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Starke Lira: Riesige Kapital- importüberschüsse in Italien

Mailand (dpa) - Die hohen italienischen Zinsen ziehen immer mehr kurz- bis mittelfristiges Kapital aus dem Ausland an. Trotz weiter hoher Passivsalden im Güter- und Leistungsverkehr schloß Italiens Zahlungsbilanz im 1. Halbjahr 1990 dadurch mit einem Aktivsaldo von rund 21,4 (Vorjahr: 11,15) Billionen Lire (29,3 Milliarden DM).

Im 1. Halbjahr belief sich der Überschuß in der italienischen Kapitalbilanz auf 40,46 (25,70) Billionen Lire (55,4 Milliarden DM). Gleichzeitig ergab sich in der Waren und Dienstleistungsbilanz vor allem infolge der Verschlechterung im Warenverkehr ein Passivsaldo von 19,06 Billionen Lire (26,1 Milliarden DM), gegenüber einem Defizit von 14,55 Billionen Lire (20 Milliarden DM) in der gleichen Vorjahreszeit.

Anfang des Jahres hatte Italien den Kapitalverkehr im Hinblick auf die erste Stufe der Europäischen Währungsunion liberalisiert. Durch die anhaltend hohen Zinsen hält sich die Lira seit Monaten am oberen Interventionspunkt des Europäischen Wechselkurssystems. Folge dieser festen Position der Lira ist ein Sinken der Importpreise und ein verstärkter Druck auf die Wettbewerbsrelationen der italienischen Exportunternehmen. Kommentatoren der Industrie begrüßen trotz allen Ärgers über die hohen Zinsen die stabilisierende Wirkung, die von der Währungssituation auf die Lohnforderungen der Gewerkschaften ausgeht. Eine baldige Trendumkehr in der Zinsentwicklung wird nicht erwartet, da nicht davon ausgegangen wird, daß es der Regierung gelingt, die zur Zinsdämpfung notwendige Haushaltssanierung in Angriff zu nehmen.

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