■ Strafe eventuell in Sowjetunion verbüßt: Mutmaßlicher NS-Verbrecher auf freiem Fuß
Stuttgart (dpa) – Der wegen Beihilfe zum Mord in 17.000 Fällen angeklagte mutmaßliche NS- Verbrecher Alfons Götzfrid ist eineinhalb Monate vor Prozeßbeginn aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Nach Angaben eines Sprechers von gestern hat das Oberlandesgericht (OLG) in Stuttgart den Haftbefehl gegen den früheren Gestapo-Angehörigen aufgehoben. Die Richter könnten nicht ausschließen, daß der 79jährige für die ihm vorgeworfenen Taten bereits in einem sowjetischen Arbeitslager gebüßt hat.
Götzfrid soll als Mitglied der Sicherheitspolizei (KdS) 1943 an einer Massenerschießung beteiligt gewesen sein. Damals starben im Konzentrationslager Majdanek etwa 17.000 Menschen. Der heute 79jährige soll etwa 500 Menschen eigenhändig erschossen haben. Der in der Ukraine aufgewachsene Mann kam 1991 als Spätaussiedler nach Deutschland. Nachdem er sich als Zeuge in einem anderen NS-Verfahren selbst belastet hatte, wurde er 1998 festgenommen.
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