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Stippvisite in der Heimat

Berlin - Bremen - Johannesburg: Jürgen Trittin genoss ein Heimspiel

Ein gut gelaunter grüner Wahlkämpfer Jürgen Trittin trifft mit halbstündiger Verspätung zum Festakt beim Bremer Büro der Windpark-Firma Energiequelle ein, wo er früher als Handballer beim TSV St.Magnus vorbeigejoggt war. Locker, als stünde am 22. September nichts auf dem Spiel. Jemand hat ihm als Reminiszenz an grüne Gründungsmythen ein paar unschuldige Sommerblümchen in die Tasche des Anzugs gesteckt. Nervös sind nur die Journalisten, aber Trittin beruhigt: „Das kriegen wir alles hin.“ Kriegt er auch: Zwei Live-Interviews für Radio Bremen in zehn Minuten, dazwischen kurz in die buten un binnen-Kamera lächeln. Als das Radio ihn warten lässt, witzelt er: „Da hätten wir noch 40 Sekunden weiter machen können!“

Dann kann er sich endlich den geladenen Gästen zuwenden, samt und sonders Freunde der alternativen Energien. Manuskript? „Hab ich nicht.“ Aus dem Stegreif spult er seine Paradethemen runter: Klimaschutz, Energiewende und natürlich die Flut, die dem Minister seine übrigen Bremer Termine ersparte: ein Besuch im Ökodorf an der Lesum – man präsentiert im Wahlkampf ja auch lieber Zukunfts- statt Auslaufmodelle.

En passant setzt es Backpfeifen. Für Stoibers „Finanzstadel“ nach der Flut: „Ich finde, so einer darf keine Verantwortung tragen.“ Und für „Guido“, der von Steuern senken spricht, aber „gar nicht weiß wie das geht“. Aber eigentlich bedauert Trittin, keine Konkurrenz in der Umweltpolitik zu haben, „denn da haben die Grünen die Weisheit auch nicht gepachtet.“ Sogar sein „Wochenendduell“ auf ntv fiel aus, „weil aus der CDU keiner mit mir diskutieren wollte“.

Das Publikum weiß nun endgültig, warum Schröder Trittin vor einem Jahr nicht feuern konnte: Er ist einfach gut. Und einsatzfreudig: Diesmal reichte es für den „Vegesacker Jung“ nicht mal für einen Besuch bei Muttern. Das nächste Heimspiel wartet schon: Am nächsten Donnerstag wird er beim Johannesburger Nachhaltigkeitsgipfel internationale Huldigungen entgegennehmen. Jan Kahlcke

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