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Start der RegierungsperiodeTwitter-Party im Parlament

Bei seiner Eröffnungsrede zur ersten Sitzung des 17. Bundestags sorgt Alterspräsident Heinz Riesenhuber (CDU) unfreiwillig für Gelächter. Die Parlamentarier twittern hämische Kommentare

Ex-Forschungsminister Riesenhuber (CDU): "Die Welt der Quanten kommt." Bild: dpa

BERLIN taz | Am Dienstag konstituierte sich der 17. Deutsche Bundestag. Dieser Umstand war manchen Anwesenden im Plenum anscheinend nicht ganz klar. Jedenfalls gaben sich einige der 617 angereisten Abgeordneten so, als nähmen sie den Zusammentritt des Parlaments nicht ganz so ernst. Das wäre nicht weiter schlimm, wäre einer dieser Abgelenkten nicht Heinz Riesenhuber gewesen.

Der 73-jährige CDU-Politiker hielt die traditionelle einleitende Rede. Das tat er offiziell als Alterspräsident des Bundestags, also als ältester Abgeordneter. Beobachter hatten aber eher den Eindruck, Riesenhuber fühle sich zurückversetzt in die Zeiten, als er - bis 1993 - elf Jahre Forschungsminister war.

Statt salbungsvoller Worte zum Wert der Volksvertretung spricht er daher sehr viel von Wirtschaft und Forschung. Oder was er dafür hält. Zur Verwunderung selbst der eigenen Fraktion plaudert Riesenhuber vor dem Hohen Haus deshalb viel von Computerchips, Gentechnik und der Bedeutung der Grundlagenforschung und hält fest: "Die Welt der Quanten kommt." Unter den Abgeordnetenpults tippen einige Parlamentarier eifrig Kurzmeldungen fürs Internetportal Twitter.

Am eifrigsten ist Volker Beck. Als Riesenhuber behauptet, wegen des schier unbegrenzten Nachschubs an Quarzsand, der für Chips gebraucht werde, stehe einem unbegrenzten Wachstum ja nichts im Wege, twittert der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen schlicht: "kopfschuettel". Die Vizevorsitzende der SPD-Fraktion, Elke Ferner, fragt sich per Twittereintrag, ob "Riesenhuber eine Rede als Exforschungsminister oder als Alterspräsident hält", und urteilt: "Wirklich grandios". Zwischendurch streift Riesenhuber die demografische Entwicklung im Lande und kommt zum interessanten Schluss, "dass wir nicht so viele Kinder gezeugt haben, wie wir es hätten tun sollen". Riesenhuber ist vierfacher Vater.

Als Riesenhuber bei seinem Vortrag den Umweltschutz streift, fragt er rhetorisch ins Plenum: "Wer spricht denn heute noch von Waldsterben?" Grünen-Fraktionschefin Renate Künast reckt die Hand. In einer Sitzungspause wird Künast verkünden, immerhin habe sie es dadurch geschafft, als erste Abgeordnete der neuen, 17. Legislaturperiode namentlich im Protokoll aufzutauchen.

Doch Riesenhuber hat auch etwas zu tun an diesem Dienstagvormittag. Als Alterspräsident leitet er die Wahl zum Bundestagspräsidenten. Einziger Kandidat: der bisherige Amtsinhaber Norbert Lammert von der CDU. Riesenhuber liest die Wahlvorkehrungen extra vom Blatt ab, schafft es dennoch, sich zu versprechen: "Die Wahl findet mit versteckten, äh, mit verdeckten Stimmkarten statt." Volker Beck twittert angesichts des Versteckspiels: "Ostern im Bundestag".

Der Rest ist Formsache. Lammert wird von 522 der 617 abgegebenen Stimmen gewählt. Das entspricht einer Zustimmung von 84,6 Prozent. Das liegt deutlich unter seinem Abschneiden vor vier Jahren. Damals bekam er 93,1 Prozent der Stimmen - das war aber auch das zweitbeste Ergebnis seit 1949. Auch Lammerts Stellvertreter bleiben dieselben. Diesmal sind es mit fünf einer weniger, die SPD stellt nur noch einen statt zwei Vizepräsidenten. Wiedergewählt werden Wolfgang Thierse (SPD), Hermann Otto Solms (FDP), Petra Pau (Linke), Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Gerda Hasselfeldt (CSU).

