piwik no script img

Streik beim Versandhändler„Amazon infantilisiert“

Schlechte Mitarbeiterbehandlung, miese CO2-Bilanz: Amazon könnte ein Imageproblem bekommen, sagt der Politikwissenschaftler Claus Leggewie.

Je schneller, je besser: Logistikzentrum von Amazon bei Augsburg. Bild: reuters

BERLIN taz | Der Logistikkonzern mit acht Zentren in Deutschland zahlt hierzulande kaum Steuern, macht den Einzelhandel platt, versaut durch ein immer aufwändigeres Transportwesen die Umwelt und setzt die Mitarbeiter unter Dauerstress: Amazon müsste eigentlich ein massives Imageproblem haben. Doch die Verbraucher stehen in einem Zwiespalt.

„In der Vorweihnachtszeit ist es den Konsumenten wahrscheinlich wichtiger, dass die Pakete pünktlich kommen, als wegen eines Arbeitskampfs im Unternehmen nun weniger zu bestellen“, sagt der Politikwissenschaftler Claus Leggewie, Direktor des kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen (kwi). Mittelfristig, so Leggewie, könnte Amazon aber „durchaus ein wachsendes Imageproblem bekommen“.

Denn das, womit Amazon wirbt, die schnelle Lieferung am nächsten, vielleicht sogar am gleichen Tag, „ist ökologisch schädlich“, so Leggewie, „das hat einen ungewöhnlich hohen CO2-Ausstoß zur Folge“. Die sofortigen Lieferungen sind transportaufwändiger als eine Bündelung der Aufträge in breiteren Transportströmen.

„Man müsste den Leuten vermitteln, dass ein wirklich cooles, umweltfreundliches Unternehmen eben nicht sofort liefern muss“, sagt Leggewie. Zumal die sofortige Erfüllung von Bedürfnissen via Knopfdruck auch „etwas Infantilisierendes hat“, sagt der Politikwissenschaftler.

„Consumer Citizens“ sind kritischer

Hinzu kommt, dass auch das System der Steuerentrichtungen im Logistikkonzern kritikwürdig ist. Da der europäische Kopf des Unternehmens in Luxemburg angesiedelt ist, werden in Deutschland trotz der Milliardenumsätze kaum Steuern gezahlt. Im Jahre 2012 entrichtete Amazon in Deutschland nur 3,2 Millionen Euro an Steuern. Und das, obwohl der Versandriese mit einer seltenen Monopolgewalt den hiesigen Einzelhandel in die Knie zwingt.

Mehr zu Amazon

Amazon baut seinen europäischen Brückenkopf in Deutschland auf und schert sich dabei nicht um Arbeitsrechte. Ein investigativer Bericht von Jean-Baptiste Malet in Le Monde diplomatique: Die Versandfabrik.

Aber würden Konsumenten reagieren, wenn Amazon weiter in Misskredit geriete? Und wieder im Buchladen vor Ort ihre Bücher bestellen, wo sie auch übernacht lieferbar sind? Ansätze eines moralischen Bewusstseins als „consumer citizen“ seien sichtbar, sagt Leggewie. Die Frage ist, wie Amazon das Unbehagen mancher Kunden einzuhegen weiß.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

31 Kommentare

 / 
  • 1
    1968

    Lieber Gewerkschafter, es dürfte das erste Mal in meinem Leben sein, dass mich jemand als neoliberal bezeichnet hat. Sie kennen mich nicht, von daher sei ihnen verziehen. Selbst über die Titulierung Schwachsinnig lese ich generös hinweg. Allerdings finde ich es schon sehr dummdreist, die Verantwortung des Verbrauchers herunterzuspielen.

     

    Wer fähig ist zu denken und sich einigermaßen informiert, der kann sehr wohl entscheiden, wem er sein Geld in den Rachen wirft. Das klappt sicher nicht immer, hierbei die schwarzen Schafe außen vor zu lassen, weil viele Schweinereien erst mit der Zeit aufgedeckt werden. Aber was dagegen sprechen soll, Firmen zu boykottieren, denen Rechtsbrüche und unmoralisches Verhalten nachgewiesen wird, kann ich beim besten Willen nicht verstehen.

     

    In ihrem Fall gehe ich einmal davon aus, dass sie weiterhin bei Amazon bestellen, weil es so bequem ist. Das ist ihre Sache. Aber reden sie deshalb nicht andere Menschen so schräg von der Seite an, weil die ihre Kaufentscheidungen überdenken. Die schwarzen Schafe boykottieren, ohne die Politiker aus der Verantwortung zu nehmen, geht nämlich durchaus auch. Wenn man denn nur will.

