piwik no script img

Stefan Alberti schaut sich skurril anmutende Abkürzungen anVon 1G, 2G, 5G – und einem frommen Wunsch

Die Pandemie hat neben allen traurigen gesundheitlichen auch skurrile Effekte. Da stellten etwa Menschen seit Jahrzehnten Biere her, die so schöne Namen wie Corona und Astra haben. Doch plötzlich stand der eine Name – in Mexiko die meistverkaufte Biersorte, in Deutschland Inbegriff von südlicher Sonne – für die Megapandemie. Und der andere war nun Teil einer Impfstoffsbezeichnung.

Mag man das noch trinken? Oder eben gerade, quasi als Impfstoff-Ergänzung?

Nun müsste man mal in die Jahresabschlüsse beider Hersteller schauen, wie sich das beim Umsatz ausgewirkt hat. Aber das sollen mal die Kollegen vom Handelblatt machen. Wir fragen lieber, weil wir gerade beim Bier sind: Wie ist das eigentlich bei Studentenverbindungen und ihren Trinkabenden – gebieten die Vorsitzenden gegenüber den Zuhörenden da immer noch unbefangen „Die Corona schweige“?

In einer neuen Situation findet sich seit Kurzem aber auch das im Kreis Borken nahe der niederländischen Grenze beheimatete Unternehmen 2G wieder, benannt seit 1995 nach den Anfangsbuchstaben seiner Gründer. Diese 2G Energy AG installiert weltweit Blockheizkraftwerke – doch nun steht ihr Kürzel zugleich über für die demnächst dominierende Regelung zum Besuch von Restaurants, Konzerten, Kinos und Ähnlichem.

Bei 3G, bald überholt, weil lediglich Getestete keinen Zugang haben sollen und damit das dritte G wegfällt, gibt es hingegen eine Nähe zur Erdbeschleunigung. Das Dreifache davon entsteht annähernd bei extremem Schaukeln. Doch gibt es hier einen Unterschied in der Schreibweise: Dieses 3g drückt sich eben mit kleinem g aus. 4g lässt sich auf einer Achterbahnfahrt erleben.

5G gibt es auch noch, wobei der Trend derzeit ja in die andere Richtung geht. Wer sollten auch die zusätzlichen Gs sein? Insofern muss sich die so abgekürzte fünfte Generation des Mobilfunks, auch Technik-Laien bekannt geworden durch die einträgliche Versteigerung der zugehörigen Lizenzen, eigentlich keine Sorgen machen, fehlinterpretiert zu werden. Doch gerade das passierte offenbar. Jedenfalls ist bei Wikipedia nachzulesen, dass sich Falschinformationen verbreiteten, es gäbe einen Zusammenhang zwischen der Pandemie und 5G – und dass es dabei zu zahlreichen Brandanschlägen auf 5G-Sendemasten in mehreren europäischen Ländern kam.

Weil Weihnachten näher rückt – die taz ließ unter 2G-plus-Test-Bedingungen schon die entsprechende Feier steigen –, soll am Ende dieses Texts ein frommer Wunsch stehen: dass für alle schnellstmöglich 1G gilt. Das könnte zwar auch noch die Klassenbezeichnung aus dem ersten Jahrgang einer sehr großen Grundschule sein. Ansonsten aber hieße 1G schlicht: alle gesund.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen