Steuermodell der Liberalen: FDP verwöhnt Gutverdienende
Ein Single mit einem Einkommen von über 54.000 Euro spart durch den Stufentarif 1.500 Euro, ein Niedrigverdiener 150. Ausgerechnet mittlere Einkommen profitieren kaum.
BERLIN taz | Die FDP will die Steuerlast der Mittelschicht senken. So steht es in ihrem neuen Steuerkonzept, das behauptet: "Am stärksten werden die mittleren Einkommen entlastet." Diese Aussage ist falsch. Der Bund der Steuerzahler hat das FDP-Konzept durchgerechnet, und aus den Zahlen lässt sich herauslesen: Ausgerechnet viele Normalverdiener profitieren am wenigsten.
Konkret: Die FDP will die bisherige Progression auf ein Stufenmodell umstellen. Die ersten 8.004 Euro des zu versteuernden Einkommens sind steuerfrei. Danach gilt bis zu einer Schwelle von 12.500 Euro ein Steuersatz von 14 Prozent. Bis 35.000 Euro sind es dann 25 Prozent und bis 53.000 Euro 35 Prozent. Danach gilt weiter der bisherige Spitzensteuersatz von 42 Prozent, bis ab 250.731 Euro die Reichensteuer von 45 Prozent einsetzt. Diese Steuerreform soll 16 Milliarden kosten und spätestens ab 2012 gelten.
Das bedeutet für die einzelnen Einkommensgruppen: Wer als Single ein Jahreseinkommen zwischen 16.000 und 28.000 Euro versteuern muss, wird nur um 7,29 bis 9,99 Prozent entlastet. Damit steht er sich schlechter als ein Besserverdienender mit 54.000 Euro im Jahr, der seine Steuerlast um 10,57 Prozent drücken könnte. Diese Verzerrungen entstehen durch den neuen Stufentarif. Freuen könnten sich auch die Geringverdiener, von denen einige Einkommensgruppen sogar knapp 21 Prozent an Steuern sparen würden. Man muss sich die Kurve der prozentualen Steuerentlastung also wie ein Seil vorstellen, das nach unten durchhängt: An den Rändern ist die Entlastung höher als ausgerechnet in der Mitte.
Auch die FDP findet "diese Welle nicht optimal". Aber das sei eben der Effekt des neuen Stufentarifs, auf den die Liberalen nicht verzichten wollen: "Der Stufentarif ist für die Bürger viel verständlicher", erklärt das Büro des FDP-Finanzexperten Hermann Otto Solms.
Auch schwierig: Relative Prozentangaben verraten noch nicht, wie viel die einzelnen Steuerzahler absolut sparen. Da zeigt sich dann, dass die Spitzenverdiener am meisten profitieren. Wer als Single mehr als 54.000 Euro im Jahr versteuern muss, bekäme 1.534 Euro geschenkt. Dieser Betrag gilt dann auch für Millionäre. Umgekehrt bleibt bei den Geringverdienern nur wenig hängen: Wer als Single 12.000 Euro im Jahr versteuern muss, würde nur 146 Euro erhalten. Es klingt zwar bombastisch, dass Geringverdiener knapp 21 Prozent an Abzügen sparen würden - aber faktisch zahlen sie sowieso schon so wenig Steuern, dass die Entlastung kaum noch auffällt.
Die FDP hat bisher eher vage ausgeführt, wie sie ihre Steuerreform finanzieren will. Zunächst klingt ihr Antrag sehr markig. Man wolle "alle Ausnahmen" von der Steuerpflicht beseitigen. Doch wenig später ist zu lesen, dass bei haushaltsnahen Handwerksleistungen noch mehr von der Steuer abgezogen werden soll. Offenbar wollen die Liberalen ihre Klientel schonen - zu der überproportional viele Handwerker und Eigenheimbesitzer zählen dürften.
Leser*innenkommentare
GWalter
Gast
Leider ist das Deutsche Volk politisch schwach und ohne Solidarität.
Vor 3 Jahren haben die Spanier mit Protesten ihre konservative Regierung in die Knie gezwungen und die nachfolgende Sozialistischen Regierung hat den Abzug der Spanier aus Afghanistan sofort eingeleitet.