    • G
      Gewerkschafter
      @1968:

      @1968

      Es spricht überhaupt nichts dagegen dass Sie Firmen boykottieren mit denen Sie nicht einverstanden sind. Mir ist auch klar, dass dies möglich ist ohne die Politik aus der Verantwortung zu entlassen.

       

      Es ist aber die Vorstellung, dass die Probleme von Ausbeutung und Umweltverschmutzung, durch Verbraucherdruck zu lösen sind, die ich kritisiere. Über wieviele Produkte die Sie für Ihr Leben benötigen, können Sie sich denn ausreichend informieren? Nur über einen Bruchteil und selbst da können Sie niemals alle Beteiligten der Wertschöpfungskette vollständig im Blick haben.

      Es mag für Sie ja ganz furchtbar wichtig sein z.B. beim Buchladen um die Ecke zu kaufen oder nur Biobrot ... ja, wissen Sie denn ob beim Buchladen um die Ecke vielleicht mit ökologisch fraglichen Reinigungsmitteln sauber gemacht wird? Oder woher die Kleidung stammt die der Biomehlbauer trägt - vielleicht stammt die sogar aus Kinderarbeit!

      Aber selbst wenn beim Buchladen und beim Bäcker alles gut zugeht - haben Sie allen ernstes ALLE Produkte und Dienstleistungen Ihres Lebens im Blick? Nein, mit Sicherheit nicht - Sie schauen nur auf bestimmte Dinge. Ihre Nachbarin schaut vielleicht auf diese Dinge, aber nicht aufs Brot und die Bücher.

      In der Summe also gibt es dann in jeder Branche nur eine Handvoll Leute die Zusatzansprüche stellen und die von spezialisierten Unternehmen dann auch gegen Aufpreis beglückt werden. Es gibt aber auch eine Masse, für die die Branche mit den "schlimmen" Maschen arbeitet. Dass ganze ist keine Lösung für Ausbeutung sonder nennt sich Preisdifferenzierung und ist ein System um aus jeden Konsumenten soviel Geld rauszuholen wie möglich ist. Dass ist dasselbe Prinzip nach der dieselbe Creme einmal als tolles Markenprodukt für 20 Euro im Nobelladen steht und einmal für 2 Euro beim Discounter.

      • 1
        1968
        @Gewerkschafter:

        Was die Ausschließlichkeit betrifft, sind wir uns ja einig. Mit keinem meiner Worte will ich die Politik aus der Verantwortung nehmen. Aber auch der Verbraucher hat eine Verantwortung. Und nein, ich bin keiner der gutverdienenden Bioapostel, die glauben, dass ein fantasievoll gestaltetes Gütesiegel und ein hoher Preis einwandfreie Ware garantieren. Ich lasse mir auch keine Putzmittelliste zeigen, bevor ich einen Laden betrete. Sicher begehe ich täglich unbewusst tausend kleine Sünden der politischen Unkorrektheit, kaufe ich Ware oder nehme eine Dienstleistung in Anspruch, deren Hintergrund eventuell sozial bedenklich ist. Willkommen im Rausch der Globalisierung, in dem es immer schwerer fällt, den Überblick darüber zu behalten, wer durch meine Kaufentscheidung unter Umständen leiden muss.

         

        Wenn ich geschrieben hätte, dass nur der Verbraucher dieses Problem lösen kann, könnte ich Ihre Reaktion noch verstehen. Mich wundert nur, dass es so viele bekennende Verbraucher gibt, die sich nicht daran stören, in die Kritik geratene Firmen weiterhin zu unterstützen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, wollte ich damit zum Ausdruck bringen.

      • B
        Blautopf
        @Gewerkschafter:

        Was Sie schreiben, finde ich stimmig und nachvollziehbar.

         

        In Ihrem Kommentar von 11.01 Uhr schlagen Sie als sinnvolle Alternative zum Konsumentenboykott allerdings vor: "Die Lösung liegt in Gewerkschaften! Die Mitarbeiter der Logistikunternehmer und Versandhändler müssen sich organisieren und bessere Arbeitsbedingungen aushandeln. Die Gewerkschaften müssen nach Übersee expandieren!"

