Stimmabgabe in Nigeria: Wut über verschobene Wahl
Die Wähler in Nigeria müssen weiter warten. Wenige Stunden vor Beginn der Stimmabgabe beschloss die Wahlkommission eine Verschiebung.
Beschlossen wurde es um zwei Uhr morgens, also mitten in der Nacht. Grund seien, so heißt in einer von Inec-Chef Mahmood Yakubu unterzeichneten Mitteilung, logistische Probleme. Freie, faire und glaubwürdige Wahlen könnten nicht sichergestellt werden.
„Ich war so überzeugt, dass Inec dieses Mal bereit ist. Ich dachte, wir zeigen der ganzen Welt, dass Nigeria freie und faire Wahlen organisieren kann“, sagt Joseph. Ein Dutzend Männer, Kunden wie Zeitungsverkäufer, stehen um ihn herum und nicken. Ausgeträumt war sein Traum um vier Uhr morgens.
Er stand auf und wollte zeitig ins Wahllokal gehen. In Wuse 2 sei immer viel los, die Warteschlangen lang. Doch dann die Enttäuschung. Gewählt wird nun am 23. Februar, wie der vorläufige Plan lautet. Der Urnengang für Landesparlamente und Gouverneure findet am 9. März statt.
Verschiebung bereits 2011 und 2015
In Nigeria war es 2011 wie 2015 zu einer spontanen Verschiebung gekommen. In den vergangenen Wochen betonte Inec jedoch stets, wie gut man dieses Mal vorbereitet sei. Allerdings gab es am Freitag erste Gerüchte, dass der Termin nicht haltbar sei. Sie schienen aber aus dem Lager des Oppositionskandidaten Atiku Abubakar (PDP) zu kommen und nicht zu stimmen.
Kurz nach der Bekanntgabe in der Nacht ließ Atiku verkünden: Muhammadu Buharis (APC) Regierung wolle „die Wähler entrechten“. „Sie wollen das Volk provozieren und erwarten negative Reaktionen, damit sie zu undemokratischen Mitteln greifen können.“ APC-Vertreter sehen jedoch die Opposition in der Verantwortung. Die PDP würde planen, eigene Ergebnisse zu veröffentlichen.
Wahlen in Nigeria
Was tatsächlich hinter der Entscheidung steckt, kann Evangelist Joseph Joseph am Samstagmorgen nicht sagen. Eins ist jedoch sicher: Die Ausmaße sind gravierend. „Ich kenne viele Menschen, die in ihre Dörfer gefahren sind, um zu wählen und jede Menge Geld ausgegeben haben.“
Viele Nigerianer sind schließlich nicht in ihren Wohn-, sondern in den Heimatorten registriert. „Ein zweites Mal werden sie das wohl kaum auf sich nehmen. Das Geld ist weg und das Vertrauen in die Regierung auch.“
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