Alle Völker gehen auf die Strasse und lassen sich nicht so wie die Deutschen ausnehmen...oder wie ist es möglich, dass wir schon seit Jahren bei besten Wirtschaftswachstum nur noch sinkende Löhne und Renten haben in Deutschland ??
In anderen Ländern ist das Einkommen ständig gestiegen und wir lassen uns jeden Tag erzählen wie wichtig es ist immer noch mehr Geld an die Wirrtschaft zu geben, während wir zusehens verarmen !!
Und wie ist es möglich, dass der Euro heute bei uns widerspruchlos hingenommen wird und nur noch die Kaufkraft von etwa 0,40 DM hat ??
Es wäre schon lange an der Zeit, dass das Deutsche Volk einmal endlich reagiert und dieser Abzocker- und Vasallenregierung die ROTE KARTE zeigt !!!
Aber das bleibt wohl nur ein Traum...in diesem verschlafenen Angsthasenland !!!???
ChM
Gast
@ dissenter
@ Neuköllner
Recht habt Ihr.
Ich gehöre zu denjenigen, die mit über 50.000,- € im Jahr nicht am Hungertuch nagen, bin allerdings (klassisch) Alleinverdiener mit Frau und 2 Kindern.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass es bei der derzeitigen Staats- Schuldenquote unverantwortlich ist, Steuern und Abgaben für "unsereiner" zu senken. Im Gegenteil: Diejenigen, die es können - und dazu gehöre ich Gott sei Dank (noch?) - müssen logischerweise Überproportinal dazu beitragen, dass unsere Kinder einmal nicht einen unbezahlbaren Schuldenberg von uns vererbt bekommen.
Also:
- Steuerfreiheit für Geringverdiener
- Keine Kopfpauschale, sondern solidarische Sozialversicherung mit prozentualen Beiträgen, aber ohne Beitragsbemessungsgrenze
- Gesetzliche Krankenversicherung für alle
- Private Krankenversicherungen nur noch als Zusatzversicherung für diejenigen, die meinen etwas besonderes zu sein
- Steuererhöhung für alle Einkommen, die oberhalb der Geringverdienergrenze liegen, und zwar progressiv! Je höher die Einnahmen, desto höher der Steuersatz - auch über 50% für Spitzenverdiener und ohne 1000ende Abschreibungsmöglichkeiten.
Damit würde man auch endlich wieder unproduktive Spekulationsgelder aus der Börse abziehen.
Holger 40
Gast
@taz Leser
"Wer als Single 100000 Euro brutto verdient", kann doch nach Ihrem Selbstverständnis nicht wirklich zu den sogen. Leistungsträgern gehören. Das ist nach m.K. doch allenfalls unteres, gehobenes "Middle Management". Und hören Sie bitte, bitte auf, im Zusammenhang mit Bezügen/Gehältern von "verdienen" oder "Verdienst" zu reden. Sie tun es wahrscheinlich deshalb, weil für Sie Geld der alleinseligmachende Wertmaßstab ist.
Zu der Frage "Wer verdient schon, was er verdient" empfehle ich Ihnen, die Lektüre der Bücher von Kurt Pritzkoleit. Er war einer der wenigen, der sich nach dem Krieg zu seiner Vergangenheit bekannt und sich nicht auf "inneren Widerstand" berufen hat, obwohl er eine zeitlang das KZ Buchenwald als Insassse bewohnen durfte.
Und bitte treten Sie doch in den Generalstreik, damit auch der dümmste merkt, wieviele "Leistungsträger" entbehrlich sind.
Thomas Bayer
Gast
Kalte Progression sollte beachtet werden.
Die Steuerstufen wurden seit 1991 nicht nach oben angepasst. Ein Einkommen von etwa 33.000 EUR im Jahr 1991 entspricht inflationsbereinigt heute einem Einkommen von etwa 54.000 EUR. Es handelt sich meiner Meinung nicht um Spitzenverdiener.
Man kann die Steuerstufen auch die nächsten 20 Jahre unverändert lassen (damit die Besserverdiener nicht profitieren). Nur werden dann auch Verkäufer/innen ihr Einkommen mit 42% versteueren.