         

        Nach meinen Informationen beteiligen sich am Streik aber nur etwa 10% der Beschäftigten von Amazon. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund für diese niedrige Quote?

         

        Gewerkschaften sind Interessenvertretungen von Erwerbstätigen, deren Arbeit für Unternehmen prinzipiell unverzichtbar ist. Die Streikenden bei Amazon sind aber meines Wissens ganz überwiegend unqualifizierte Arbeitskräfte, deren Tätigkeit über kurz oder lang wahrscheinlich der Automatisierung zum Opfer fällt. Dann gibt es - zumindest für diese Gruppe - kein gewerkschaftliches Drohpotential mehr.

         

        Wie wollen Gewerkschaften sich aber dann für sie stark machen - also für die Menschen, die schlicht und ergreifend überhaupt keinen Arbeitsplatz mehr abbekommen? Die Zahl dieser Menschen wächst. Das ist m. E. ein Problem, dass jenseits der Möglichkeiten klassischer Gewerkschaften liegt; ein gesellschaftspolitsches Problem, das mit politischen Mitteln gelöst werden muss.

         

        Und eine Lösung kann meiner Meinung nach nur darin bestehen, Sozialtransfers etwa nach Art eines BGE einzuführen, die z. B. gezielt über so etwas wie eine Maschinensteuer, Wertschöpfungsabgabe oder wie immer man das nennen will eingebracht werden.

  • G
    Gewerkschafter

    Dieses Gelaber von der Verantwortung des Konsumenten ist doch neoliberale Propaganda. Der Konsument kann gar nicht alle Bereiche seines Konsums auf vollständige soziale, ökologische und politische Korrektheit abklopfen. Dass kann jeder nur in einigen Teilbereichen und selbst da nur unvollständig.

     

    Die Lösung liegt in Gewerkschaften! Die Mitarbeiter der Logistikunternehmer und Versandhändler müssen sich organisieren und bessere Arbeitsbedingungen aushandeln. Die Gewerkschaften müssen nach Übersee expandieren!

    Aber dass will heutzutage niemand mehr hören - selbst die linken Zeitungen und ihre Leserinnen labern den Schwachsinn nach, dass allein die Konsumentenentscheidung die Unternehmen zu besserem Verhalten zwingen kann. Dabei sieht die Realität doch so aus, dass die Unternehmen solcherlei Ansprüche der Konsumenten geschickt auszunutzen wissen. Oh, der Konsument will Bio? Na, dann erfinden wir halt eine Biomarke, machen ein paar Vorzeigeprojekte und verlangen dass Doppelte der eigentlichen Extrakosten. Der verantwortungsbewusste Konsument will ja mehr zahlen!

  • B
    BadBaal

    Ich finde, dass diese Debatte doch einiges verschleiert. Da wird dem Käufer die moralische Schuld für einen Zustand zugewiesen (schlechte Löhne, keine Steuern), der durch politische Regelung schon längst beseitigt sein könnte(Mindestlohn, etc.) Die Debatte um eine mögliche schuld der Konsumenten verhindert eine Debatte bei der Forderungen an die Politik gestellt werden. An vernünftigen Mindestlöhnen ist der Einzelhandel aber auch nicht interessiert. Es scheint mir insgesamt ein Rückzugsgefecht des Einzelhandels zu sein. Ob wir es wollen oder nicht, das Modell Amazon ist die Zukunft. Es muss jedoch dringend gerechter gestaltet werden. Dieser Gestaltungswille ist in der Politik derzeit nicht zu erkennen.

  • 1
    1968

    Sicher liegt die erste Verantwortung beim Konsumenten. Weil er die größte Macht in Händen hält - seine Kaufentscheidung. Denn ein Verkäufer ist nichts, ohne seine Kunden.

     

    Und genau so sicher ist es bequemer, die Verantwortung auf die Politik abzuschieben. Weil wir ja alle so großes Vertrauen in unsere Politiker haben und deshalb regelmäßig eine Wahlbeteiligung von 98% haben.

     

    Aber für unsere Bequemlichkeit dürfen sie dann herhalten als Argument.

  • A
    aaa

    Jaja der Konsument hat schuld und der Konsument muss handeln. Die Politik natürlich nicht.

     

    Ich kenne jemanden der bei Amazon im Lager arbeitet. Er kann die Vorwürfe nicht bestätigen. Für einen Job den man ohne Vorbildung ausüben kann ist die Bezahlung nicht schlecht. Die Bedingungen unter denen er arbeiten muss sind keinesfalls schlecht oder außerordentlich stressig.

