernt und können nur hoffen, dass der Milliardenkonzern Epic dem Billionenkonzern Apple ein wenig Souveränität wieder abringt und ihnen überlässt.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!