Volker Rockel
Gast
Die FDP neigt offensichtlich dazu sich die wirtschaftliche Entwicklung zu erträumen und zeigt sich wenig lernfähig im Hinblick auf die Flops der letzten Dekade!
Es ist schlichtweg ein Irrtum zu glauben, dass durch beabsichtigten Steuersenkungen ein Wachstumsimpuls zwingend ausgelöst werden kann.
Zum einen werden die beabsichtigten Entlastungen im unteren Einkommensbereich, bis hin zum unterem Einkommenssegment der mittleren Einkommen, weitestgehend durch die zwangsläufig absehbar steigenden Ausgaben für die Sozialabgaben aufgefressen werden (das dürfte auch der FDP klar sein!), zum anderen fließen in den anderen Einkommensbereichen diese Entlastungen eben nicht zwangsläufig in den Konsum - kommen also tatsächlich in der Realwirtschaft an - sondern erhöhen die Sparquote bzw. befördern das Anlagegeschäft in den Finanzmärkten!
Das ist auch keine theoretische Aussage, sondern beweist sich aus der gescheiterten Wachstumspolitik von rot/grün, die exakt das gleiche in der ersten Hälfte der 90er Jahre versucht hat (Minderung der Einkommenssteuersätze, Entlastung der Unternehmensbesteuerung!) und feststellen mußten, dass sich die "Entlasteten" ganz anders Verhalten haben als theoretisch geplant!
Diese „Entlastungen“ (oder zusätzlichen Unternehmensgewinne) befeuerten lediglich die Finanzmärkte, führten dazu, dass immer mehr "innovative Finanzprodukte" das Licht der Welt erblickten um die überschießenden Gelder überhaupt aufnehmen zu können und führten im Ergebnis zu der Finanz- u. Wirtschaftskrise mit deren Folgen wir (und unsere Kindeskinder!) zu kämpfen haben!
Herr Brüderle übersieht schlichtweg, dass sich Volkswirtschaften eben nicht mehr nach Lehrmeinung Verhalten, wenn sich innerhalb von Volkswirtschaften deren Struktur so verändert hat, dass andere Mechanismen Wirkung entfalltet haben!
Anders ausgedrückt: Die Finanzmärkte haben sich längst von den Volkswirtschaften entkoppelt. Nicht mehr das klassische Kerngeschäft (Sparvermögen und Geldanlagen zur Kreditvergabe zu nutzen und daraus vornehmlich Gewinne generieren) leitet das Handeln der Banken, sondern das Geschäft der Banken spielt sich inzwischen weitestgehend auf einer abstrakten Ebene ab, in denen Volkswirtschaften nur noch Objekt des Handelns der Banken sind (die Situation in Griechenland ist hierfür ein schönes Beispiel!).
Mithin ist auch die Aufgabe der Banken in der Volkswirtschaft nicht mehr besetzt!
Das führt dann zu der interessanten Situation, dass die Banken sich über die EZB billigst refinanzieren können - also damit zu äußerst attraktiven Konditionen Kredite in die Volkswirtschaften geben könnten(!) - dieses aber faktisch nicht geschieht, weil die Banken mit dieses Geldern eigene (vermeintlich rediteträchtigere) Finanzgeschäfte in den Finanzmärkten global tätigen!
Völlig losgelöst von den eigentlichen Interessenslagen einer nationalen oder europäischen Volkswirtschaft oder der den Banken in der Volkswirtschaft zugedachten Aufgabe!
Wenn aber dieses wichtige Element (der von den Banken dominierte Finanzmarkt) einer Volkswirtschaft sich quasi aus dieser ausgeklingt hat, dann entstehen aus dieser Strukturveränderungen auch Mechanismen, die in der Lage sind letztendlich auch das Verhalten aller Marktteilnehmer zu beeinflussen.
D.h., gibt es aus den Finanzmärkten heraus Renditeversprechungen die so attraktiv sind, dass sie Entscheidungen des Einzelnen beeinflussen können (und „die Gier nach mehr Geld“ ist leider in unserer Gesellschaft sehr ausgeprägt!), dann stehen diese Renditeversprechungen - also die Möglichkeit Gelder der hohen Rendite wegen in den Finanzmarkt zu geben - auch im Wettbewerb zu dem Konsum vorhandener überschießender Einkommensanteile (z.B. aus Steuersenkungen!)!