     

    Das Argument mit dem CO2 Ausstoß ist ja mal absoluter Müll.

     

    Amazon passt Leggewie wohl nicht in seine Ideologie, mehr auch nicht.

  • J
    JLloyd

    Die Strategen von Amazon sind gewiss nicht dumm: Sie werden zu gegebener Zeit (!) den beiden Optionen "Sofort in mehreren Sendungen liefern" & "In möglichst wenigen Einzelsendungen liefern" eine dritte Option an die Seite stellen: "Umweltschonend liefern", bei welcher die Sendungen später, aber für den Logistiker günstig ankommen.

  • B
    Blechstein

    Amazon ist ein Schmarotzerladen.

    Hätte sich nach dem Krieg diese Form der Geschäftsethik großflächig etabliert, ständen wir heute wieder da, wie 1933, mit Ausblick auf einen neuen Holocaust.

  • N
    noeffbaux

    Ich kann's nur immer wieder sagen: nichts ersetzt den Buchhändler meines Vertrauens. Ich kann jedes Buch innerhalb von 24 Stunden, manche dann eben innerhalb 72 Stunden (v.a. seltenere, fremdsprachige oder wissenschaftliche Werke) erhalten. Und ich gebe einem Menschen eine menschenwürdige Tätigkeit. Ich kommuniziere und bin sozial.

     

    Buchhändler gibt es noch - Amazon muss für Bücher nicht sein.

     

    Problematischer ist ohnehin das ganze Kleinzeug und Elektronik, die über Amazon gekauft wird. Saturn als Alternative? Naja, den Teufel mit dem Belzebub austreiben... Fachgeschäfte sterben aus, sind teurer und bekommen deshalb die Macht des Monopols ab.

  • zwei Berichte vorher "Schlachtereien zahlen miese Löhne – und bekommen dafür Rabatt bei der Ökostromumlage"... hier gibt's anscheinend kein "Imageproblem"?! Wie seltsam die meisten Menschen doch reagieren ; )

  • P
    p3t3r

    es gibt auf amazon auch händler die selber versenden, als kunde sollte man nur bei diesen bestellen und alle die versand durch amazon anbieten boykottieren

    • MD
      Martin D.
      @p3t3r:

      das ist eine scheinlösung. amazon erhält dort hohe provisionen. oft haben diese händler noch eigenständige shops. wenn also dann dort einkaufen.

       

      ich selbst habe es gerade bei büchern oft auch bei anderen probiert, aber meist schlechte qualität erhalten (abgegriffene oder angemackte bücher, auch durch schlechte verpackung, als geschenk dann unbrauchbar), was bei amazon noch nicht vorkam. auch deren rücknahmeservice ist leider besser. ich bekam die ersatzlieferung oft vor meiner rücksendung.

  • DN
    Doktor No

    Es gibt (zumindest für die Bücher) inzwischen sogar bewusst soziale Alternative.

     

    www.buch7.de

     

    Nicht alles ist bei Amazon sch...e aber wie das Monopol ausgenutzt wird und dass hier keine Steuern bezahlt werden: Das geht gar nicht!

  • 1
    1968

    Solidarität war gestern. Es ist für mich erschreckend, wie leichtfertig man mit seinem sozialen Gewissen umgeht, wenn der Preisvorteil lockt. Selbst hier bei den taz-Kommentaren liest man immer wieder von Leuten, die sich damit herausreden, es gehe für sie kein Weg an Amazon vorbei, da sie auf dem flachen Land leben, oder auf die kurzen Lieferfristen angewiesen seien. Seit über einem Jahr boykottiere ich jetzt Amazon, ohne auf Bestellungen per Internet zu verzichten. Amazon mag der größte und schnellste Lieferant sein, aber er ist kein Monopolist. Auch andere Firmen liefern schnell und durch die Buchpreisbindung bezahlt man, zumindest für Druckwerke, auch da - oder im guten alten Buchladen - nicht mehr als bei den Ausbeutern von Amazon.

     

    Revolution war gestern, heute denkt jeder nur noch an seinen Geldbeutel und seine Bequemlichkeit. Nur mit solchen Bürgern kann eine Merkel zum dritten Mal die Kanzlerin spielen. 1968 - verdammt lang her.