Zuvor kritisiert Lammert, dass ARD und ZDF die Parlamentseröffnung nicht live übertrugen. Die Öffentlich-Rechtlichen kämen ihrem Bildungsauftrag nicht nach. Stattdessen, zählt Lammert süffisant auf, liefen im Ersten die Komödie "Schaumküsse", im ZDF "Alisa - Folge Deinem Herzen" sowie "Bianca - Wege zum Glück". Da war Riesenhuber natürlich wichtiger.

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36 Kommentare

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  • AA
    Albert Anglia

    @Philipp - 28.10., 8:37h

    Lieber Philipp, wie es scheint orientieren sich die meisten staaten der weltgemeinschaft bedauerlicherweise nicht an der britischen parlamentskultur, sondern an der schnarchkappenkultur des US-amerikanischen repräsentantenhauses, auch die BRD. Ganz im sinne der politik der konzerne. Aufgeweckte bürger und parlamentarier könnten ja die eigenen pläne durchschauen und/oder durchkreuzen, also gibt man sich lieber behäbig. Außerdem: Euphorie bei der präsidentenwahl kann kein gradmesser für eine lebendige demokratie und freedom of expression oder demokratische streitkultur sein.

     

    Herzliche grüße, Albert

  • D
    Dirk

    'Volker Beck twittert angesichts des Versteckspiels: "Ostern im Bundestag".'

    Sagen wir's doch so: Kindergeburtstag im Bundestag mit Volker Beck als Oberkasper. Dem ist ja scheinbar garnix peinlich. Hat er wirklich nichts besseres zu tun, als diesen Quatsch zu twittern?

    Das Gebot der Stunde - demokratisch wie finanziell - kann da nur lauten: Reduzierung der Abgeordnetenzahl!

  • P
    Philipp

    @Albert Anglia: die Wahlbeteiligung in Großbritanien bei der letzten House of Commons- Wahl 2005 betrug 62% also über 10 % weniger als bei uns. Hitzige Debatten (die zweifelsohne ziemlich interessant sind) steigert nicht unbedingt das Interesse an der Wahl oder Politik insgesamt.

    Im Gegensatz dazu sind die Debatten z.B. im US-Senat oder Repräsentantenhaus seeeehr langweilig, das tut aber der Euphorie des Landes bei Wahlen (v.a. Präsidentschaftswahlen) keinen Abbruch.

  • UH
    Uli Hutzler

    Man mag Dr. Riesenhubers Fortschrittsoptimismus nicht teilen - dass die Computertechnik das Ausmaß der intellektuellen Versehrung der politischen Klasse anno 2009 offenlegt, zumindest das muss man ihr zugute halten. Microblogging als der ehrlichste Ausdruck der geistigen Verfasstheit grüner MDBs - wohl nicht einmal der schlimmste Dystopiker hätte sich zu Zeiten von Riesenhubers Ministerschaft das 21. Jahrhundert so vorgestellt.

     

    Schmau mer mal, was die Welt der Quanten bringt. Hoffentlich nicht allzuviel Dekohärenz...

  • V
    vic

    MdBs twittern, Merkel schreibt SMS, der Alterspräsident scherzt.

    Das ist wirklich ein Ereignis, das live übertragen werden müss.

    Am besten gefiel mir noch Lammert mit seiner Kritik an ÖR-TV, die ich grundsätzlich teile und am Auslagern von Politik an externe Institute. Guttenberg war "not amused".

  • S
    Sebastian

    Ein ausgezeichneter Artikel. Er zeigt mal wieder die enorme Erleichterung der Arbeit von Journalisten durch neue Medien:

    Vorbei die Zeiten, als man recherchieren musste.

     

    Es genügt eine halbe Stunde, in der man Kaffee trinkt, die Aufzeichnung von der Rede durchskippt, und eben bei Twitter vorbeischaut.

     

    Alles kein Problem, seit dem jeder Journalist Twitter zumindest lesend bedienen kann und Twitter als uneingeschränkt vertrauenswürdig gilt.

     

    Danke, taz.

  • R
    Reiner

    Phoenix hat live übertragen. Zudem gab es Live- Streams im Netz bei den Öffentlich- Rechtlichen. Nur mal so nebenbei.

  • JW
    jot weigelt

    Aarghhh! Kann nicht mal langsam jemand diesen selbstverliebten Twitterköppen den Strom abdrehen?

    Gibt doch schliesslich schon längst besseres - hier zum Beispiel:

    http://netskater.net/new-index/politart2000.html

     

    ... is doch wahr!

