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Steinbrück wollte Sparkassenchef werdenKanzlerkandidat ohne Klein-Klein

Steinbrück wusste, was er sagte, als er das Gehalt der Kanzlerin mit dem eines Sparkassendirektors verglich: Er selbst wollte 1998 Chef eines Bankenverbands werden.

So einfach ist das. Bild: dapd

BOCHUM taz | Mit einer Charmeoffensive bemüht sich Peer Steinbrück einmal mehr um ein sozialdemokratisches Image. Sollte er die Bundestagswahl im Herbst gewinnen, gehöre ein Mindestlohn von 8,50 Euro in der Stunde „zu den ersten Maßnahmen unseres 100-Tage-Programms“, kündigte der SPD-Kanzlerkandidat in einem Interview an, das er dem Tagesspiegel am Sonntag gegeben hat.

Weitere Elemente von Steinbrücks sozial angehauchter Kampagne sind eine Höchstgrenze für Mieterhöhungen bei Neuverträgen und eine leichte Steigerung des Spitzensteuersatzes, den der aktuelle Herausforderer und einstige Finanzminister der großen Koalition auf 49 Prozent steigen lassen will.

Eine arbeitnehmernahe Ausstrahlung hat Steinbrück nötiger als je zuvor. Mittlerweile spotten selbst Sparkassenvertreter über den Kandidaten, der kurz nach Weihnachten geklagt hatte, das KanzlerInnengehalt von 17.000 Euro monatlich zuzüglich Zulagen sei zu gering.

„Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin“, hatte der einstige Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslands in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung geklagt. Steinbrück müsse sich entscheiden, „ob er sich als Bundeskanzler oder Sparkassendirektor bewerben will“, keilte der Sparkassenverband im gleichen Blatt an diesem Wochenende zurück.

Offenbar hatte der Sozialdemokrat tatsächlich einst über den Notausstieg in Richtung Sparkasse nachgedacht. Schon 1998 habe Steinbrück, damals Wirtschaftsminister unter Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis, mit dem Job des dortigen Sparkassenpräsidenten geliebäugelt, berichtet die FAS nun mit Genuss. Mit 400.000 Mark jährlich hätte er mehr verdient als seine Chefin. Doch Simonis blockierte offenbar die Ernennung ihres Ministers – schließlich hatte der immer für einen Spruch gute Steinbrück zuvor gemosert, Schleswig-Holstein verdiene mehr als „Klein-Klein auf Pepita-Niveau“, eine Anspielung auf die Regierungschefin, die gern Kostüme mit dem Karomuster Pepita trug.

Simonis drohte öffentlich mit Entlassung, Steinbrück musste nach NRW fliehen. Als Finanzminister landete er dort doch noch auf den Gehaltslisten der Sparkassen: Als Aufsichtsrat bei deren Zentralinstitut WestLB erhielt er 25.000 Mark jährlich. Die führte er zwar vorschriftsmäßig zum Großteil an die Landeskasse ab. In die Schlagzeilen geriet Steinbrück trotzdem: Allzu oft ließ sich der Minister während der Sitzungen vertreten – von den existenzbedrohenden Fehlspekulationen der mittlerweile abgewickelten Landesbank bekam Steinbrück nichts mit.

Die Sparkassen-Anekdote kommt für Steinbrück zur Unzeit. Der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel mahnt diese Woche im Spiegel, Steinbrück solle „eher die Löhne und Renten der ganz normalen Arbeitnehmer“ und nicht „Spitzengehälter in Politik und Wirtschaft“ im Blick behalten. In einer Emnid-Umfrage hatten 72 Prozent der Befragten Steinbrück widersprochen: Das KanzlerInnengehalt sei nicht zu gering, befanden sie. Die SPD liegt mit 27 Prozent in den Umfragen derzeit 13 Punkte hinter der CDU.

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7 Kommentare

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  • S
    Sören

    Peer Steinbrück hat sich mit seinen Äußerungen zum Kanzler-Geahlt sicher keinen Gefallen getan. Hätte er das Thema genutzt, um auf die unmoralisch hohen Manager-Gehälter hinzuweisen wäre es i.O. gewesen, so hat er aber einen sehr unglücklichen Eindruck hinterlassen.

     

    Ich glaube aber, dass jetzt langsam der Punkt erreicht ist, wo Dinge vermischt werden, und Zusammenhänge konstruriert werden, die nichts mehr mit dem Thema zu tun haben. Wenn er vor 15 Jahren wegen des Streits mit Simonis mit der Politik aufhören wollte, hätte er es machen können. Aber er ist stattdessen, als sich die Möglichkeit ergab, in die NRW-Politik gewechselt.

     

    Er hätte ziemlich sicher einen gut bezahlten Posten in der Wirtschaft finden können, ist aber in der Politik geblieben. Spricht eher gegen Geldgier als dafür.

  • E
    erki

    ...vielleicht sollte er doch lieber beim freund gerd schröder einsteigen.........mit putin und depardieu

    schnittchen essen.....

  • N
    neubau

    Ach, hätte er den Job damals doch bekommen... welch' Kelch teuersten Weins in Gestalt dieser männlichen Hure der Finanzmärkte wäre doch an uns vorbeigegangen!

  • R
    R.J

    Auch dieser Artikel legt nah, beim Posten von Sparkassendirektoren kommt es aufs Parteibuch, bzw. auf die politische Mehrheit in den einzelnen Regionen an.

     

    Damit geht es eher um das Zuschanzen von Pfründen und eben nicht um gerechte Bezahlung für eine erbrachte Leistung.

     

    Doch ist es abwegig anzunehmen, ausgerechnet Steinbrück hätte dies problematisieren wollen.

  • A
    Amos

    Steinbrück ist eben ein Sozial-Demokrat wie er im Buche steht-, aber im Schwarzen Buch! Man behüte uns vor diesem Mann. Er hört sich gerne reden-, und noch einen Basta will wohl keiner -, außer den Bonzen, natürlich.

  • T
    Teermaschine

    So so, da hat also ein Landesminister vor eineinhalb Jahrzehnten über einen Wechsel in eine Tätigkeit nachgedacht, die seiner Qualifikation als Dipl.-Volkswirt durchaus angemessen wäre. - Das macht natürlich verdächtig, zumal wenn man gerne mit Claudia kuschelt. Verdächtig ist ja ohnehin jeder mit solider Berufsausbildung.

  • OP
    Otto Pardey

    Peer Steinbrueck,hat das Zeug zum Sparkassendirektor und

    das sollte er auch machen,

    bevor die Waehler ihm die Cavaellerie auf den Hals schicken.