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StraßensanierungGrünzeug soll bleiben

Bei der Sanierung der Oderberger Straße in Prenzlauer Berg wollen SPD und Linke die Bürger mitreden lassen

Die Bürgerinitiative Oderberger Straße (Biois) hat im Kampf um die Begrünung der Kneipenmeile in Prenzlauer Berg einen Teilsieg errungen: Nach dem Beschluss eines Unterausschusses der Bezirksverordnetenversammlung am Dienstagabend soll das Bezirksamt Pankow nun zusammen mit der Bürgerinitiative einen neuen Sanierungsplan für die Straße erstellen. Ohne den darf in der Oderberger nicht gebaut werden. Eingebracht hatten den Antrag SPD und Linkspartei. Und weil beide Parteien auch die Mehrheit in der BVV stellen, wird wahrscheinlich auch das Bezirksparlament am 24. Oktober zustimmen.

Schlechte Chancen also für den von Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) vorgelegten Sanierungsentwurf. Neben der Grundsanierung, für die Straße und Gehwege bis zu vier Meter tief aufgerissen werden müssten, stört die Bewohner vor allem, dass die vielen, teils von ihnen selbst angelegten Hochbeete der 2,5 Millionen teuren Sanierung zum Opfer fallen sollen. Dabei waren die Beete in den 90er-Jahren ausdrücklich von den Behörden genehmigt worden, wie Kirchner am Dienstag der Versammlung sagte.

Unterstützung für seine Sanierungspläne erhielt Kirchner von Peter Lexen, Leiter des Tiefbauamts Pankow. Der beklagte das "Ausufern" der Schankvorgärten der mittlerweile 28 Kneipen, Restaurants und Cafés in der Straße. "Das ist im Grunde illegal, was wir da dulden."

Dagegen befürchtet Bios-Mitglied Berend Waterham finanzielle Einbußen der ansässigen Geschäftsleute durch die Sanierung. Zusammen mit anderen kleinen Läden, Werkstätten und Arztpraxen machten die Gastrobetriebe rund 36.000 Euro Umsatz täglich, sagte er. "Da hängen auch Arbeitsplätze dran." Waterham begrüßte den Antrag von SPD und Linken auch, weil er die Erhaltung von mindestens 90 Prozent der Grünanlagen vorsieht. Der grüne Bezirksstadtrat zeigte sich einsichtig und kündigte noch auf der Ausschusssitzung einen Workshop an, der nun mit Beteiligung der Bios einen neuen Sanierungsplan erarbeiten soll.

Laut einer Umfrage der Bürgerinitiative wollen 58 Prozent der 340 Befragten mehr Grün in der Straße, als vorhanden ist. Gleichzeitig möchten 49 Prozent weiter in der Straße parken. Die Umfrageergebnisse seien "teils schizophren", sagte ein Bios-Mitglied der taz. "Es läuft auf einen Konflikt zwischen Blech und Grün hinaus." JAN PIEGSA

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