Stellenabbau in Schweden: Schrumpfkurs bei Batteriehersteller

Das schwedische Unternehmen Northvolt will 1.600 Stellen streichen. Ein deutsches Unternehmen betrifft die Krise ganz besonders.

Northvolt Standort in Västertås, Schweden

Batteriehersteller Northvolt entlässt 1.600 Mitarbeiter in Schweden Foto: Britta Pedersen/dpa

Härnösand taz | Batteriehersteller Northvolt streicht 1.600 Stellen in Schweden – das war am Montag die jüngste Hiobsbotschaft, nach einer ganzen Serie schlechter Nachrichten vom einstigen Hoffnungsträger für eine grüne europäische Batterie-Zukunft. Das Unternehmen steckt in der tiefsten Krise seit seiner Gründung 2016.

Vor zwei Wochen hatte Northvolt eine Umstrukturierung angekündigt und dabei bereits mitgeteilt, Teile seines Werks im nordschwedischen Skellefteå schließen zu wollen. Eine Anlage für die Herstellung von Kathodenmaterial solle eingemottet werden, von 300 zu streichenden Stellen war da die Rede.

Nun wird auch eine geplante Erweiterung der Fabrik gestrichen, insgesamt 1.000 Stellen fallen weg in der Stadt, die viel Hoffnung in Northvolt gesetzt hatte. 400 Stellen werden zudem in der Forschung und Produktentwicklung in Västerås gestrichen, 200 in der Stockholmer Unternehmenszentrale. Die Maßnahmen seien eine „Antwort auf den Gegenwind auf dem Automobilmarkt“, sagte Mitgründer und Vorstandschef Peter Carlsson laut der Mitteilung.

Tatsächlich geht es aber auch darum, erst mal den ursprünglichen eigenen Produktionsplänen gerecht zu werden. Im Juni hatte die Nachricht vom geplatzten BMW-Deal im Wert von 2 Milliarden Euro für Furore gesorgt. Als ein Grund für die Stornierung galt, dass die serielle Produktion der bestellten Batteriezellen um Jahre hinter dem Zeitplan lag.

Ebenfalls im Juni musste die schwedische Kommune Borlänge ihre Northvolt-Hoffnungen begraben: Die dort geplante neue Batteriefabrik – angekündigt waren 1.000 Arbeitsplätze – wird doch nicht gebaut, das Gelände wieder verkauft. Peter Carlsson hatte damals gegenüber der Wirtschaftszeitung Dagens Industri eingeräumt, dass die Expansionspläne zu „aggressiv“ gewesen seien. Zur angekündigten Umstrukturierung hatte er dann gesagt: „Wir müssen harte Maßnahmen ergreifen, um das Kerngeschäft zu sichern und unsere finanzielle Stabilität zu verbessern“.

Auswirkungen auf VW

Zum problematischen Lagebild hatten dieses Jahr auch Berichte über unsichere Arbeitsplätze beigetragen. Laut Recherchen der Zeitung Dagens Nyheter wurden 26 schwere Arbeitsunglücke an Northvolt-Standorten gemeldet, zwei Menschen starben demnach seit 2019, mehrere verloren Gliedmaßen oder wurden durch den Kontakt mit Chemikalien verletzt.

In Deutschland schaut man vor allem auf das seit März im Bau befindliche Northvolt-Werk in Schleswig-Holstein. Bislang heißt es vom Unternehmen dazu nur, es halte an den Plänen fest, es könne jedoch zu Verzögerungen kommen. Klar ist: Northvolt muss nicht nur sparen, es braucht auch neues Geld. Dagens Nyheter zufolge laufen intensive Verhandlungen mit Financiers eines Mega-Kredits über 5 Milliarden Euro, der im Januar noch als Meilenstein gepriesen wurde. Jetzt soll es um Änderungen der Kreditbedingungen gehen.

Und auch das Schicksal von VW hängt eng mit dem von Northvolt zusammen: Mit 21 Prozent ist VW größter Anteilseigner des Batterieherstellers. Mangelnde E-Auto-Nachfrage, billige Konkurrenz vor allem aus China: So hatte man sich das alles nicht vorgestellt. Worauf Northvolt nicht setzen kann, ist eine staatliche Rettungsaktion aus dem eigenen Land. Ministerpräsident Ulf Kristersson machte vergangene Woche klar, dass Schweden sich nicht an dem Unternehmen beteiligen werde. In Form von Kreditgarantien und Fördermitteln wurden zuvor durchaus schon Steuergelder in Milliardenhöhe bereitgestellt.

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