■ Standbild: Fünffacher Klong
„Pro + Contra“, Do., 21.45 Uhr, ARD
Die Neue heißt Christina Brecht-Benze. Sie moderiert jetzt „Pro + Contra“, was früher der Elitz mal tat. Grüß Gott, möchte man sagen, aber schon ist sie raus aus dem Bild, weil ihre Sendung zwar länger, aber auch schneller geworden ist. Sie selbst sagt auch nur so ganz kurze Sätze wie: „Die Contra-Anwältin übernimmt. Kreuzverhör.“ Und dann redet sofort eine andere.
Die heißt dann Christine Arlt-Palme und ist eine Ex- vorsitzende der Jungen Union. Hallo! Oder sie ist eine Pro-Anwältin, heißt Andrea Nahles und ist die Vorsitzende der Jungsozialisten. Und tschüß! Denn schon ertönt ein fünffacher Klong, und die Anwälte sind auch wieder raus. Nachhallen können nur die Worte der Experten aus dem In- und Ausland. Denn immerhin ging es irgendwie um staatlich kontrollierte Heroingabe an Süchtige. Mal war wer dafür, mal wer dagegen.
Nur der französische Experte hatte Pathos, als er das tiefe Leid der Suchtkranken beschwor, das man nicht mit staatlichen Heroin-Häppchen sedieren dürfe. Doch auch er wurde weggeklongt wie eine lästige Hummel. Es wurde auch nicht über den Mangel an Therapieplätzen oder persönlichen Hilfeleistungen geredet, sondern nur sportlich-rechthaberisch übers Chemische im Soziologischen. Profis unter sich.
Und so war es einfach nur staunenswert, wie hier die angelsächsische Debattenkultur exerziert wurde, als wäre dies nur ein weiterer Truppenübungsplatz für angehende Demokraten. Im reinlichen Techno-Rahmen des heutigen „Pro + Contra“ fehlen die Hallöchen. Früher wurde wenigstens hin und wieder ein nachdenkliches Elitz-Gesicht eingeblendet. Heute sieht man nur die Zeichen der Zeit und wartet auf den Klong. mah
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