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■ StandbildSturz, Sprung, Tod

„Tödliche Pisten“, Mittwoch, 21.45 Uhr, ARD

Vorsicht, Musik wabert. Eine Stimme nennt bedrohlich ein Datum. Aha! Tod der Abfahrerin Maier. Schluß mit Sappradi. Das Unternehmen alpiner Skisport wird journalistisch aufgearbeitet. Natürlich nicht vom Rubi. Der zählt WM-Medaillen. Unser Mann heißt Kamil Taylan.

Große Fragen bewegen ihn: Wo ist die Grenze? Braucht der Ski-Weltcup die Sprünge, die Stürze, Geschwindigkeiten von 150 km/h? „Spektakuläre Stürze“, sagte Ex-Weltmeister Patrick Ortlieb unlängst dem Spiegel, „sind unsere Geschäftsgrundlage.“

Gnadenlos werden die Schurken auf frischer Tat ertappt: Der Ski-Weltverband FIS ist es, der für das Geld des Fernsehens und der sponsernden Wirtschaft die Gesundheit seiner Läufer verkauft. Die FIS sagt: Keiner wird gezwungen. Geld verdienen aber nur die Allerbesten. Würde einer eine Strecke ablehnen, der Abfahrer Trinkl sagt es ungerührt, stünden zehn andere bereit. Der Körper des Athleten kann aber mit dem Fortschritt des Materials und der Beschleunigung nicht mehr mit. Die Toten und die Krüppel räumt man eilig von der Strecke. Es hat sich jeweils „um einen Fahrfehler“ (FIS) gehandelt. Was klar werden soll: Tote sind nicht Unglücksfälle, sie sind akzeptierter Teil des Geschäfts. Es ist schön von Taylan, daß er die Abgebrühtheit des zynischen Fernsehsport-Konsumenten aufzubrechen versucht, für den sich letztendlich Ulrike Maier ihr Genick auch gebrochen hat. Er wird dabei allzu moralisch – und das macht uns Zerstreute verstockt. Besser gefällt uns Sarkasmus: „Zur Beerdigung von Maier kamen sie in Skikleidung“, heißt es über die Kollegen, „das Begräbnis wurde direkt übertragen“. Peter Unfried

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