Und hier gibt es eine Abhängigkeit zu der Einkommenshöhe.- je höher das Einkommen, je geringer ist der Zwang zum Konsum.- Mithin ist die Chance dass mir steigendem Einkommen Steuerentlastungen tatsächlich in der Konsum (sprich die Realwirtschaft fließen), weitaus geringer als bei Entlastungen im unteren Einkommensbereich!
D.h., und das ist die Erfahrung aus der ersten Hälfte der Dekade der 90 Jahre: Steuersenkungen führen eben nicht zwangsläufig zu einem Wachtumsimpuls!
Mehr noch, sie sind in einer derart desolaten Lage der öffentlichen Haushalte eher kontraproduktiv, weil sie die Haushaltslage weiter verschärfen und im Umkehrschluss zu der Notwendigkeit führen, über indirekte Besteuerung gegenfinanziert zu werden!
Ska.ndal
Gast
Konjunktur on Tour^^;)
Dieser Regierung gebe ich ein Jahr bis zu Neuwahlen.
Das wird nichts. Unfähige Leute. Falsche Ansichten. Falsche Konzepte. Dies ist ein super Beispiel.
Gleiche Grundversorgung würde durch einen gesetzlichen Mindestlohn, Grundeinkommen, oder wenigstens gerechte Steuerverteilung ermöglicht werden. V
taz Leser
Gast
Ja, das könnt ihr linken Versager: Geld verteilen, und zwar das Geld anderer Leute, denn selbst bekommt ihr ja nichts auf die Reihe. Ihr seid die wahren Asozialen, nicht die Leistungsträger, die euren Kuschelsozialstaat bezahlen.
Juergen K
Gast
Asozial ist , wenn jemand arbeitet und nicht einmal genug zu fressen hat.
Während eine sich selbst ELITE nennende Clique
in 10 Jahre 4000 Mrd unter den Nagel gerissen hat,
an jeder auch nur denkbaren Spekulationsblase sich bereichert hat und selbst vor Optionsscheinen auf Nahrung und Tod von Menschen nicht halt macht.
Dabei nicht einmal die lächerlichen Pauschalsteuer bezahlt hat, die auf Kapital und Spekulationserträge anfallen.
Und an allen diesen Hypes hat auch noch die Bundesrepublik selbst durch den ruinösen Verkauf von Telekom und Post etc. im Grossen, sowie regional z.B. Wohnungsbeständen an Hedgefonds eingeleitet und ausgenutzt.
Millionen von Betrieblichen Altersverorgungen wurden unter die Scheffel der Grosskotze gebracht!
Genau das wird von der Regierung als
Deutschland geht es gut
bezeichnet.
Juergen K
Gast
Wie man da wohl bei geschätzten
10 Mio Niedrigverdienern a 150 Euro
0 Mio Mitte
auf 16 Mrd kommt ?
Aber Recht hat die FDP :
Mit der Kopfpauschale finanziert sich das von Selbst.
Da können die Zeitarbeiter bei 6 euro die stunde sogar noch die Pauschale für Ackermann und Schickedanz sowie die übliche3n Verdächtigen übernehmen.
klarstellung asozial
Gast
@taz Leser
asozial ist es, wenn jemand 100.000€ im jahr brutto hat und NICHT 40.000€ an steuern zahlen will. und das sagt eine, die sie in ihrer (leider weit verbreiteten) überheblichkeit als leistungsträgerin bezeichnen würden.
ansonsten gibts zu der einfachen und guten aussage von @dissenter nichts hinzuzufügen.
Neuköllner
Gast
Jawohl, TAZ-Leser. Zeigen wir es Ihnen. Den "Asozialen", den "Armen", den "Nicht-Leistungsträgern". Jagen wir sie in die Wälder und stellen ihnen Plastikplanen und Brot und Wasser zur Verfügung - das reicht ja für das Leben. Und für uns wird endlich der Steuersatz, der KK-Beitrag etc. auf insg. max. 20 % des Einkommens gesenkt - damit wir ein paar 10.000 Euro mehr haben, von denen wir nicht wirklich wissen, was wir damit anfangen sollen.