  • M
    Martin

    Lammert hatte Recht mit seiner Kritik an den Sendern. Denn es reicht nicht aus, auf Phoenix auszustrahlen, weil manche Kabel-TV-Anbieter diesen Sender nicht vollständig anbieten. Tagsüber bekommt man dort z.B. einen Kindersender vorgesetzt und erst abends wird Phoenix-Programm übertragen.

  • G
    Gott

    ob der Souverän nicht Anspruch auf nicht vergreiste und zeitgemäß informierte Volksvertreter haben sollte.

    -----------

    Jedes Volk hat die Regierung die es verdient. Wenn die Mehrheit der Deutschen so blöd ist nicht zeitgemäß informierte Volksvertreter zu wählen sollte man die Schuld bei den Wählern (bzw. was viel schlimmer ist: die Nichtwähler/Ungültigwähler) suchen und nicht bei denen die sich zur Wahl stellen. Die Abgeordneten können nichts dafür, dass man sie gewählt hat!

  • O
    ochsausbayern

    @ Emil Neustadt.

     

    Der Seehofer ist der einzige der Politiker, der auch Schmunzeln musste. Aber so ist er halt.

    Ein Guter.

    Ein Bayer.

     

    Er hätte es nicht nötig gehabt, in einen derart aggressiv-dominanten Ton zu reagieren, wie es Frau Merkel tat.

     

    @taz:

     

    Was ist schlimm daran, wenn ein Alterspräsident über Computerchips, Gentechnik und die Bedeutung der Grundlagenforschung redet?

     

    Ich ziehe obiges salbungsvollen und vor allem nichtssagendem Bla Bla vor.

    Dass gerade ein Volker Beck damit nichts anfangen kann, ist einleuchtend.

    Er ist in seinem Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik nie zu einem akademischen Abschluss gekommen.

     

    Man hätte auch die sehr guten kritischen Anmerkungen Norbert Lammerts erwähnen können:

    Das Parlament habe über der Regierung zu stehen.

    Es sei nicht mit der mit der Verfassungsvorschrift "Der Bundestag verhandelt öffentlich", zu vereinbaren, wenn jede 4. Rede nicht mehr gehalten, sondern nur noch zu Protokolle gegeben werde. Antworten der Regierung auf parlamentarische Anfragen seien in der letzten Periode oftmals unbefriedigend oder gar ärgerlich gewesen. Die immer stärkere Einbeziehung von Anwaltskanzleien, Beratungsunternehmen und Gutachtern stärke die Autorität der Verfassungsorgane nicht, das gelte auch für den Bundestag. usw...

     

    Dies sind sehr gute Anmerkungen. Der taz ist ein Getwittere eines Volker Becks wichtiger.

  • P
    Parasit12

    Anstatt die gelungene Rede von Lammert in den Mittelpunkt des "Start in den Bundestag"-Artikels zu stellen, welche unter anderem treffend die derzeitige Misslage unserer "parlamentarischen Demokratie" beschreibt, gibt's nur "Tele-Tubbies" mit "Petzen-Sauce". Das sollte man doch den Boulevard-Profis überlassen.

  • A
    adam_smith

    statt über herrn riesenhuber zu witzeln (@ Brian: mit 73 ist man wohl schwerlich "vergreist") finde ich es eher angebracht, die tweetenden abgeordneten zu kritisieren. fürs rumdaddeln, spielen, simsen und twittern sitzen die leute nicht im bundestag, sollte man meinen.

  • BB
    Bodo Bender

    Offen gestanden, die Twitterei interessiert mich nicht. Manchmal benimmt sich das Parlament eben wie eine Schulklasse - und die taz wie eine Schülerzeitung.

     

    Dabei ist die schallende Ohrfeige, die Lammert dem Guttenberg versetzt hat, untergegangen - und die ging so: "Weder ist die Regierung Gesetzgeber noch das Parlament Gesetznehmer", sagt er. Und der (durch Guttenbergs Beauftragung einer Anwaltskanzlei zur Gesetzeserstellung entstandene) Eindruck, "diese zentrale staatliche Aufgabe werde immer häufiger und möglicht unauffällig an Anwaltskanzleien, Beratungsunternehmen und Gutachter abgetreten oder ausgelagert, stärkt die Autorität der Verfassungsorgane nicht".

