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Stichwahl um Präsidentenamt in Litauen

■ Ex-Generalstaatsanwalt Paulauskas führt nach erstem Wahlgang. Parlamentspräsident Landsbergis verpaßt Einzug in die zweite Runde

Wilnius (AP) – Die Entscheidung über den nächsten litauischen Präsidenten fällt erst in einer Stichwahl zwischen dem ehemaligen Generalstaatsanwalt Arturas Paulauskas und dem Umweltpolitiker Valdas Adamkus. Wie die Wahlkommission gestern in Wilnius mitteilte, verfehlte der 44jährige Paulaskas mit 45 Prozent der abgegebenen Stimmen die für den Erstrundensieg erforderliche absolute Mehrheit.

Der 71jährige Adamkus erreichte die zweite Runde mit 28 Prozent der Stimmen. Parlamentspräsident Vitautas Landsbergis, der zu sowjetischen Zeiten die Unabhängigkeitsbewegung des baltischen Landes geführt hatte, schied als Drittplazierter mit 16 Prozent Stimmenanteil aus. Insgesamt hatten sich am Sonntag sieben Kandidaten um die Nachfolge von Algirdas Brazauskas beworben. Brazauskas war wegen seiner kommunistischen Vergangenheit und andauernder Konflikte mit dem Parlament nicht mehr angetreten. Aus Kreisen der Abgeordneten wird der ehemalige KP-Chef als zu russenfreundlich kritisiert. Der 65jährige gab auch sein Alter als Grund dafür an, nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Nach Angaben der Wahlkommission gaben rund 72 Prozent der 2,6 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

Der scheidende Präsident hatte sich für Paulauskas eingesetzt, der für die aus der KP hervorgegangenen Litauischen Demokratischen Arbeiterpartei kandidierte. Adamkus war für die zweitstärkste Partei, die Zentrale Union, angetreten. Seine Kandidatur war umstritten, weil er erst 1992 wieder die litauische Staatsbürgerschaft erworben hatte und die Jahre zuvor als US-Bürger für die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA gearbeitet hatte. Erst im Oktober entschied ein Gericht, daß Adamkus für das Amt des Staatsoberhaupts kandidieren darf.

Letzten Umfragen zufolge gilt Arturas Paulauskas, der sich für Marktwirtschaft sowie den Beitritt Litauens zu EU und Nato einsetzt, für die Stichwahl als Favorit. Der zweite Wahlgang findet am 4. Januar statt.

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