Nur: wer zahlt dann die Miete für unsere Immobilien? wer kauft die Produkte, mit denen wir unser Geld verdienen? wie kann der Arzt sein Einkommenn erhalten, wenn zuerst 20 %, dann immer mehr sich keine Praxisbesuche mehr leisten können?
Kurz gesagt: von einem Leistungsträger - wie Sie sich offenbar gerne sehen - erwarte ich zumindest ein wenig mehr wirtschaftliches Grundverständnis, wenn Ihnen schon ethische Normen voll abhanden gekommen sind.
Leistungsträger
Gast
Na komm, TAZ-Leser, dafür können wir uns doch jede Menge von der Steuer wieder zurückholen.
Und unser Steuerberater verdient auch noch was.
Haben wir schon mal dem auch noch geholfen ... ;-)
Nordwind
Gast
@taz Leser
Wir begrüßen einen weiteren Gierhammel als neuen INSM-Troll und gönnen Ihm sein leistungsfreies Einkommen.
Beate
Gast
Die beste Steuerreform ist gar keine.
Stattdessen sollen die von den Gewerkschaften ausgehandelten Tarifverträge allgemeinverbindlich erklärt werden.
Auch ein Mindestlohn von 8,5 Euro bringt sehr viel.
Ich schätze die Einkommensteigerungen:
241 Euro nach FDP-Modell gegen 1200 Euro mehr Lohn Vernunftmodell.
taz Leser
Gast
Unser "Sozialssystem" begünstigt Asoziale, das ist das Problem. Wer als Single 100000 Euro brutto verdient, dem werden Jahr für Jahr 40000 Euro gestohlen, unter anderem um Asoziale zu alimentieren. Es ist an der Zeit, dass die Leistungsträger sich endlich organisieren und z.B. durch Generalstreiks diesem Treiben ein Ende setzen.
clochy
Gast
Mit 54000€/Jahr ist man also ein Besserverdiener.
D.h. mit BAT IIa/TVÖD 13 gehört man ab 45 dazu.
Das scheint mir bei der FDP eher als Mittelschicht zu gelten. Und womit: mit Recht!!
dissenter
Gast
@taz Leser
"Wieviel Einkommensteuer, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung, Solidaritätszuschlag etc. zahlt der "Reiche" und wieviel zahlt der "Arme"."
Würde mich auch mal interessieren. Zumal die Sozialbeiträge Ihres "Leistungsträgers" jenseits der Beitragsbemessungsgrenzen gedeckelt sind, wie Sie vielleicht schon mal gehört haben, so dass Einkommen über diesen Grenzen proportional deutlich geringer mit Abgaben belastet ist als darunter.
Von der Möglichkeit, sich der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zu entziehen, indem man sich privat versichert, sofern man ein bestimmtes Einkommen erreicht, ganz zu schweigen.
Und wenn Sie von Verteilungsgerechtigkeit nichts hören wollen: Der Single mit 54 T€ braucht schlicht keine Steuerentlastung, weil er diese nicht in Konsum, sondern in Geldanlage stecken wird, während der "Arme", von dem Sie nix hören wollen, jeden zusätzlichen Euro zur Freude des Einzelhandels verkonsumieren wird.
Lachender Baum
Gast
@taz Leser:
anscheinend bist Du ja ganz schön neidisch auf diejenigen, die nur einen geringeren Anteil an Steuern zahlen müssen.
Ansonsten ist der Anteil, den untere bis mittlere Einkommen an Steuern und Abgaben zahlen müssen, immer noch höher als der der "Leistungsträger", die mehrere hundert mal so viel verdienen wie ein Normalverdiener - wie viel muss man denn da arbeiten? Oder beruht das vielleicht auf Ausbeutung? Und Kampf gegen Ausbeutung hat meiner Meinung nach nix mit Neid zu tun.
Absolut hast Du natürlich recht - aber mal ehrlich, was ist Dir lieber: von 1000 € abzüglich 100 € im Monat leben oder von 10000 € abzüglich 5000 €?
