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Stellenstreichungen bei ThyssenkruppKündigungen „nicht verhandelbar“

Thyssenkrupp dürfe weder betriebsbedingt kündigen noch den Standort Kreuztal-Eichen schließen, fordert die IG Metall. Sie kündigt Widerstand an.

Noch laufen die Öfen im ThyssenKrupp-Stahlwerk in Duisburg. Wenn es nach dem Betriebsrat geht, bleibt es auch so Foto: Ina Fassbender/reuters

Duisburg taz | Die Betriebsräte des Thyssenkrupp-Gesamtkonzerns und seiner Stahlsparte haben am Mittwoch zusammen mit der Gewerkschaft IG Metall massiven Widerstand gegen die vom Vorstand angekündigten Massenentlassungen angekündigt – und Unterstützung der Politik eingefordert. „Nicht verhandelbar“ seien die vom Stahlvorstand um dessen Vorstandssprecher Dennis Grimm angedrohten betriebsbedingten Kündigungen sowie die Schließung des Standorts Kreuztal-Eichen, erklärte der Bezirksleiter der IG Metall in NRW, Knut Giesler. Solange diese „roten Linien“ überschritten seien, werde es keine Gespräche geben, so Landesgewerkschaftschef Giesler.

Der Vorstand von Thyssenkrupp Steel Europe AG (TKSE) hatte am Montag verkünden lassen, dass die Belegschaft in den kommenden sechs Jahren um 11.000 Mit­ar­bei­te­r:in­nen schrumpfen soll. Aktuell arbeiten bei Deutschlands größtem Stahlhersteller noch 27.000 Menschen – 13.750 davon allein am Standort Duisburg, der als größtes zusammenhängendes Industrieareal Westeuropas gilt. Geht es nach dem erst seit September amtierenden TKSE-Vorstandssprecher Grimm, sollen allein in Produktion und Verwaltung 5.000 Stellen wegfallen. Durch Ausgliederungen und Verkäufe sollen weitere 6.000 Jobs verschwinden.

Hintergrund sind Pläne, die Produktionskapazitäten von derzeit 11,5 auf 8,7 bis 9 Millio­nen Tonnen Stahl jährlich zu reduzieren. TKSE schreibt derzeit jährlich Millionenverluste im dreistelligen Bereich. Der Stahlhersteller leidet unter Billigkonkurrenz aus Asien – und unter der schwächelnden Nachfrage etwa durch die Autoindustrie, wo auch Volkswagen und Ford Produktionsreduzierungen und Entlassungen angekündigt haben.

Die dürften in der Stahlindustrie aber nur mit großen Schwierigkeiten durchzusetzen sein. Hier gilt die Montanmitbestimmung, die den Ar­beit­neh­me­r:in­nen in den Aufsichtsräten das gleiche Stimmrecht wie der Arbeitgeberseite zusichert: Der Aufsichtsratsvorsitzende hat im Gegensatz zu anderen Branchen nicht die Möglichkeit, die Interessen der Unternehmensseite mit seinem sonst üblichen doppelten Stimmrecht durchzusetzen. „Bei der Aufsichtsratssitzung von Thyssenkrupp Steel am 10. Dezember wird es nicht zu einem Beschluss kommen, der das Kürzungskonzept des Vorstands mitträgt“, sagte deshalb Gewerkschafter Giesler.

Arbeitnehmer planen kreative Aktionen

Auch Tekin Nasikkol, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats des Thyssenkrupp-Konzerns und zuvor Chef der Arbeitnehmervertretung der Stahlsparte, betonte die Kampfbereitschaft seiner Kolleg:innen. Zwar dürfen deren Betriebsräte wegen der Friedenspflicht, die nach dem Tarifabschluss für die Metallindustrie in diesem Sommer bis 2026 gilt, nicht offi­ziell zu Streiks aufrufen. Geplant seien aber „kreative Aktionen“ wie Informationsveranstaltungen oder Betriebsversammlungen, erklärte der Betriebsratschef. Und dadurch verursachte Produktionseinschränkungen könnten für das Management durchaus schmerzhaft werden.

Außerdem plant Nasikkol für Januar eine „Stahl-Arena“, zu der er SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz, Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) und den grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einladen will – schließlich dürfte die Schwäche der deutschen Industrie den anstehenden kurzen Bundestagswahlkampf entscheidend prägen.

Kanzler Scholz hatte Nasikkol schon am Dienstag „spontan angerufen“, so der Betriebsratschef – schließlich gehe es um die Zukunft der gesamten deutschen Stahlindustrie, zu der auch Firmen wie ArcelorMittal und Salzgitter zählen und die rund 80.000 Mit­ar­bei­te­r:in­nen beschäftigt.

Stahlstreik könnte ganze Lieferketten sprengen

Stahl stehe am Anfang einer ganzen Wertschöpfungskette – und ein Ende der Produktion in Deutschland habe das Potenzial, „die gesamte deutsche Industrie“ etwa durch unterbrochene Lieferketten „in die Knie zu zwingen“, warnte Nasikkol. Auch sei die Stahlproduktion angesichts des Kriegs in der Ukraine „sicherheitsrelevant“.

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