■ Standbild: Reifer Bohemien
„Solo für Sudmann“, donnerstags, 17.55, ZDF)
Herr Sudmann hat sein Sonderkommissariat mit der rätselhaften Nummer hinten dran verlassen (SOKO 5113) und seine eigene Detektei aufgemacht, ganz ohne Schreibtisch, aber mit altem Plattenspieler, auf dem die ganze Wucht der deutschen Romantik abgenudelt wird. Dort sitzt er jetzt und dirigiert uns was. Der hat es gut.
Seine Exkollegen wollen noch immer richtig ran – keine Zeit also für Abschiedsreden. Zuletzt mußten sie aber zusehen, wie vor ihren Nasen ein psychedelisches Kammerspiel mit vernutteten Altfrauen und mörderischen Jungmädels heruntergerissen wurde, als wär's ein Hexen-Clip. Dann erst durften die SOKO-Jungs eingreifen und fertig.
Sudmann hat es besser. Er hat sich endgültig vom Elend der deutschen Krimiserien verabschiedet und darf jetzt in seiner ureigenen Lifestyle- Serie den reifen Bohemien mimen – und so nebenbei die Klaviatur des Detektivfilms bespielen, als wär's ein artig Schifferklavier. Drehbuchautor Reinhard Donga lieferte ihm dankbare und schöne Reden ans Publikum. Und Regisseur Thomas Nikel nutzte jede Möglichkeit, um uns von seiner Lust an Buch und Hauptdarsteller zu zeugen. Wenn sein Sudmann einen neuen Schreibtisch aussuchen soll und dabei erkennen muß, daß das moderne Bürogehölz jedes Nickerchen unmöglich macht, erzählt Nikel das in fidelen Werbebildern und zu Strauss'schen Zarathustra- Klängen. Sein Übermensch ist eben nur ein netter, müder Büromensch. Und Heinz Baumann spielt den Solo- Sudmann als Hoffnungsträger der Frühpensionäre, als Ikone der narzistisch Gekränkten in diesen harten Zeiten der „jungen“ Serienkonzepte. Lob, Lob, Lob. Möge die Quote mit ihm sein. Marcus Hertneck
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