  • AA
    Albert Anglia

    Also, die live-übertragung zur ersten sitzung des 17. Bundestages hätte ich mir nicht angesehen angesichts einer nahezu einschläfernden parlamentskultur in der Bundesrepublik Deutschland. Heißt: Lange monologe hinterm pult, festgelegte redezeiten, kein wirklicher, realer wortwechsel, die unfähigkeit vieler deutscher politiker, grammatisch vollständige sätze frei zu formulieren und kritischen fragen nicht auszuweichen bzw. aus dem weg zu gehen, sondern sich einem kritischen dialog auch im parlament zu stellen. Schauen sie sich mal an, wie lebendig es im House of Commons oder im Schottischen Parlament desöfteren zugeht. Das weckt interesse und regt zum mitdiskutieren an. So müsste es auch in deutschen landen zugehen. Man traut sich hier nur nichts, obwohl die grauen zellen für mehr ausgelegt sind.

    Ich empfehle nur mal zum anschauen und anhören "Prime Minister's Questions" von Wednesday, 21. October 2009 unter folgendem link, und dann einfach auf play klicken:

    http://www.news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/politics/8318107.stm

  • BV
    Brian von Nazareth

    Statt sich über Riesenhuber lustig zu machen, sollte man lieber mal darüber sinnieren, ob der Souverän nicht Anspruch auf nicht vergreiste und zeitgemäß informierte Volksvertreter haben sollte.

  • R
    reblek

    Dass die taz-Redaktion den Unfug, den die Herrschaften MdB in die Landschaft twittern, für erwähnens- und zitierenswert hält, bedeutet wohl, dass

    - nichts wirklich Zitierenswertes gesagt worden ist,

    - einige MdB im Autor einen Fan gefunden haben,

    - der taz die Kriterien dafür fehlen, was berichtenswert ist und was nicht.

    Alleine der Hinweis, dass diese Leute nichts Besseres zu tun haben, als zu twittern, reicht als Nachricht, dass wir sie nicht ernstnehmen müssen.

  • EN
    Emil Neustadt

    Noch etwas zum spott über die sprachreduktion der neuen regierung: Rob Savelberg, Berlin-korrespondent der niederländischen tageszeitung "De Telegraaf", hat die zeitweilige unfähigkeit Frau Kanzlerin Merkels, kritische fragen kompetent, kontrovers und offen zu beantworten, auf einer pressekonferenz zu beginn dieser woche auf vortreffliche weise entlarvt. Ihr EISERNES SCHWEIGEN ist unter folgendem link audiovisuell für die weltöffentlichkeit dokumentiert: Merkel zu finanzminister Schäuble und den 100.000 Mark

    http://www.youtube.com/watch?v=XaWE8K2nRVs

  • AA
    Albert Anglia

    @Philipp - 28.10., 8:37h

    Lieber Philipp, wie es scheint orientieren sich die meisten staaten der weltgemeinschaft bedauerlicherweise nicht an der britischen parlamentskultur, sondern an der schnarchkappenkultur des US-amerikanischen repräsentantenhauses, auch die BRD. Ganz im sinne der politik der konzerne. Aufgeweckte bürger und parlamentarier könnten ja die eigenen pläne durchschauen und/oder durchkreuzen, also gibt man sich lieber behäbig. Außerdem: Euphorie bei der präsidentenwahl kann kein gradmesser für eine lebendige demokratie und freedom of expression oder demokratische streitkultur sein.

     

    Herzliche grüße, Albert

  • D
    Dirk

    'Volker Beck twittert angesichts des Versteckspiels: "Ostern im Bundestag".'

    Sagen wir's doch so: Kindergeburtstag im Bundestag mit Volker Beck als Oberkasper. Dem ist ja scheinbar garnix peinlich. Hat er wirklich nichts besseres zu tun, als diesen Quatsch zu twittern?

    Das Gebot der Stunde - demokratisch wie finanziell - kann da nur lauten: Reduzierung der Abgeordnetenzahl!

  • P
    Philipp

    @Albert Anglia: die Wahlbeteiligung in Großbritanien bei der letzten House of Commons- Wahl 2005 betrug 62% also über 10 % weniger als bei uns. Hitzige Debatten (die zweifelsohne ziemlich interessant sind) steigert nicht unbedingt das Interesse an der Wahl oder Politik insgesamt.

    Im Gegensatz dazu sind die Debatten z.B. im US-Senat oder Repräsentantenhaus seeeehr langweilig, das tut aber der Euphorie des Landes bei Wahlen (v.a. Präsidentschaftswahlen) keinen Abbruch.