  • O
    Olga

    Hab zum Glück schon alles im November gekauft. Ich verstehe nicht warum viele das immer auf dem letzten Drücken machen müssen. Mich betrifft der Streik also nicht.

  • S
    Schwabe

    Die kritisierte Tatsache, dass der Versandhandel den Einzelhandel "platt macht", müsste für Anhänger der CO2-Religion eigentlich ein Segen sein. Im Vergleich zu herkömmlichen Vertriebsstrukturen ist Versandhandel sehr viel effizienter. In Anbetracht dieser Verhältnisse ist es vollkommen irrelevant, ob der Versandhändler eine optimale Ökobilanz anstrebt.

    Rechnen Sie einfach mal nach, wieviel Energie ein 40-Tonner verbraucht, wenn die 40 Tonnen zum überwiegenden Teil aus Nutzlast bestehen. Dann rechnen Sie mal nach, was mit der Energiebilanz passiert, wenn die Nutzlast nach dem Transport lange in beheizten Märkten mit großer Grundfläche/Masse rumliegt, für den Fall, dass gerade jemand etwas kaufen will.

    Bei Versandhandel lassen sie den letzten Schritt der längeren Zwischenlagerung in beheizten Räumen bitte weg.

    Und dann rechnen Sie mal nach, wie die Ökobilanz aussieht, wenn diese gelagerte Masse in kleinen Häppchen von 2,5-Tonnen-SUVs, wahlweise von Kleinwagen, weiter in die Wohnungen transportiert wird.

    Bei Versandhandel ersetzen Sie den letzten Schritt bitte durch Transport mit mittelmäßig gefüllten Zustellfahrzeugen.

    Zu Fuß gehen ist übrigens noch schlimmer für die Ökobilanz, wenn die dafür erforderliche Energie zu einem gewissen Anteil mit Fleisch bereit gestellt wird. Da Sie jetzt wahrscheinlich auf die grandiose Idee kommen, alle Menschen per Dekret zu VegetAriern zu machen, verabschiede ich mich, um schnell noch Einkäufe zu tätigen, bevor es nur noch Soylent Green gibt.

  • G
    Gaston

    "Die Frage ist, wie Amazon das Unbehagen mancher Kunden einzuhegen weiß. "

    Muss AMazon nicht. Das macht ja eine Monopolstellung aus.

  • D
    derwofragenstellt

    wie ist denn die co2 bilanz, wenn ich im buchladen um die ecke bestelle? wie hoch ist der stundenlohn im buchladen um die ecke? wie sind die angestellten im buchladen um die ecke gewerkschaftlich organisiert?

    welchen tarifvertrag haben die amazon-angestellten zur zeit? ist der zur zeit gültige haustarifvertrag unseriös?

  • H
    hartmut

    schuld sind durchaus die kunden, denen die arbeitsbedingungen egal sind. genau wie menschen schuld sind, unseriöse zeitungen zu unterstützen, deren journalisten sich abhetzen müssen, keine zeit für gute arbeit haben und dann gezwungen sind, die lügen der presse agenturen zu verbreiten.

    eine lösung: beides nicht unterstützen

  • H
    Humanista

    "Geschenk von Amazon - Nein Danke!". Die Pakete von Nachbarn nehm ich ohne weiteres an aber stell diese dann zur Rede. Schon seid der Doku im letzten Jahr.

  • V
    Voluntarist

    Die faire Alternative: www.fairnopoly.de

  • R
    runzbart

    sieh an, immer wieder überraschend, was für andere verbraucher auschlaggebend sein soll, bei amazon zu bestellen.

    für mich ist bzw war es die produktvielfalt und der mangel an alternativen bzw die bequemlichkeit nach solchen zu suchen. dass man so ziemlich alles in die suchmaske eingeben konnte und hat dazu etwas gefunden ist sicher auch für viele andere ein grund amazon als erste anlaufstelle zu sehen. das google des einkaufens quasi.

    wie schnell das zeug kommt war mir persönlich dabei immer wumpe, gerade da der schnelle versand bis zu 12€ extra kostet.

     

    viel zu oft kommt es vor, dass ein unternehmen sich wie sau verhält und damit millionen verdient, fix ne öffentlichkeitswirksame kampagne für ein paar hunderttausend aufsetzt, besserung gelobt und damit durchkommt.

    solange das funktioniert wird sich an dieser praxis nichts ändern, deshalb ist der einzig funktionierende ansatz als kunde lebenslanger boykott.

    unternehmen müssen von anfang an einen imageverlust fürchten wie der teufel das weihwasser.

