Steffen Hallaschka über seinen neuen Job: "Alle fragen: Wer ist das denn?"
Steffen Hallaschka löst am Mittwoch Günther Jauch nach 20 Jahren bei "Stern TV" ab. Er weiß, dass er in große Fußstapfen tritt – und freut sich auf die Beliebigkeit seines neuen Formats.
taz: Herr Hallaschka, wann übernehmen Sie "Wer wird Millionär"?
Steffen Hallaschka: Das ist eine nur scheinbar naheliegende Frage, aber für mich gibt es, glaube ich, momentan keine, die ferner liegt und irrelevanter ist. Dass ich "Stern TV" übernehme, hat ja damit nichts zu tun – außer bislang den gleichen Moderator.
Ist diese Fallhöhe nicht verdammt hoch, auf die Sie sich da einlassen?
Diese Fallhöhe ist auf eine absurde Art und Weise ja eh fern jeder Kategorie. Dadurch dass Günther Jauch unangefochten der populärste deutsche Moderator ist und quasi zum Mobiliar jeder Wohnstube gehört, muss ich mir den Stress eines Vergleichs oder einer Fallhöhe gar nicht machen. Die wäre für jeden anderen Nachfolger in gleicher Weise da und für Kollegen des Fernsehens aus der ersten Reihe wäre das vermutlich sehr viel schwieriger und gefährlicher, weil dann ein Kampf der Titanen herbeigeschrieben werden könnte – nach dem Motto: wer macht "Stern TV" am Ende besser?
Bei Ihnen fragt das niemand?
Ich kann da entspannter aufs Feld laufen, weil momentan alle verwundert sind und fragen, wer ist das denn?
Sie glauben, die Erwartungen an Sie sind nicht so hoch?
Doch, die Erwartungen sind hoch, aber ich kann die nicht beeinflussen, und vor allem hilft es mir nichts, wenn ich mir bis zum 12. Januar jeden Abend vorm Schlafengehen Gedanken drüber mache. Für mich ist viel entscheidender, passe ich zur Sendung, passt die Sendung zu mir, habe ich da was zu melden, bringe ich das richtige Rüstzeug mit?
Der 39-Jährige übernimmt am Mittwoch "Stern TV". Bekannt ist Hallaschka bisher vor allem aus der ARD und den Dritten Programmen, unter anderem als Moderationsvertretung bei "Polylux" und in der "NDR Talk Show". Seit 2006 präsentierte Hallaschka im NDR regelmäßig das Verbrauchermagazin "Markt", außerdem arbeitete er als Radiomoderator für die Berliner RBB-Sender Fritz und RadioEins.
Und, passt es?
Ja, das passt alles. Dieses Format von "Stern TV" hätte ich mir genauso selbst gebacken, wenn es das nicht schon gegeben hätte. Deswegen mache ich mir überhaupt keine Sorgen.
Das Format ist ja ziemlich offen – eigentlich könnte alles Thema bei "Stern TV" sein. Ist das nicht ein bisschen unentschieden?
Nein, gerade das macht es aus: alles ist möglich. Ich komme ja gerade von "Markt" im NDR und da sind Verbraucherthemen immer im Fokus, etwas, was bei "Stern TV" auch oft der Fall ist. Ich glaube, dass manchmal die vermeintlich kleinen Themen wie die Frage, ob demnächst nur noch neun statt zehn Taschentücher in einer Packung sind, für das Leben vieler Menschen viel entscheidender sind, als die großen theoretischen Themen, mit denen nicht jeder etwas anfangen kann.
Gibt es irgendetwas, das Sie anders machen wollen?
Ich stamme aus einer anderen Generation als Günter Jauch und bin daher mit anderen Themen aufgewachsen. Es kann gut sein, dass ich Impulse setze bei Themen wie Umweltschutz und Klimawandel oder Internet, aber es ist ja nicht so, dass es diese Themen noch nicht gegeben hätte.
Sie haben europäische Ethnologie studiert. Warum das?
Ich wusste, dass ich ein Volontariat machen will, und hatte zu der Zeit ja auch schon für den Hessischen Rundfunk gearbeitet. Dann sagte man mir, dass ich für ein Volontariat einen Hochschulabschluss brauche. Ich bin also in die Uni, habe die Liste der Fächer angesehen und bin bei Kulturanthropologie hängen geblieben. Das klang interessant und als ich dann nachgelesen habe, worum es genau geht, habe ich mich dafür entschieden.
Aber sehr viel haben Sie mit den Inhalten des Studiums jetzt nicht mehr zu tun.
So weit ist das gar nicht davon entfernt. Es geht um Neugierde, um Menschen. Ethnologie stellt ja die Frage, warum sich Menschen so organisieren, wie sie es tun. Und der Begriff des Kulturrelativismus, also zu sehen, dass wir immer mit unserer eigenen Kulturbrille auf die Kultur anderer Menschen schauen, ist mir sehr wichtig. Das wird in vielen Debatten um Integration oder den Islam oft nicht gesehen.
Es kommt ja auch darauf an, ob man es schafft, diese Brille abzusetzen.
Ja, wobei es oft schon reicht, wenn man weiß, dass man sie aufhat.
Noch mal zurück zum Fernsehen. Sie sind eigentlich ein Kind des NDR. Fühlen Sie sich von den Öffentlich-Rechtlichen verkannt?
Nein, ganz und gar nicht. Ich habe mich beim NDR sehr wohl gefühlt und viel Anerkennung für meine Arbeit bekommen, das ist nicht der Punkt. "Stern TV" war immer mein geheimer Wunsch und es ging nicht darum, mich gegen etwas zu entscheiden, sondern für etwas.
Gab es Versuche, Sie zu halten?
Es war nicht der Moment, um einen Basar zu eröffnen - also welche Talkshow legt man mir noch in die Waagschale, damit ich bleibe. Das war nicht die Frage, ich habe mich schlicht für "Stern TV" entschieden.
Und der Schritt zu den Privaten fällt Ihnen nicht schwer?
Es geht ja um die Sendung und um meine Aufgabe. "Stern TV" ist ein großer Schritt für mich und meine Karriere, das zeigen ja nicht nur die drei Millionen Zuschauer jede Woche. Ich will, wenn möglich, die Sendung ganz lange moderieren. Schreiben Sie 25 Jahre. Damit hätte ich noch etwas Eigenes gesetzt.
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