  • UH
    Uli Hutzler

    Man mag Dr. Riesenhubers Fortschrittsoptimismus nicht teilen - dass die Computertechnik das Ausmaß der intellektuellen Versehrung der politischen Klasse anno 2009 offenlegt, zumindest das muss man ihr zugute halten. Microblogging als der ehrlichste Ausdruck der geistigen Verfasstheit grüner MDBs - wohl nicht einmal der schlimmste Dystopiker hätte sich zu Zeiten von Riesenhubers Ministerschaft das 21. Jahrhundert so vorgestellt.

     

    Schmau mer mal, was die Welt der Quanten bringt. Hoffentlich nicht allzuviel Dekohärenz...

  • V
    vic

    MdBs twittern, Merkel schreibt SMS, der Alterspräsident scherzt.

    Das ist wirklich ein Ereignis, das live übertragen werden müss.

    Am besten gefiel mir noch Lammert mit seiner Kritik an ÖR-TV, die ich grundsätzlich teile und am Auslagern von Politik an externe Institute. Guttenberg war "not amused".

  • S
    Sebastian

    Ein ausgezeichneter Artikel. Er zeigt mal wieder die enorme Erleichterung der Arbeit von Journalisten durch neue Medien:

    Vorbei die Zeiten, als man recherchieren musste.

     

    Es genügt eine halbe Stunde, in der man Kaffee trinkt, die Aufzeichnung von der Rede durchskippt, und eben bei Twitter vorbeischaut.

     

    Alles kein Problem, seit dem jeder Journalist Twitter zumindest lesend bedienen kann und Twitter als uneingeschränkt vertrauenswürdig gilt.

     

    Danke, taz.

  • R
    Reiner

    Phoenix hat live übertragen. Zudem gab es Live- Streams im Netz bei den Öffentlich- Rechtlichen. Nur mal so nebenbei.

  • JW
    jot weigelt

    Aarghhh! Kann nicht mal langsam jemand diesen selbstverliebten Twitterköppen den Strom abdrehen?

    Gibt doch schliesslich schon längst besseres - hier zum Beispiel:

    http://netskater.net/new-index/politart2000.html

     

    ... is doch wahr!

  • M
    Martin

    Lammert hatte Recht mit seiner Kritik an den Sendern. Denn es reicht nicht aus, auf Phoenix auszustrahlen, weil manche Kabel-TV-Anbieter diesen Sender nicht vollständig anbieten. Tagsüber bekommt man dort z.B. einen Kindersender vorgesetzt und erst abends wird Phoenix-Programm übertragen.

  • G
    Gott

    ob der Souverän nicht Anspruch auf nicht vergreiste und zeitgemäß informierte Volksvertreter haben sollte.

    -----------

    Jedes Volk hat die Regierung die es verdient. Wenn die Mehrheit der Deutschen so blöd ist nicht zeitgemäß informierte Volksvertreter zu wählen sollte man die Schuld bei den Wählern (bzw. was viel schlimmer ist: die Nichtwähler/Ungültigwähler) suchen und nicht bei denen die sich zur Wahl stellen. Die Abgeordneten können nichts dafür, dass man sie gewählt hat!

  • O
    ochsausbayern

    @ Emil Neustadt.

     

    Der Seehofer ist der einzige der Politiker, der auch Schmunzeln musste. Aber so ist er halt.

    Ein Guter.

    Ein Bayer.

     

    Er hätte es nicht nötig gehabt, in einen derart aggressiv-dominanten Ton zu reagieren, wie es Frau Merkel tat.

     

    @taz:

     

    Was ist schlimm daran, wenn ein Alterspräsident über Computerchips, Gentechnik und die Bedeutung der Grundlagenforschung redet?

     

    Ich ziehe obiges salbungsvollen und vor allem nichtssagendem Bla Bla vor.

    Dass gerade ein Volker Beck damit nichts anfangen kann, ist einleuchtend.

    Er ist in seinem Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik nie zu einem akademischen Abschluss gekommen.

     

    Man hätte auch die sehr guten kritischen Anmerkungen Norbert Lammerts erwähnen können:

    Das Parlament habe über der Regierung zu stehen.

    Es sei nicht mit der mit der Verfassungsvorschrift "Der Bundestag verhandelt öffentlich", zu vereinbaren, wenn jede 4. Rede nicht mehr gehalten, sondern nur noch zu Protokolle gegeben werde. Antworten der Regierung auf parlamentarische Anfragen seien in der letzten Periode oftmals unbefriedigend oder gar ärgerlich gewesen. Die immer stärkere Einbeziehung von Anwaltskanzleien, Beratungsunternehmen und Gutachtern stärke die Autorität der Verfassungsorgane nicht, das gelte auch für den Bundestag. usw...

