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StandbildGut und Böse

■ Greenpeace-Schiff im Fernsehspiel versenkt: "Anschlag auf die Rainbow-Warrior"

Greenpeace-Schiff im Fernsehspiel versenkt: „Anschlag auf die Rainbow Warrior“, ZDF, 19.25 Uhr

Auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist man vor Werbeblöcken im Spielfilm offenbar nicht mehr sicher. Kurz vor acht unterbrach das ZDF den „Anschlag auf die Rainbow Warrior“, um mit zwei Minuten Reklame zu nerven. Das war vielleicht das Interessanteste an der Koproduktion der Mainzelmännchen mit dem amerikanischen Kommerzsender ABC, die das Bombenattentat des französischen Geheimdienstes „DGSE“ auf ein Schiff von Greenpeace im Hafen von Auckland, Neuseeland, nachzeichnete.

Der britische Regisseur Michael Techner drehte nach dem Buch von Martin Copeland und Scott Busby ein eher biederes Fernsehspiel, das sich auf die Ermittlungsarbeit der neuseeländischen Polizei konzentrierte. Und da es eine Produktion aus den Vereinigten Staaten war, schien auch die Handlung in ein Schwarzweißschema gepreßt werden zu müssen, ohne das dem amerikanischen TV-Publikum offenbar kein Fernsehfilm zuzumuten ist.

Die Bombenleger, die – da aus Fronkraisch – in der Synchronisation mit läscherlieschem accent zu spreschen 'atten, waren reschte criminel. Sam Neill als Detective Galbraith wurde dagegen zur pflichtbewußten, engagierten Lichtgestalt hochstilisiert, die kaffeeschlürfend und mit Sätzen wie „gute Arbeit, Jungs“ auf den Lippen angelsächsisches law and order gegen romanischen raison d'état durchsetzte. Die Greenpeace-Leute spielen dagegen als fröhliches Aktivistenvölkchen eigentlich nur eine Nebenrolle.

Trotzdem bleibt es ein mutiges Unterfangen, die Versenkung der „Rainbow Warrior“ in einem Unterhaltungsfilm als Staatsterrorismus der französischen Regierung anzuklagen. Da das ZDF weitere Kooperationen mit dem US-Fernsehen plant, könnte man sich demnächst ja mal amerikanischer Aktionen ähnlichen Kalibers annehmen. Das Fiasko in der Schweinebucht, Reagans Strafexpedition gegen Libyen oder die völkerrechtswidrige Invasion in Panama sind nur einige der Themen, die einem da in den Sinn kommen. Tilman Baumgärtel

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