PolitikAufklärung
Gast
Sehr geehrter Herr "taz Leser",
unsere Gesellschaft funktioniert nun einmal so, dass die Reicheren durch eine höhere Abgabe und die Ärmeren durch eine geringe Abgabe es ermöglichen, dass jedem einzelnen Teilnehmer dieser Gesellschaft die gleiche Grundversorgung zur Verfügung steht.
(Gleichheit,etc. -> steht im GG!)
Neid ensteht nur bei jemanden, der feststellt, dass die Gesellschaft aus dem Gleichgewicht kommt, indem sie nicht mehr gleich behandelt bzw. sie bereits Reichen erleichtert reicher zu werden und andererseits ärmeren erschwert reicher zu werden.
Dennoch ist es falsch, auf die sauer zu sein, die profitieren. Man sollte auf diejenigen sauer sein, die am Grundgesetz vorbei es durch monopolisiertem Lobbyismus bzw. Bestechung durch Profitöre ermöglichen, diese ungleiche, grundgesetzeswidrige Behandlung in Kraft treten zu lassen.
'Nebenbei nur einfach mal so ebend':
Kapitalimus ist NUR gut, wenn er der Gesellschaft (ob regional,europäisch oder global), dem Wettbewerb vieler kleiner und ein wenig größerer Unternehmen und NICHT einzelner großer marktmanipulierender Monopolen, der Innovationen und der naturwissenschaftlichen, sozialen und kulturellen Aus- und Weiterbildung seine Wertschöfung zukommen lässt! ;-)
Noch ein Leser
Gast
Was soll man "taz leser" noch hinzufügen? gut gebrüllt, Löwe. Kann mich nur anschliessen.
Vielleicht Folgendes als Ergänzung: der Stufentarif ist aus meiner Sicht gerecht, da jeder für den gleichen Anteil seines Einkommens die gleichen Steuern zahlt. Mehr belastet wird nur das Mehreinkommen. Aus meiner Sicht hätten allerdings 3 Stufen vollkommen genügt. Aber in Deutschland hat man es ja gerne etwas komplizierter.
thomas aus dem westen
Gast
"Erst werden die Leistungsträger um einen Großteil ihres Verdienstes bestohhlen, dann wirft man ihnen ein Almosen zu und beschimpft sie auch noch. Zum Kotzen."
Zum Kotzen ist lediglich dieser Kommentar, er geht von
der etwas mehr als einfältigen, ja eher schon intelligenzfreien Annahme erbrachte Leistung kann man in diesem Land heute noch an der Höhe des Einkommens messen.
Wer diese schwarz-gelbe Märchenpropaganda heute noch glaubt ist doch wirklich selber schuld.
Ich will nicht grundsätzlich jedem der sich in den oberen Gehaltsklassen befindet nachsagen er hätte dieses Geld nicht verdient, dass wäre dumm, genauso dumm ist es aber davon auszugehen die niederen Gehaltsklassen vollkommen zurecht wenig verdienen.
Die bittere Realität in diesem Land sieht doch so aus, dass man mit freundlicher Unterstützung der Politik immer ungerechter entlohnt wird, welche Leistungen man dabei vollbringt ist unerheblich.
Der schwarz-gelben Mischpoke geht es doch nur um Klientelpflege.
HamburgerX
Gast
Der Haken ist, dass Niedrigverdiener eh kaum Steuern zahlen.
Die meisten Gegenkonzepte wollen daher die Hartz4- oder andere Sozialleistungen erhöhen.
Dass das aber genau so den Staatshaushalt belastet wie Steuersenkungen, macht die Kritik an Steuersenkungsplänen oft so heuchlerisch.
Der Unterschied ist lediglich, dass beim ersten Modell diejenigen mehr profitieren, die täglich zur Arbeit gehen. Nicht unbedingt ein unmenschlicher Ansatz.
Anstelle der FDP würde ich allerdings stärker die Aufhebung der Progression innerhalb der Stufen hervorheben. Die führt nämlich bei Lohnsteigerungen endlich dazu, dass der Staat nicht gleich überproportional abschöpft. Und das ist durchaus richtig.
