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■ StandbildErnstgenommen

„Pur: Krach um den Lärm“, Dienstag, ZDF, 14.35 Uhr

Daß das Fernsehen Kinder verdummt, ist wohl das populärste Stammtischargument gegen das Medium. In Symposien und besonders gerne in Talkshows (!) wird von den einschlägigen Experten immer wieder auf dem schädlichen Einfluß herumgeritten, den Fernsehen angeblich auf kleine ZuschauerInnen hat. Gemeint ist damit in der Regel das Tagesprogramm der privaten Sender, weil man die Kindersendungen der Öffentlich-Rechtlichen offenbar sowieso als antiquiert ad acta gelegt hat. Doch wer von der Kinder- und Jugendsendung „Pur“, die sich vorgestern mit dem Thema „Lärm“ beschäftigte, altväterliche Belehrungen erwartete, sah sich getäuscht.

„Lärm“ wurde aus den verschiedensten Perspektiven betrachtet. In Kurzbeiträgen geht es um das Wohnen in der Einflugschneise eines Flughafens, einen Gymnasiasten mit Hörgerät und ein Kaff, in dem das Spielen im Freien wegen Kinderlärms verboten ist. Auch das erwartete Thema „Musiklautstärke bei Walkman und Raves“ kommt vor, aber es wird nicht gepredigt, sondern informiert. Und wenn man zu lange laute Musik hört, wird man eben wirklich taub.

„Pur“ geht schnell vor. Einige Sequenzen haben fast die berühmt-berüchtige „MTV-Ästhetik“. Daß auf veränderte Sehgewohnheiten keine Rücksicht genommen wurde, kann man nicht sagen. Auch der Moderator ist keiner dieser öffentlich- rechtlichen Berufsjugendlichen, die in Sendungen „für junge Zielgruppen“ gerne vor die Kamera gestellt werden. Gleichzeitig kann man sich das Ganze auch als Erwachsener ansehen, ohne sich blöd vorzukommen – ein Hinweis darauf, daß auch die Kinder, für die die Sendung gemacht wurde, sich ernstgenommen fühlen dürften. Tilmann Baumgärtel

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