     

    osiander ist für bücher fast genausogut und für alles andere sucht man eben 30s länger. ist ja nicht so, dass man sich alle 14 tage einen neuen wasserkocher/rasierer/elektrischen bleistiftanspitzer/etc kauft.

  • I
    insLot

    Die für Amazon dringend notwendige Konkurrenz muss im Internet entstehen. Kunden die sich an die Vorzüge des Onlinehandels gewöhnt haben wieder in den Einzelhandel zu locken erscheint eigentlich kaum möglich.

     

    Was die Steuern angeht, hier muss ohnehin nachgebessert werden. Den Markt in der breite abschöpfen und die Profite ins Ausland tragen ist dreist. Amazon nutzt die hier vorhandenen Infrastrukturen für seinen geschäftlichen Erfolgt. Es ist nur billig dafür auch in angemessenere Weise Steuern zu zahlen. 3,2 Millionen ist ein Witz!

    • B
      Blautopf
      @insLot:

      Volle Zustimmung, nur würde ich Amazons Vorgehen nicht als "dreist", sondern als unternehmerisch vernünftig bezeichnen.

       

      Amazon dafür anzuklagen ist Unfug. Schlimm ist, dass dieses Verhalten vom Gesetzgeber ermöglicht wird.

  • G
    Gastname

    "Der Logistikkonzern mit acht Zentren in Deutschland zahlt hierzulande kaum Steuern.

    Richtig. Das ist die Schuld der EU, die auch hier wieder einmal versagt.

     

    "macht den Einzelhandel platt"

    Korrekt, die Innenstädte bluten aus, weil Shoppings-Centren, fehlende PArkplätze und "Umwweltzonen" den Bürger den Einkauf in der Innenstadt versauen.

     

    "versaut durch ein immer aufwändigeres Transportwesen die Umwelt"

    Falsch. Statt zweihundert PKW-Touren fährt ein Van von DHL.

     

    "setzt die Mitarbeiter unter Dauerstress"

    Blödsinn.Das ist hramlos gegen Fließbandarbeit oder Kassentätigkeit im Einzelhandel.

     

    "massives Imageproblem"

    Nein, und das obwohl linke Medien sich alle Mühe geben, nach Schlecker nun Amazon Deutschland zu demontieren.

    einem Zwiespalt.

  • G
    GastName

    Zitat:

    Zumal die sofortige Erfüllung von Bedürfnissen via Knopfdruck auch „etwas Infantilisierendes hat“, sagt der Politikwissenschaftler.

    Zitatende

     

    Selten so einen Schwachsinn gelesen. Der werte Herr geht wohl auch in einen normalen Laden und bezahlt, läßt aber die Ware erstmal drei Tage liegen - weil das sofortige Mitnehmen ja infantil ist.

  • G
    gast

    Wieviel Prozenten von allen PKWs und LKWs in Deutschland macht es insgesamt, bitte? 0, 002%? Ich glaube, dass alle Autobesitzer, welche die Strassen in einen Abstellplatz für ihren Autos umgewandelt haben, sind viel umweltschädlicher, denn sie fahren jeden Tag nach seiner so wichtigen Arbeit und zurück.

  • KG
    Krankes Geschäftsmodell

    Wenn diesen Ausbeutern von Amazon nicht beizukommen ist, so liegt doch etwas mit dem Steuer- und Arbeitsrecht im Argen. Es kann doch nicht sein, dass ein solcher Riesenladen keine Steuern bezahlt, aber von der von der Allgemeinheit finanzierten Infrastruktur selbstverständlich profitiert.

  • K
    Konsument

    Leggewie ist ein cleverer Kopf. Die Infantilisierung herauszuheben ist sicher richtig. Amazon ist dafür ein Protagonist. Aber trifft offensichtlich den Nerv, der ach so erwachsenen Gesellschaft. Anders sieht es bei der CO2 Bilanz aus. Übernachtlieferungen müssen nicht schlechter in der CO2 Bilanz sein, als wenn die lokale Buchhandlung aus verschiedenen Zentren beliefert wird und jeder dort hin fährt um sein Buch abzuholen. Es ist, wie so oft, ein Problem der Menge. Immer schneller, immer mehr, das wird nicht mehr lange gut gehen. UND Merkel und ihre Kommissare sind gefordert, die Steuerungerechtigkeit sofort aufzuheben! Das ist der Skandal.