Theoretisch wäre ein inflationsangepasstes Steuermodell ideal. Dann gäbe es nicht solche Verzerrungen wie die Tatsache, dass heute der Spitzensteuersatz von 42%+Soli von erheblich mehr (Faktor 10 oder höher) Bürgern gezahlt wird als noch vor 30 oder 40 Jahren.
Hotzenplotz
Gast
Kann mir mal einer helfen?
Stimmt es, daß man bei brutto 12.501,- Euro Einkommen dann 1.374,25 Euro mehr Steuern zahlen muß, als wenn man nur 12.500,- Euro verdient?
Dann könnten kleine Gehaltserhöhungen zu großen Strafen werden!
Robert R
Gast
Ich hab's mir mal ausgerechnet und mit meinem Monatszettel verglichen: ich komme darauf, dass ich 100€ pro Monat mehr zahlen muss...
Juergen K
Gast
Also die, die auch schon nicht in der Beitragsbemessungsgrenze liegen.
Kann man also sagen:
Kopfpauschalenfinanzierte Besser-Single-Voll-Kasko
Am meisten werden wohl die FDP Redenschwinger sparen.
Martin
Gast
aus einer linie eine stufe machen, das ist sinnlose kosmetik. wenn man die steuern senken wollte, dann könnte man auch die linie ändern. diese unsägliche verdummung ist zum kotzen. gleicher sinnloser murks wie schon beim gesundheitsfonds.
deutschland muß schulden abbauen, also ist die einzig richtige diskussion die, daß man überlegt, wie man die ausgaben und die einnahmen gerecht verteilt und dabei die ausgaben insgesamt unter den einnahmen liegen. wählerschmieren per steuersenkung für besserverdiener ist nur wahlkampf und ist das gegenteil von konsolidierung. die staatsschulden kann man nur effektiv abbauen, indem man sich das geld von denen holt, die dem staat das geld leihen. das geht über eine insolvenz oder über eine gerechte ein- und ausgabenpolitik. ich bin für die zweite variante.
dietah
Gast
Wie wärs, wenn wir Leistungs- durch Beziehungsträger ersetzen?
Dann wird das Ganze etwas klarer und ehrlicher. Mit Leistung hat das m. E. schon lange nichts mehr zu tun.
Es steht allen Beziehungsträgern natürlich selbstverständlich frei, sich ein anderes Land zwecks Ausplünderung und Zugrunderichtung zu suchen, um der Finanzierung der kapitalistischen Kollateralschäden zu entgehen.
taz Leser
Gast
Ein Single mit 54000 Euro Einkommen "spart" also mehr als ein "Niederigverdiener". Skandal!
Könnten die Neidhammel hier bei der taz dem geneigten Leser bitte einmal die komplette Vergleichsrechnung zwischen diesen beiden Fällen präsentieren? Wieviel Einkommensteuer, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung, Solidaritätszuschlag etc. zahlt der "Reiche" und wieviel zahlt der "Arme".
Erst werden die Leistungsträger um einen Großteil ihres Verdienstes bestohhlen, dann wirft man ihnen ein Almosen zu und beschimpft sie auch noch. Zum Kotzen.
Michael
Gast
Also, ich finde es ja eigenartig, dass im Artikel nicht erwähnt wurde, dass die meisten, die keine Steuern zahlen, überhaupt nichts sparen, weder prozentual noch absolut.
Ihr lasst nach.
vic
Gast
Die FDP erfüllt ihr Wahlversprechen. Mehr Netto vom Brutto. Weniger Steuern blabla.
Ich hab euch Stimmvieh schon vor der Wahl gewarnt: Hallo, weniger Steuern glaube ich wohl, aber IHR seid nicht gemeint.
Maja
Gast
Mensch, Frau Herrmann, die mit mit 54.000 Euro Jahreseinkommen sind doch für die FDP keine Besserverdienenden. In den Augen der FDP sind das die Habenichtse, die Armen. Das bevorzugte Klientel der FDP sind die wirklich Besserverdienenden. Für die sind die 54 000 Peanuts.
Ach ja, war da was mit Armut im Lande?