: „Stasi-Diskussion töricht“
■ Heinrich Albertz zu Manfred Stolpe, Stasi und Kirche im Sozialismus
In der früheren DDR sei die Kirche mit ihrer kritischen Haltung als „Kirche im Sozialismus“, also einem atheistischen Staat, der Ort gewesen, wo „letzte Reste von Freiheit sichtbar und erfahrbar werden konnten.“ Nur deshalb sei das Interesse der Staatsorgane an ihr auch so groß gewesen. Das hat Pastor Heinrich Albertz in einem Interview der Bremer Kirchenzeitung gesagt.
Ihn betrübe, sagte Albertz, daß die „großartige Verhaltensweise“ des größten Teils der evangelischen Kirche in der DDR jetzt völlig untergehe „über dieser blödsinnigen Geschichte mit den Kontakten zur Stasi.“
Die Stasi-Diskussion im Westen sei „sehr hochmütig und töricht.“ Überwiegend urteilten Leute, die nie in einer Diktatur gelebt hätten, sagte Albertz, der sich erinnerte, daß der Berliner Altbischof Kurt Scharf in der Nazizeit in regelmäßigen Abständen ins Gestapo-Hauptquartier gegangen sei, um dort mit bestimmten Leuten zu reden. Darüber habe sich kein Mensch aufgeregt. Genauso aber sei Manfred Stolpe immer wieder einmal mit „diesen Leuten“ zusammen gewesen. Bestimmte Dinge hätten sich nur so regeln lassen.
Mit den Stasiakten „sitzt der unglückliche Herr Gauck über einer richtigen Schlangengrube.“ Mit ihren Überwachungsmethoden habe die Stasi einen unglaublichen Erfolg gehabt, der noch jetzt die Diskussion in der alten DDR vergifte und im Westen bestimme. Dabei habe auch Gauck bestätigt, daß nicht immer sicher sei, wie weit die Unterlagen echt oder frisiert seien. (epd)
Bischof Hirschler: Stasi-Debatte zeigt Ungerechtigkeit von Vorverurteilung
Die Stasi-Debatte zeigt nach Ansicht des hannoverschen Landesbischofs Horst Hirschler die „Ungerechtigkeit öffentlicher Vorverurteilungen“. Wer „Zeitzeuge dieser Schuldaufrechnungen“ werde, müsse an Situationen denken, bei denen „er tief dankbar ist, daß es darüber keine Berichte, keine Tonbandaufzeichnungen“ gebe, sagte Hirschler während einer von mehreren Rundfunkanstalten übertragenen Predigt am Karfreitag. Der Karfreitag sei „eine Erinnerung an die düstere Seite unserer Welt, der wir lieber entfliehen wollen“. Schattenseiten dürften aber nicht ausgespart werden, so Hirschler. dpa
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