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Steigende CoronazahlenFerienflieger sind unterwegs

Forderungen, die Coronabremse zu ziehen, werden lauter. Kommt eine Test- und Quarantänepflicht für sämtliche Auslandsreisen?

Seit Sonntag gibt es wieder Urlaubsflüge nach Mallorca – ein Fehler? Foto: Enrique Calvo/reuters

Berlin dpa/rtr/epd/taz | Die warnenden Stimmen vor dem Bund-Länder-Treffen zur Corona-Entwicklung am Montag werden lauter. Anlass sind die vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Sieben-Tage-Inzidenzen für Deutschland. Am Sonntag überstieg diese mit 104 die 100-Marke. Bei diesem Wert sollte, so war vereinbart, die Notbremse gezogen werden. Sie sieht vor, dass Lockerungen von Coronamaßnahmen in einem Bundesland oder einer Region zurückgenommen werden sollen, wenn die Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen diesen Wert übersteigt. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.

Die Gesamtzahl der bestätigten Infektionen erhöhte sich nach Angaben des RKI binnen einem Tag um 13.733 auf fast 2,66 Millionen. Auch die gemeldeten Covid-19-Todesfälle stiegen an, um 99 auf 74.664. Angesichts der steigenden Infektionszahlen plädiert Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) dafür, die vor Kurzem beschlossenen Öffnungsschritte zurückzunehmen. Unterstützung erhält er von Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU). In den Bundesländern gibt es kein einheitliches Bild. In Regionen mit niedrigen Inzidenzen wollen einige Re­gie­rungs­che­f:in­nen mehr Freiheiten ermöglichen.

Seit Sonntag gibt es Urlaubsflüge nach Mallorca. Zwar sind die Infektionszahlen dort zurückgegangen, doch es wird befürchtet, dass die Insel ein neues Ischgl wird. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hält die Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca durch die Bundesregierung für einen „schweren Fehler“, wie er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland sagte. Die Bundesregierung solle ihre Entscheidung revidieren. Wenn sie dazu nicht bereit sei, müsse über eine strenge und mehrfache Testpflicht bei der Wiedereinreise oder eine Quarantänezeit gesprochen werden, verlangte Weil.

Ein für den Bund-Länder-Gipfel am Montag verfasstes Papier bringt sogar Test- und Quarantänepflicht für alle Auslandsreisen ins Spiel. Das Papier, das der taz vorliegt, soll der Nachrichtenagentur Reuters zufolge aus dem Kreis der SPD-geführten Länder kommen. Darin heißt es, der Verkehr müsse auf „das absolut erforderliche Mindestmaß“ reduziert werden. Reisen müssten mit „einer epidemiologisch gebotenen Quarantäne und einer Testpflicht vor Rückreise und bei Einreise in die Bundesrepublik Deutschland verbunden sein“. Noch vor dem erwarteten Osterreiseverkehr solle dies verbindlich werden.

In dem Papier heißt es zudem, wo die Arbeit im Homeoffice nicht möglich sei, müssten Unternehmen Tests anbieten. „Diese sollen pro Woche das Angebot von mindestens zwei Schnelltests umfassen.“ Die Bundesregierung solle „die entsprechenden Regelungen bis Ende März erlassen. Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) betonte auf Twitter, dass das Papier nicht aus seinem Haus stamme.

Unterdessen verbreitete der Spiegel die Vorabmeldung: „Unternehmen von Jens Spahns Ehemann verkaufte Masken an Gesundheitsministerium“. Gemeint ist die Burda GmbH, bei der Daniel Funke als Lobbyist und Berliner Büroleiter arbeitet. Funke sei „zu keinem Zeitpunkt über die Transaktion informiert oder involviert“ gewesen, es sei auch keinerlei Provision gezahlt worden, hieß es von Burda.

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5 Kommentare

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  • Ein Spahn für alle Fälle, nicht um jeden Preis.



    Fast vergessen, der Dinner-Skandal. Fliegt jetzt (nach Spiegel) ein Masken-Boomerang per Burda durch die Luft?



    Nepotismus ist kein ehrlicher Wettbewerb, die Skala führt ins Minus, fängt unter Null an und endet im Stillstand, wohl Eiszeit der Karriere. Im Münsterland, unserer gemeinsamen Heimat, sagt man: "Das freut Mutti aber gar nicht, wenn der Bengel unartig ist." Sein Duzfreund Julian, der Schlingel von der Boulevard-Gazette, wird ihn jetzt grad nicht mit einer Kampagne raushauen, selbst als "Getriebener" vorläufig in Ungnade vorgeprescht. Mit Chuzpe zum Skandal, der Ex-Banker aus Ahaus? Er hat es gewählt, das große GELD. Wer wohnt schon in Ottenstein? Große RÄDER drehen, dort wo Broker und Mäzenatentum zuhause sind (WestLB ->Berlin). Mitnahmegewinne partnerschaftlich so in Börsianer-Manier realisieren, Kodizes ignorieren und mimosenhaft reagieren, wenn Journalist:innen ihren investigativen Job ehrlich machen wollen? Die Gretchenfrage: Kann er Kanzler? Hat er selbst, frühreif und vorlaut bereits zu Abiturzeiten, bejaht. Die Sonntagsfrage diesbezüglich wird er jetzt aktuell wohl nicht mehr herbeisehnen. Markus Söder hat unabgestimmt, aber im Diskurs dankenswerterweise, ein Kompetenzteam (im Schatten) um das Kabinett angeregt. Die Personalliste sähe ich sehr, sehr gerne, meinetwegen auch im Boulevard. Meine Skepsis zur C-Loyalität weicht mehr und mehr Sympathien für die Vorschläge des Franken aus München, in Dortmund ganz sicher nicht unkritisch. Bleibt noch der Nachfahre des Frankenkaisers aus dem Geschlecht der Karolinger, dem der joviale BMG-Boss den Adjutanten geben sollte. Die Hauptdarsteller in spe als Karnevalisten, Rheinland & Westfalen vereint? Da können sie dann zukünftig bestimmt bundesweit beachtet eine gemeinsame Karriere machen, als Prinz, Bauer, Jungfrau u.v.m. Kanzler:in ist nicht im Folklore- oder Comedy-Programm, erste Qualifikationshürde ist exzellentes Krisenmanagement. Staatsräson statt Ego-Facon!

  • @TAZ



    Neben den Zahl an Toten und Neuinfektionen wäre die Zahl der LongCovid-Fälle sehr interessant.



    Gibt es eigentlich mittlerweile Studien zum Ansteckungsrisiko bspw. in Schulen und ÖPNV? Was wird seitens der Regierungen und der öffentlichen Träge getan um Ansteckungen langfristig zu reduzieren und risikoärmere Bildung und Mobilität zu ermöglichen? Gibt es andere "Lösungen" als Schulschließungen und dicht gedrängt den ÖPNV zu nutzen?



    Zu Flugreisen - nicht nur um eine vermehrte Ausbreitung zu vermeiden, sondern auch um CO2-Emissionen zu reduzieren, sollten Flugreisen reduziert werden - bspw. via Kontingentierung. #Flygskam.

    • @Uranus:

      Es gabmal eine Studie, die einen relativen R-Wert verglichen mit dem Supermarkt modellierte.

      Schulen waren dabei recht hoch, Museen recht iedrig.

      Es ist zwaar wohl so, dass sich viele Kinder infizieren, jedoch ist wahrscheinlich, dass sie nicht spreaden. Bei Jugendlichen ist das unklar.

      Dann gibt es noch Studien, die besagen, dass im Grunde nur 20% der Infizierten die wesentliche Spreader sind. Hier wäre es wichtig, mit den PCR Tests die Virenlast zu ermitteln.

      Wir haben nach 13 Monateneinfach ei e dermaßen unterirdische Datenlage, dass es nur noch zum Kotzen ist.

      • @J_CGN:

        Bspw. wenn es so sein sollte, dass Schulen (für ältere Schüler*innen/Teenager*innen) und ÖPNV Orte der Verbreitung sind, so könnte mensch virendeaktivierende Lüftungssysteme in Erwägung ziehen und installieren. Das wäre sowieso sinnvoll, um für bessere Luftqualität zu sorgen. Warme verbrauchte Luft kann dann die frische vorwärmen. Im Passivhaussystem ist so etwas doch Standard. Von solchen Ansätzen/Vorhaben habe ich noch nichts gelesen. Bisher ist es Lockdown light, hard, fast Lockerung. Aber das kann doch nicht ewig so weitergehen ...

  • "Wenn sie dazu nicht bereit sei, müsse über eine strenge und mehrfache Testpflicht bei der Wiedereinreise oder eine Quarantänezeit gesprochen werden, verlangte Weil."

    Wie schön, dass Richter hier dann das letzte Wort haben werden und nicht Herr Weil.



    So etwas wurde schon einmal kassiert. Vermutlich benötigen eine Politiker eine zweite Gedächnisstütze zur Wahrnehmung. Wie bei den Impfungen.