Starbucks in Europa: Kaffee mit Milch und ohne Steuern
Wie die US-Kette Starbucks in Europa auf legale Art und Weise enorme Gewinne einstreicht – und dennoch vom Fiskus verschont wird.
BERLIN rtr/taz |Wer am Brandenburger Tor einen „Mocha Frappuccino“ oder eine „Apple Crumble Latte“ bestellen will, braucht Geduld. Die Filiale des US-Kaffeerösters Starbucks ist eigentlich immer brechend voll. Seit der Eröffnung des ersten Starbucks in Deutschland am Pariser Platz 4 vor zehn Jahren sind 150 weitere hinzugekommen. Das Geschäft von Starbucks in Deutschland brummt – aber die nach McDonald’s zweitgrößte Kaffee- und Restaurantkette der Welt hat seit 2002 hierzulande noch nie Ertragssteuern gezahlt.
Genauso wenig wie in Frankreich, wo Starbucks seit 2004 mit inzwischen 60 Läden präsent ist. Oder in Großbritannien mit inzwischen über 700 Filialen. 2011 hat Starbucks in Deutschland einen Umsatz von 117 Millionen Euro erwirtschaftet – und dennoch 5,3 Millionen Euro Verlust eingefahren. Deshalb entrichtete man auch keine Steuern.
Aber Starbucks geht es finanziell keinesfalls schlecht. In der vergangenen Woche veröffentlichte der Konzern Zahlen, nach denen der Gesamtumsatz im vergangenen Quartal um elf Prozent auf 3,36 Milliarden Dollar gestiegen ist, der Nettogewinn lag bei 359 Millionen Dollar. Für die Steuerzahler bleibt davon wenig übrig.
Und das geht so: Die Starbucks-Töchter in Deutschland und Frankreich zahlen an die Europazentrale in den Niederlanden eine Lizenzgebühr, die sechs Prozent des Umsatzes entspricht, außerdem Gebühren von 25.000 Dollar für jedes neue Cafe. Auf diesem Weg fließt viel Geld ins Ausland, während die Töchter ihren steuerrelevanten Gewinn reduzieren können. Nach niederländischem Recht können die Lizenzgebühren ohne Besteuerung in Drittländer überwiesen werden, wo sie nicht oder nur gering belastet werden.
Steuerlast nur 13 Prozent
Im Vergleich mit anderen internationalen Konzernen sind die Lizenzgebühren bei Starbucks relativ hoch. Die Supermarktkette Walmart belastet ihre britische Tochter Asda mit 0,6 Prozent für verschiedene Dienste, darunter Lizenzgebühren.
Der Kniff mit den Lizenzgebühren hilft Starbucks, die Steuerbelastung für außerhalb der USA erzielte Gewinne auf 13 Prozent zu drücken. Ohne Gebühren und Zinsen hätten die deutschen und die französischen Starbucks-Töchter in den letzten zwei Jahren einen Gewinn von über zehn Millionen Euro gemacht – und 3,4 Millionen Euro Steuern zahlen müssen.
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