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Start der BundesligaZiemlich viel Konjunktiv

RB Leipzig steht gegen Bayern München gleich zum Start der Bundesliga unter Druck. Doch das Selbstbewusstsein ist da.

Leipziger Selbstbewusstsein: Trainer Marco Rose pusht seine Spieler Gvardiol und Szoboszlai Foto: Jan Woitas/dpa

Am vergangenen Wochenende stand Marco Rose im kalten Nieselregen von Leipzig neben einem Trainingsplatz und hatte ein dringendes Anliegen. „Ich warne vor Schlendrian, vor Verlust von Gier, vor zu einfachen Fehlern“, sagte der Trainer von RB Leipzig nach einem erfolgreichen 4:0-Testspiel gegen den tschechischen Erstligisten Mladá Boleslav. Rose waren Kleinigkeiten aufgefallen, die besser sein könnten und wohl auch besser sein müssen, wenn seine Mannschaft heute Abend zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga auf Bayern München trifft.

Das Topspiel zum Auftakt gehört zwar noch zur Hinrunde dieser Saison, hat aber schon vorentscheidenden Charakter. Die Münchner sind derzeit Tabellenerster, sechs Punkte vor den drittplatzierten Leipzigern. Angesicht der bajuwarischen Dominanz der Liga in den vergangenen Jahren dürfte ein RB-Sieg noch etwas Spannung im Meisterkampf versprechen. Der BVB ist als Sechster schon 9 Punkte weg, und ob Freiburg (2.), Frankfurt (4.) und Union Berlin (5.) dem Rekordmeister noch gefährlich werden können, darf man bezweifeln.

Entweder schiebt sich also Leipzig noch mal ran oder die Bayern ziehen einsam ihre Kreise. „Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, dann waren die Bayern eine eigene Liga“, sagt Xaver Schlager am Telefon. „Aber irgendwann werden sie vielleicht auch mal straucheln.“ Der Österreicher ist Abräumer, Antreiber und Fixpunkt in der Leipziger Mannschaft. Wie kaum ein anderer Spieler im Team verkörpert er das Urvertrauen in die eigene Leistung. Die Bayern schlagen? Wieso nicht! Oder wie es der 25-Jährige formuliert: „Jede Mannschaft hat ihre Schwächen. Es geht darum, sie herauszufinden.“

Schlager steht außerdem für den Wandel, den RB in den letzten Monaten genommen hat. Kaum ein Stein beim ehrgeizigen Brauseclub blieb auf dem anderen. Nach der Entlassung von Domenico Tedesco kam mit Marco Rose ein neuer Trainer, der wieder alten RB-Fußball spielen ließ: Dominanz durch Pressing, Tore durch Umschaltspiel. Der Mannschaft gefällt’s, in 16 Pflichtspielen wurden im Schnitt fast 2,4 Punkte geholt. Seit 13 Spielen ist RB ungeschlagen. Schlager wurde vom Bankdrücker zum Dauerläufer, spielt mittlerweile fast jede Partie durch.

Mintzlaff berät nur noch

Nach dem Tod des Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz im Oktober entstand in der Firmenzentrale bei Salzburg ein Machtvakuum. Das soll nun unter anderem Oliver Mintzlaff als einer von drei Geschäftsführern füllen. Bislang war er als Vorstandsvorsitzender das Gesicht des von RB, steht jetzt noch beratend zur Verfügung. Dazu gab es auch in der zweiten Reihe Personalveränderungen im Klub. Mintzlaffs Aufgabe, nach außen zu kommunizieren, soll der neue Geschäftsführer Sport Max Eberl schließen. RB und Eberl – das passt auf einer rein logischen Ebene gut zusammen. Der Verein bekommt nachgewiesene sportliche Kompetenz, Eberl ein größeres Budget und mehr Spielraum, als er es bei Borussia Mönchengladbach gewohnt war. Allerdings wird Eberl einen Widerspruch ausräumen müssen: In Gladbach hatte er sich häufig gegen die Kommerzialisierung ausgesprochen und arbeitet nun bei dem Verein, den viele Fans als das Sinnbild ebendieser Entwicklung sehen.

Der Kader ist wohl einer der talentiertesten,den RB seit dem Bundesligaaufstieg vor fast sieben Jahren hatte

Der Manager machte zu seinem Start um Weihnachten einen erholten Eindruck, nach dem er vor rund einem Jahr wegen eines Burnouts in Gladbach zurückgetreten war. Jetzt wartet eine Menge Arbeit auf ihn: Topstar Christopher Nkunku geht im Sommer für 60 Millionen Euro zum FC Chelsea, Leistungsträger Konrad Laimer wohl ablösefrei zu den Bayern. Beide müssen sportlich ersetzt werden, was schwierig wird. Weitere Abgänge im Sommer sind keinesfalls ausgeschlossen.

Der aktuelle Kader ist wohl einer der talentiertesten und leistungsstärksten, den RB seit dem Bundesligaaufstieg vor fast sieben Jahren hatte. Wären nicht die Hypothek des schwachen Saisonstarts, sowie die Verletzung von Stammtorwart Peter Gulacsi und Topscorer Nkunku, wäre ein Angriff auf die Tabellenspitze wohl denkbar. In Leipzig sehen sie es so: Sollten die Bayern, dieses Jahr oder irgendwann, doch straucheln, will der Klub in Schlagdistanz sein. „Es wird der Tag kommen, an dem die Bayern den Thron mal räumen müssen, dann werden wir uns alle freuen“, sagt Eberl der Mitteldeutschen Zeitung. Das alles ist aber ziemlich viel Konjunktiv, ebenso, dass Leipzig an seine starke Serie aus dem Herbst anknüpfen kann. „Wir haben sehr gute Ergebnisse erzielt, da kommt natürlich das Selbstvertrauen“, sagt Schlager und ergänzt: „Das birgt eventuell die Gefahr, dass einer denkt: ‚Vielleicht kann ich mal einen Schritt weglassen.‘ Aber wir dürfen keinen Schritt weglassen. Es geht nur über die harte Arbeit.“

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