     

    Dies sind sehr gute Anmerkungen. Der taz ist ein Getwittere eines Volker Becks wichtiger.

  • P
    Parasit12

    Anstatt die gelungene Rede von Lammert in den Mittelpunkt des "Start in den Bundestag"-Artikels zu stellen, welche unter anderem treffend die derzeitige Misslage unserer "parlamentarischen Demokratie" beschreibt, gibt's nur "Tele-Tubbies" mit "Petzen-Sauce". Das sollte man doch den Boulevard-Profis überlassen.

  • A
    adam_smith

    statt über herrn riesenhuber zu witzeln (@ Brian: mit 73 ist man wohl schwerlich "vergreist") finde ich es eher angebracht, die tweetenden abgeordneten zu kritisieren. fürs rumdaddeln, spielen, simsen und twittern sitzen die leute nicht im bundestag, sollte man meinen.

  • BB
    Bodo Bender

    Offen gestanden, die Twitterei interessiert mich nicht. Manchmal benimmt sich das Parlament eben wie eine Schulklasse - und die taz wie eine Schülerzeitung.

     

    Dabei ist die schallende Ohrfeige, die Lammert dem Guttenberg versetzt hat, untergegangen - und die ging so: "Weder ist die Regierung Gesetzgeber noch das Parlament Gesetznehmer", sagt er. Und der (durch Guttenbergs Beauftragung einer Anwaltskanzlei zur Gesetzeserstellung entstandene) Eindruck, "diese zentrale staatliche Aufgabe werde immer häufiger und möglicht unauffällig an Anwaltskanzleien, Beratungsunternehmen und Gutachter abgetreten oder ausgelagert, stärkt die Autorität der Verfassungsorgane nicht".

  • AA
    Albert Anglia

    Also, die live-übertragung zur ersten sitzung des 17. Bundestages hätte ich mir nicht angesehen angesichts einer nahezu einschläfernden parlamentskultur in der Bundesrepublik Deutschland. Heißt: Lange monologe hinterm pult, festgelegte redezeiten, kein wirklicher, realer wortwechsel, die unfähigkeit vieler deutscher politiker, grammatisch vollständige sätze frei zu formulieren und kritischen fragen nicht auszuweichen bzw. aus dem weg zu gehen, sondern sich einem kritischen dialog auch im parlament zu stellen. Schauen sie sich mal an, wie lebendig es im House of Commons oder im Schottischen Parlament desöfteren zugeht. Das weckt interesse und regt zum mitdiskutieren an. So müsste es auch in deutschen landen zugehen. Man traut sich hier nur nichts, obwohl die grauen zellen für mehr ausgelegt sind.

    Ich empfehle nur mal zum anschauen und anhören "Prime Minister's Questions" von Wednesday, 21. October 2009 unter folgendem link, und dann einfach auf play klicken:

    http://www.news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/politics/8318107.stm

  • BV
    Brian von Nazareth

    Statt sich über Riesenhuber lustig zu machen, sollte man lieber mal darüber sinnieren, ob der Souverän nicht Anspruch auf nicht vergreiste und zeitgemäß informierte Volksvertreter haben sollte.

  • R
    reblek

    Dass die taz-Redaktion den Unfug, den die Herrschaften MdB in die Landschaft twittern, für erwähnens- und zitierenswert hält, bedeutet wohl, dass

    - nichts wirklich Zitierenswertes gesagt worden ist,

    - einige MdB im Autor einen Fan gefunden haben,

    - der taz die Kriterien dafür fehlen, was berichtenswert ist und was nicht.

    Alleine der Hinweis, dass diese Leute nichts Besseres zu tun haben, als zu twittern, reicht als Nachricht, dass wir sie nicht ernstnehmen müssen.

  • EN
    Emil Neustadt

    Noch etwas zum spott über die sprachreduktion der neuen regierung: Rob Savelberg, Berlin-korrespondent der niederländischen tageszeitung "De Telegraaf", hat die zeitweilige unfähigkeit Frau Kanzlerin Merkels, kritische fragen kompetent, kontrovers und offen zu beantworten, auf einer pressekonferenz zu beginn dieser woche auf vortreffliche weise entlarvt. Ihr EISERNES SCHWEIGEN ist unter folgendem link audiovisuell für die weltöffentlichkeit dokumentiert: Merkel zu finanzminister Schäuble und den 100.000 Mark

    http://www.youtube.com/watch?v=XaWE8K2nRVs