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■ StandbildWie Sackkarre

„Alle zusammen – Jeder für sich“, Mo., 19 Uhr, RTL2

Die Kamera schwenkt über einen aufgeräumt unaufgeräumten Gewerbehof. Die Backsteinfassade und die blau gestrichenen Fensterrahmen einer Werkstatt sind gleichförmig diffus angeleuchtet. Musik aus den aktuellen Charts hallt über den Hof. Und der leise Verdacht kommt auf, daß die Bilder nicht dokumentarisch sind, sondern einem dramaturgischen Kontext angehören.

Der Verdacht erhärtet sich, als die Kamera ein junges Paar mit Kind unter einem Torbogen einfängt: „Keine Ahnung, was uns hier erwartet“, sagt der junge Mann. Die sauber aufgenommene Synchronstimme fügt sich nicht zum hallenden O-Ton im Hof, paßt aber irgendwie zu dem matschigen Licht. Der Eindruck von Künstlichkeit vervollständigt sich, wenn im Anschluß ein junger Mann und eine junge Frau grauenhaft schlecht simulieren, daß sie Schwierigkeiten mit einer schwer beladenen Sackkarre haben.

Mit diesen Bildern, die so viel Charme haben wie das Etikett auf einer Packung Tiefkühlerbsen, beginnt die RTL2-Daily-Soap „Alle zusammen – Jeder für sich“. Die holzschnittartige Verkürzung jeglicher Dramaturgie, das virtuelle Wackeln der Pappmaché-Kulissen, sowie das schülertheatermäßige Brabbeln der Akteure hat sich in diesem Genre mittlerweile im etablierten Zeichenvorrat der Daily Soaps als „Qualität“ verselbständigt. Wir erinnern uns, daß der Sat.1-Versuch, „Die Wagenfelds“, gründlich gescheitert ist. Dort war das Licht ja auch wenigstens ein bißchen atmosphärisch und die Darsteller standen nicht die ganze Zeit am Set herum wie bestellt und nicht abgeholt. „Alle zusammen“ wird dagegen bestimmt ein Erfolg. Die Bilder nähern sich hier dem archaischen Niveau von Höhlenmalerei. Manfred Riepe

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